Kiew. Spanien hat nicht nur die EM 2012 gewonnen, sondern sogar den Titel verteidigt und zwischendurch sogar die WM 2010 eingefahren. Im Finale traf Spanien die Italiener ins Herz. Die Fußball-Moderne triumphierte über die Fußball-Klassik. Ein Kommentar.
Schon wieder haben die Spanier bei ihrer Hymne nicht mitgesungen. Wie kann so eine Mannschaft Europameister werden?
Ja wie bloß? Spanien hat nicht nur die EM gewonnen, es hat seinen Titel verteidigt, es hat zwischen 2008 und 2012 auch die WM 2010 eingefahren und damit etwas geschafft, das Argentinien, Brasilien, Deutschland oder Italien nie erreicht haben. Und bevor sich jemand aufregt: Spaniens Kicker können ihre Hymne nicht mitsingen – sie hat keinen Text. Soviel nur zu den deutschen Stammtisch-Schlaumeiern, die seit der Halbfinalniederlage gegen Italien allen Ernstes behaupten: Wer lauter mitsingt, kämpft beherzter.
Spanien hat lange und beharrlich gearbeitet
Wie schnell heutzutage Kritiker übers Ziel hinaus schießen, lässt sich auch am neuen alten Titelträger festmachen. Spaniens Kurzpassspiel sei zum Selbstzweck verkommen, schematisch, langweilig, die Ära vorbei. Alles gehört während dieser EM, alles weggefegt durch ein Finale, in dem Spanien, diese im Auftreten gänzlich Leitwolf-freie-Zone, die Italiener ins Herz getroffen hat. Es war ein Triumph der perfekt gespielten Fußball-Moderne über eine Fußball-Klassik, die gegen Deutschland ihre besten Momente hatte.
Es mag Joachim Löw trösten: Wie lange hatte Spaniens Nationalelf den Ruf, nie einen Titel holen zu können? Und wie sehr prägt sie jetzt die Turniere und, wichtiger noch, unsere Vorstellung davon, wie dieses Spiel aussehen soll. Sie haben lange daran gearbeitet, beharrlich, mit innerer Überzeugung. Man sieht: Es kann sich lohnen.
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