Essen. Die Vereine in Italien sind vielfach überschuldet, Präsidenten herrschen wie Gutsherren, das Geld ist knapp geworden, radikale Ultras besitzen zum Teil großen und schlimmen Einfluss. Das System der Wettmafia aber arbeitet global und nach dem immer gleichen Prinzip. Ein Kommentar.
Bevor wir uns empören und „mal wieder die Italiener“ seufzen: Zehn Tage vor Beginn einer EM die Durchsuchung des Quartiers der Nationalelf durchzuziehen, zeugt auf jeden Fall davon, dass es auch in Italien rechtsstaatliche Organe gibt, die sich von niemandem auf der Nase herum tanzen lassen.
Aber in welch’ jämmerlichem Zustand ist der einst so gefeierte Calcio: Schon vor sechs Jahren trat die Squadra Azzurra zur WM in Deutschland mit schwerem Gepäck an. Damals war der Skandal hausgemacht, das Management des Meisters Juventus Turin hatte zusammen mit Schiedsrichtern Spiele manipuliert.
Diesmal liegt die Sache anders, Italien ist nur eines der Länder, in denen das Geschwür Wettmafia sich ausgebreitet hat. Ihr hilft dabei natürlich, dass der italienische Fußball enorme Angriffsflächen bietet. Die Vereine sind vielfach überschuldet, Präsidenten herrschen wie Gutsherren, das Geld ist knapp geworden, radikale Ultras besitzen zum Teil großen und schlimmen Einfluss.
Das System der Wettmafia aber arbeitet global und nach dem immer gleichen Prinzip. Der Fußball in Deutschland mag wegen seiner stabileren Strukturen längst nicht so anfällig, die Versuchung, zu betrügen, nicht so groß sein. Deshalb sind die bisherigen Skandale bislang jedes Mal als Skandälchen verendet. Aber niemand sollte wetten, dass sich daran nichts ändert.