Essen/Charkow. Bundestrainer Joachim Löw folgt seinem Plan. Über Jahre hielt er an formschwachen Spielern wie Miroslav Klose und Lukas Podolski fest - jetzt bei der EM an Mario Gomez. Der schoss zwei Tore gegen die Niederlande. Ein Kommentar.
Joachim Löw hat eine unglaublich verbindliche Art; der Bundestrainer lächelt viel, er lächelt oft, er lächelt gern. Doch hinter der Fassade des freundlichen, kommunikativen, fast jovial wirkenden 52-Jährigen verbirgt sich eine Sturheit, die gern unterschätzt wird. Löw folgt einem Plan, seinem Plan – und nur diesem. Er ist, im besten Sinne, ein Überzeugungstäter.
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So hielt Löw über die Jahre an verletzten, an formschwachen Spielern fest wie Miroslav Klose oder Lukas Podolski, an Spielern, die in ihren Klubs nur noch zum Bankangestellten taugten, aber im DFB-Dress dann plötzlich auf das nationale Löw-Konto einzahlten. Mit Zins und Zinseszins. Löw blieb einfach ungerührt stehen, wenn ihm der Sturm des nationalen Stammtisches, des Boulevards ins Gesicht wehte. Und jetzt, wo am Tresen der unkaputtbare wie formidable Klose gefordert wird, wo Mario Gomez, trotz seines Siegtreffers gegen Portugal ein mediales Scherbengericht bereitet wurde, hielt er einfach eisern an ihm fest.
Anlehnung an Giovanni Trapattoni
Und was macht der oft so ungelenk wirkende Halb-Spanier? Was macht der Mann, der das deutsche Kombinationsspiel laut Anklage zu ersticken drohte? Er schießt zwei Tore gegen den Erzrivalen aus den Niederlanden – und öffnet der DFB-Elf das Tor zum Viertelfinale.
Als Joachim Löw jüngst gefragt wurde, ob es sein Intuition war, die ihn zum Gomez-Einsatz geraten habe oder doch tiefergehende Erkenntnisse, hat der Bundestrainer in Anlehnung an Giovanni Trapattoni geantwortet: „Ein Trainer ist kein Idiot.“ Er hat gelächelt dabei. Weil er wusste: Er hatte Recht.