Dortmund/Warschau. . Vor dem Auftaktspiel der Fußball-Europameisterschaft zwischen Polen und Griechenland am Freitag haben wir mit dem polnischen Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek gesprochen - über Gastfreundschaft in seinem Heimatland, Kartenprobleme und die BVB-Mannschaftskollegen.
Lukasz Piszczek, Profi von Borussia Dortmund, ist mal wieder in seinem Einzelzimmer im Warschauer Hotel der polnischen Nationalmannschaft. Pause. Und Zeit für ein Telefonat. Die Vorbereitungen für das EM-Eröffnungsspiel (Freitag, 18 Uhr, Live-Ticker bei uns) laufen auf Hochtouren. Nach dem Training ist für den Außenverteidiger, der gerade 27 Jahre alt geworden ist, vor dem Training. Für Piszczek ist es nach 2008 das zweite EM-Turnier.
Herr Piszczek, am Freitag um 18 Uhr eröffnen Sie mit dem Spiel Ihrer polnischen Nationalmannschaft gegen Griechenland die Europameisterschaft 2012. Schon etwas nervös?
Lukasz Piszczek: Es geht. Es ist ein wichtiges Spiel. Aber ich hatte schon wichtigere. Sicher, unser ganzes Land, 40 Millionen Polen, werden zuschauen und mitfiebern. Und noch ein paar mehr Menschen weltweit.
Für Ihr Heimatland hat das EM-Turnier besondere Bedeutung.
Piszczek: Auf jeden Fall. Wir wollen unser Land zeigen und uns als gute Gastgeber präsentieren. Wir haben tolle Stadien gebaut, die Bundesliganiveau haben. Unsere Mannschaft hat zwei Jahre intensiv auf diesen Moment hingearbeitet, ähnlich wie Ihre deutsche Nationalmannschaft vor der WM 2006. Und mit einem Sieg zum Auftakt würden wir einen großen Schritt machen. Wir werden gegen Griechenland alles versuchen.
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Sie haben mit den Griechen, Russland und Tschechien zwar drei Ex-Europameister in der Gruppe, aber trotzdem eine gute Chance, weiter zu kommen.
Piszczek: Moment. Die Gruppe mag auf dem Papier leicht aussehen. Aber ich glaube, dass es bei so einem Turnier keine leichten Gegner gibt. Russland ist in der Gruppe Favorit. Wir wollen ins Viertelfinale kommen.
Und dann auf Deutschland treffen.
Piszczek: Das wäre interessant.
Die polnischen Fans erwarten vor allem von den drei Dortmundern – Kapitän Jakub Blaszczykowski, Robert Lewandowski und Ihnen – nicht weniger als Wunderdinge.
Piszczek: Das stimmt. Wir hatten zwei erfolgreiche Jahre in Dortmund. Aber wir spielen hier nicht mit dem BVB, sondern mit Polen. In Dortmund trainieren wir jeden Tag zusammen. Gerade Kuba und ich verstehen uns blind, weil wir auf einer Seite spielen. Aber Nationalmannschaft ist was ganz anderes.
Das merken auch Ihre BVB-Mannschaftskollegen in der deutschen Nationalelf gerade.
Piszczek: Sie haben es gerade nicht einfach. Wir schicken uns immer mal eine SMS. Mats Hummels habe ich zur Vertragsverlängerung gratuliert. Eine gute Nachricht.
Die Deutschen sind in Danzig untergebracht.
Piszczek: Eine sehr schöne Stadt. Sie werden sich dort sicher wohlfühlen. Ich war mehrmals als Tourist dort. Es wird ihnen gefallen, sofern sie mal aus dem Hotel rauskommen.
Das ist für Sie und die anderen polnischen Nationalspieler sicher auch nicht einfach.
Piszczek: Wir sind fast nur im Hotel und werden mit unserem Mannschaftsbus von der Polizei zum Training eskortiert. Da winken uns die Fans wie verrückt zu. Die Begeisterung im Land ist unglaublich, die Menschen freuen sich so sehr auf das Turnier. Im Fernsehen gibt es kein anderes Thema mehr. In den Straßen von Warschau hängen überall rot-weiße Fahnen und Banner, alle haben Trikots an und Mützen auf. Es ist einfach toll. Man spürt in jedem Moment die Vorfreude. Es wird Zeit, dass es losgeht.
Was erwartet die deutschen Fans in Polen?
Piszczek: Gastfreundschaft. Sie sind gerne gesehen. Unsere gemeinsame Geschichte ist sicher nicht einfach, es ist viel passiert. Aber die Deutschen werden sich wohlfühlen, wenn sie nach Polen kommen. So wie ich mich wohlfühle, wenn ich in Deutschland bin. Ich sehe die Grenze zwischen beiden Ländern schon gar nicht mehr. Und unsere Tochter Sara wurde ja in Dortmund geboren.
Da sind wir bei Ihrer Familie. Hand aufs Herz: Wie viele Onkel, Tanten, Freunde und Bekannte haben Sie um Eintrittskarten gebeten?
Piszczek: (lacht) Zu viele. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen. Aber so viele Karten bekommen wir Spieler auch nicht. Am Freitag gegen Griechenland werden aber einige Freunde im Stadion sein. Da war ein bisschen was möglich.