Düsseldorf. Im Sommer hat Fortuna Talente an Konkurrenten verloren. Mit der Millionen teueren Erweiterung des Nachwuchsleistungszentrums will der Klub den nächsten Schritt machen.

Weihnachten werden Wünsche erfüllt, zum Jahreswechsel wird bilanziert und geplant. Die Zwischenbilanz, die Markus Hirte zieht, stellt ihn zufrieden. „Alle Mannschaften spielen in der höchsten Klasse“, sagt der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von Fortuna. „In der B-Jugend müssen wir das jetzt aber auch dauerhaft hinbekommen. Und in der C- und D-Jugend werden uns die Talente zwar noch abspenstig gemacht, aber deutlich seltener.“

Noch zufriedener als mit der sportlichen Situation ist er mit der gesamten Entwicklung im Nachwuchsbereich, vor allem aber sieht er prächtige Perspektiven. „Wir haben vieles weiterentwickelt“, sagt Markus Hirte – vom Techniktraining bis hin zum Mentaltraining und sportpsychologischen Betreuung. Im pädagogischen Bereich seien enorme Fortschritte gemacht worden, wie die Anerkennung der Kooperationsschulen Lessing-Gymnasium / Lessing- Berufskolleg und Hulda-Pankok-Gesamtschule als Eliteschulen des Fußballs zeigt, im Bereich der Sportmedizin sei der Verein dank der guten Zusammenarbeit mit einem Geflecht von Medizinern bestens aufgestellt.

Individualtraining und Unterricht

„Von den Rahmenbedingungen her brauchen wir keinen Vergleich zu scheuen“, sagt Hirte. Inzwischen gibt es auch Individualtraining am Nachmittag, Unterricht auch zusammen mit Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung, ein Fahrdienst wird gerade eingerichtet.

Warum all das? Wäre es nicht viel einfacher und eventuell sogar preiswerter gute Spieler im Alter von 19, 20 Jahren zur Fortuna zu holen? „Nein“, lacht Hirte. „Erstens ist es für Fortuna schwer, an diese Spieler zu kommen, weil es noch ein paar Vereine gibt, die finanzkräftiger sind. Aber Typen wie zum Beispiel Lumpi sind eine absolute Notwendigkeit für die Identifikation mit dem Verein. Außerdem ist ein guter Nachwuchs so etwas wie eine Lebensversicherung – auch Borussia Dortmund und der VfB Stuttgart haben diese Erfahrung gemacht, als sie ziemlich schlecht da standen. Und nicht zuletzt haben wir eine gesellschaftliche Verantwortung, die sich in einer guten Nachwuchsarbeit ausdrückt.“

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Dass kaum ein Spieler bei Fortuna sofort den Sprung aus der A-Jugend in die erste Mannschaft schafft, ist für Hirte kein Problem. „Wir haben die U 23 in einer attraktiven Spielklasse. Das ist derzeit der ideale Zwischenschritt für unsere Jungs, die damit Zeit bekommen, sich zu entwickeln.“ Allerdings sei eine U 23 auch kein Dogma: „Wenn eine andere Einteilung der Spielklassen erfolgen sollte, käme auch sie auf den Prüfstand.“

Im Sommer haben vier, fünf Spieler die Fortuna verlassen, die Hirte gerne gehalten hätte. „In der C- und D-Jugend haben wir keine rechtlichen Möglichkeiten“, berichtet er. „Da sind die Versuchungen für Spieler und Eltern riesengroß. Was da im Nachwuchsbereich passiert, ist Wahnsinn.“ In Gesprächen mit Eltern und Beratern versucht Hirte immer wieder klar zu machen, warum Fortuna der beste Verein für den Nachwuchsspieler ist. „Unser Ziel ist es, künftig auch die Top-Talente in der C- und D-Jugend zu halten und die Spieler in die U 16 zu bekommen.“ Dort können sie einen Ausbildungsvertrag erhalten. Eine Entwicklung bei den Kindern und Jugendlichen zu sehen, sie dabei zu fördern und zu begleiten – das ist es, was Hirte antreibt.

Die Perspektiven der Fortuna sind zwar nicht rosig, aber sehr gut und werden nahezu optimal, wenn die weiteren Planungen realisiert werden. Auf dem Nachbargelände des ehemaligen SC Flingern sollen weitere Möglichkeiten geschaffen und genutzt werden: Kabinen, Büros, Besprechungsräume, Kraft- und Rehabereiche. „Wenn das passiert, wäre das ein Riesenzeichen“, sagt Markus Hirte. Offen ist noch, ob die Geschäftsstelle am Flinger Broich bleiben oder zur Arena umziehen soll.

„Bei Aufstieg wird vieles leichter“

Das Millionen-Projekt, das von Vorstandsmitglied Sven Mühlenbeck intensiv begleitet wird, soll zeitnah gemeinsam mit der Stadt in Angriff genommen werden. „Wir überlegen gerade: was ist notwendig, was wäre schön, was Luxus. Mein Wunsch ist, dass das Zentrum in zwei Jahren steht.“ Und dann äußert er indirekt einen zweiten Wunsch, an die erste Mannschaft gerichtet: „Bei einem Aufstieg wird vieles leichter.“