Danzig. Bundeskanzlerin Angela Merkel stand vor dem EM-Viertelfinalspiel der deutschen Mannschaft gegen Griechenland im Mittelpunkt des Interesses, aber keineswegs im Zentrum von Beschimpfungen. Sie saß neben DFB-Chef Wolfgang Niersbach und Uefa-Präsident Michel Platini.
Angela Merkel strahlte, schäkerte mit Michel Platini, winkte gelöst den deutschen Fans - das prominente "Maskottchen" der deutschen Fußball-Nationalmannschaft war offensichtlich bestens gelaunt. Ja, ein paar Pfiffe, vereinzelte Schmählieder gab es, aber von einem Spießrutenlauf für die Bundeskanzlerin konnte beim brisanten EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Griechenland keine Rede sein. Politik war in Danzig am Freitag zweitrangig, die Hauptsache war die "schönste Nebensache der Welt" - Fußball.
Der Edelfan der DFB-Elf stand zwar im Mittelpunkt des Interesses, aber keineswegs im Zentrum von Beschimpfungen. Im mintgrünen Blazer konnte sich Merkel das Spiel zwischen Uefa-Boss Platini und dem DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach entspannt anschauen. Im Fachgespräch gestikulierte sie, klopfte ihrem Sitznachbarn Platini auf die Schulter.
Merkel bleibt vor dem Anpfiff diplomatisch
Vor dem Anpfiff gab sich die Kanzlerin, die sich im hochverschuldeten Griechenland wegen des harten Sparkurses unbeliebt gemacht hat, betont diplomatisch. "In Griechenland gucken sie auf ihre hervorragende Mannschaft, in Deutschland auf unsere. Ich bin hier, um der deutschen Mannschaft die Daumen zu drücken", sagte die 57-Jährige dem ZDF und spielte die politische Bedeutung der Partie herunter: "Es ist vor allem ein Fußballspiel."
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Um 19.50 Uhr war Merkel mit den anderen VIPs erst per Hubschrauber und dann in einer silbernen Luxus-Limousine zum Stadion gebracht worden - begleitet von zahlreichen Bodyguards mit schwarzen Regenschirmen. Als ein deutscher Fan auf dem Treppengelände "Angie!" rief, drehte sich die gebürtige Hamburgerin um und winkte.
Ein Treffen mit dem neuen griechischen Regierungschef Antonis Samaras kam auf der Tribüne nicht zustande. Der 61-Jährige musste sich wegen einer Netzhautablösung einer Augen-Operation unterziehen und verzichtete deshalb auf eine Reise nach Danzig.
Auch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, der zwei Plätze neben Merkel saß, wollte von einer Politisierung des Viertelfinals nichts wissen. 'Ich glaube, dass da etwas hochgezogen und aufgeblasen wurde. Die Griechen mögen die Deutschen, und die Deutschen mögen die Griechen. Das sieht man ja auch an der tollen Stimmung hier', sagte der deutsche Sportminister nach seinem Rundgang durch die Danziger Altstadt drei Stunden vor dem Anpfiff.
Friedliches Fußballfest in Danzig
Vor dem Spiel hatten die Anhänger beider Fanlager gemeinsam fröhlich und friedlich gefeiert, von einer angespannten Atmosphäre oder gar feindseliger Stimmung war nichts zu spüren - auch nicht gegenüber Merkel. Die deutschen Fans waren zwar zahlenmäßig leicht in der Überzahl, die Hellas-Anhänger trugen mit Trommeln und heißblütigen Gesängen aber eindeutig mehr zur lebhaften Stimmung bei.
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Jan Schabacker, Pressesprecher der deutschen Polizei-Delegation, sagte vor dem Anstoß: "Es ist ein friedliches Fußballfest hier in Danzig. Bislang wissen wir von keinen Zwischenfällen."
Für das Spiel hatte Merkel das für den frühen Freitagabend geplante Treffen mit dem italienischen Regierungschef Mario Monti, dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy und Frankreichs Präsident Francois Hollande in Rom um einige Stunden vorverlegt.
Özil schwärmt von der Bundeskanzlerin
Es war jedoch nicht Merkels erster EM-Besuch in Danzig. Drei Tage vor dem Auftaktspiel gegen Portugal hatte sie Löw und Co. einen Besuch im Hotel "Dwor Oliwski" abgestattet und viel Erfolg gewünscht. Spielmacher Mesut Özil postete anschließend auf seiner Facebook-Seite ein Foto mit der 57-Jährigen - und schwärmte: "Eine beeindruckende Persönlichkeit." (sid)