Düsseldorf. Fortunas Innenverteidiger Jonathan Tah kehrte gestern vom Vier-Nationen-Turnier mit der U-19-Nationalmannschaft zurück. Gegen Frankreich flog der sonst so fair agierende 18-Jährige vom Platz. In der 2. Liga hinterließ er einen anderen Eindruck.
Fast unbemerkt wäre gestern Nachmittag die Rückkehr von Junioren-Nationalspieler Jonathan Tah zur Fortuna geblieben. Erst als seine Mannschaftskollegen auf dem Trainingsplatz unter Flutlichtatmosphäre ihre ersten Einheiten absolvierten, fuhr der 18-Jährige auf dem Parkplatz vor. Dort wirkte der auf dem Rasen so souveräne Verteidiger ungewohnt unsicher, ob er direkt auf seine Kollegen zugehen, oder doch in der Kabine zur routinemäßigen Behandlung verschwinden sollte. Nach einem kurzen hin und her entschied er sich schließlich für letzteres.
Dabei muss sich Tah alles andere als verstecken. Jüngst wurde das Supertalent nach dem 1:0-Sieg Fortunas bei 1860 München von seinem Cheftrainer Oliver Reck als „in der zweiten Bundesliga verschenktes Talent“ geadelt. „Ein schönes Kompliment“, befand der Adressat gestern selbst.
Unwürdiger Abgang
Während Tah bei den Flingernern immer mehr zu einem der stärksten Innenverteidiger des Fußball-Unterhauses reift, fiel er bei der U19-Reise zuletzt allerdings negativ auf. Beim Vier-Nationen-Turnier im griechischen Veria leistete sich die Leihgabe des Bundesliga-Dinos Hamburger SV ausgerechnet in der letzten Partie einen unwürdigen Abgang, indem er nach einer Stunde gegen die U19-Auswahl Frankreichs mit Gelb-Rot vom Platz flog.
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Ein Platzverweis von Tah? Fast ein absolutes Novum für einen Spieler seiner Klasse, der normaler Weise in 90 Minuten nahezu ohne jedes Foulspiel auskommt. In seiner noch jungen Karriere passierte ihm das erst einmal, am 1. September vergangenen Jahres in der Regionalliga Nord in Diensten der HSV-Reserve. Im Nationaltrikot war es dagegen eine Premiere.
„Die erste gelbe Karte ist anzuzweifeln“, erklärte Tah mit einem verlegenen Lächeln. „Das zweite Foul war dann ein taktisches. Ich habe keinen Spieler brutal umgehauen.“
"Können daraus nur lernen"
Dass die Begegnung gegen die „kleine“ L’Équipe tricolore letztlich mit 0:5 verloren ging und die U19-Nationalauswahl am Ende nur den dritten Platz belegte, sei laut Tah „nicht so schlimm. Wir können daraus nur lernen.“
Paradox. Während der gebürtige Hamburger bei Fortuna für absoluten Erfolg steht, verlief sein Nationalelfauftritt unglücklich. Mit Fortuna verlor das Defensivjuwel bislang keine Pflichtpartie (vier Siege und drei Remis). Beim Vier-Nationen-Turnier verlor die U19 mit ihm in der Startelf jedoch sowohl gegen die Franzosen, als auch gegen die Spanier (0:2). Beim 3:0-Sieg gegen die Junioren Griechenlands wurde Tah nur eingewechselt.
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Trotzdem sei für ihn die Länderspielreise eine tolle Erfahrung gewesen. Kein Wunder, spielte er doch unter anderem mit den zwei hochgehandelten Talenten Gianluca Gaudino und Sinan Kurt vom Rekordmeister FC Bayern München sowie VfB Stuttgart-Profi Timo Werner zusammen.
Zurück in Düsseldorf wird Tah heute wieder mit den Flingerner Kollegen trainieren, um seine persönliche Erfolgsserie fortzusetzen. Einen Grund, die Ausleihe zur Fortuna zu bereuen, hat Tah indes nicht, denn „dieser Klub ist für mich ein guter Entwicklungsschritt!“
Das dürfte auch dem Hamburger SV sicher nicht unbemerkt geblieben sein.