Charkow. Zwei Spiele, sechs Punkte: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat bei der EM 2012 auch das zweite Gruppenspiel gewonnen. Das DFB-Team besiegte im Klassiker die Niederlande mit 2:1 (2:0). Mario Gomez erzielte beide Tore für Deutschland.

Es war keine Tod-oder-Gladiolen-Begegnung, nicht eine von diesen Begegnungen, die über Weiterkommen oder Aus, über Triumph oder Trauma entscheiden. Es ging nur um Gladiolen. Und diese Gladiolen hat sich die deutsche Nationalmannschaft am schwül-heißen späten Mittwochabend im Stadion von Charkiw selbst überreicht. Mit einem 2:1 (2:0) bezwang sie die niederländische Elftal und stieß damit die Tür zum Viertelfinale der Europameisterschaft weit auf. Weil Portugal im Spiel am frühen Abend Dänemark bezwungen hatte, ist aber auch Oranje noch im Rennen. Ohne Punkte. Ohne Sieg gegen den großen Nachbarn.

Schweinsteiger legte Gomez beide Tore auf

Am Ende war es eine Partie der Trainer, die sich durch nichts von ihrem Weg abbringen lassen. Auf der einen Seite der so verbindlich auftretenden Joachim Löw. Änderungen auf dem Personalbogen des Bundestrainers im Vergleich zum zum 1:0 gegen Portugal? Keine. Selbstverständlich stand auch Gomez in der Startelf, der trotz seines Siegtreffers scharfzüngig kritisierte Stürmer. Auf der anderen Seite Bert van Marwijk, der mit bärbeißigem Charme ausgestattete Bondscoach. Änderungen im Vergleich zum 0:1 gegen Dänemark? Ja. Nach Verletzung durfte Joris Mathijsen in die Abwehrzentrale zurückkehren, ein weiterer Akteur, den Fußballholland der steifen Routine verdächtigt.

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Und beide waren an der ersten wirklich bedeutenden Aktion dieses „Titanenstrijds“, dieses Titanenkampfes beteiligt. Mathijsen, der ehemalige Hamburger, als Mann, der den Finger hebt, der auf etwas aufmerksam machen will, was ihm falsch erscheint. Gomez als der Mann, der nicht im Abseits unterwegs ist, der sich nicht beirren lässt und beendet, was der Kollege Bastian Schweinsteiger mit einem präzisen Pass eingeleitet hat. Das 1:0 für Deutschland in Minute 24, das zweite Tor des Bayern-Angreifers bei der EM.

Bis dahin war Oranje gefährlich, aber nicht effizient gewesen. So, wie schon gegen die Dänen. Robin von Persie unterzog in Minute sieben Manuel Neuer einer leichteren Prüfung und schoss in Minute elf am Tor vorbei. Nach dem Treffer von Gomez hatte die Nationalelf die Fäden in der Hand. Engagiert, strukturiert, konzentriert, schnell und gedankenschnell trat das Ensemble auf. Und für Gomez nahte die Zeit für den zweiten Streich. Minute 38. Wieder legt Schweinsteiger auf, wieder verwandelte der Bayer. 2:0.

Van Marwijk brachte den Schalker Klaas-Jan Huntelaar

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In Runde zwei reagierte van Marwijk. Er brachte offensiveren Rafael van der Vaart für den Meister der markigen Zerstörungsarbeit Mark van Bommel. Er brachte Klaas-Jan Huntelaar, den Schalker Torschützenkönig, für den Flügelartisten Ibrahim Afelllay, um mehr Druck ins Auge des Sturms zu bekommen. Zwei Einschussmöglichkeiten der allerbesten Güte boten sich allerdings einem Deutschen, einem deutschen Verteidiger, der sich spätestens seit der zweiten Vorrundenpartie als gesetzt empfinden darf. Zweimal zog Mats Hummels in Minute 52 ab. Zweimal konnte Torhüter Maarten Stekelenburg weiteres Unheil abwenden, das Unheil, das aus der Erinnerung hätte zurückgerufen werden können.

Bereits im November 2011 hatten die Löw-Mannen ja in einer Freundschaftspartie die Niederländer mit einem 3:0 deprimiert. Zweimal hatte damals Miroslav Klose vorbereitet, einmal hatte er selbst getroffen. Als Gomez in Minute 72 das Feld verließ und Klose kam, musste er tatenlos beobachten, wie endlich die geballte Offensivkraft, die der Bondscoach nur wegen der schlimmen Not auf den Rasen gebracht hatte, sich auszahlte. In Minute 73 traf van Persie. 1:2. Zum Überleben im Spiel reichte es nicht mehr.

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