Essen. Zum EM-Finale geht beim Hoeneß-Rundumschlag das Ende einer Ära unter: Thomas Helmer hört nach 300 Dopa-Sendungen auf. Eine Kritik.
Thomas Helmer konnte nichts Besseres passieren, als Uli Hoeneß in seiner letzten Sendung als Doppelpass-Moderator zu begrüßen. Denn wenn die Abteilung Attacke aus ihrem Ruhesitz am Tegernsee mal wieder vor die TV-Kameras in einem Münchener Flughafenhotel geholt wird, weiß man vorher, wer der Protagonist dieses Fußball-Stammtischs sein wird.
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Hoeneß, 69 Jahre alt und kein bisschen leise, trägt das Wort Ehre inzwischen nur noch als Präfix vor seiner früheren Vereinsfunktion beim FC Bayern. Und bei seinem Rundumschlag zum Ende der EM nutzte der frühere Bayern-Präsident die Gelegenheit, so manchen Akteur rund um die Nationalmannschaft in den Senkel zu stellen. Also quasi alle außer den Münchener Spielern. Versteht sich, gell?
Nach 300 Dopa-Sendungen: Thomas Helmer übergibt nun an Florian König
Warum das jetzt für Thomas Helmer von Vorteil war? Weil sein Abschied nach sechs Jahren alleiniger Dopa-Moderation mit 300 sonntäglichen Sendungen – stets in bierseliger Atmosphäre mit Phrasenschwein auf dem Tisch, Dopaphon als Sprachrohr der Fans und in einigen Fällen auch als Experten irrlichternden Begleitern aus der eigenen Fußballerkarriere oder dem Boulevard – dadurch stiller ausfiel. Die letzte halbe Stunde war dem Mann gewidmet, der Nachfolger von Rudi Brückner und Jörg Wontorra war sowie Vorgänger von Florian König ist.
Das Kumpelhafte („Mensch, weißt du noch bei uns damals…?) war einige Male zu viel des Guten, der 56-Jährige hätte den ein oder anderen Gast mehr auch gerne ausreden lassen dürfen – aber Helmer war deshalb nicht grundsätzlich unsympathisch. Er war dann sogar angenehm und bereichernd, wenn er als Journalist auftrat und nicht wie ein Ex-Profi auf dem zweiten Karriereweg sprach. Rechnet man die Zeit beim Vorgängersender DSF mit ein, ist Helmer sogar seit 20 Jahren bei Sport 1, der Münchener Sender will mit ihm in anderen Sendungen weiterarbeiten.
Thomas Helmer hat den Doppelpass mitgeprägt
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Der Doppelpass ist bei etlichen Fußball-Fans fixer Bestandteil der wochenendlichen TV-Berieselung. Er wird von nicht wenigen belächelt bis verrissen, wenn er gelegentlich zu sehr in Richtung Comedy driftet. Trotzdem gibt es für Sport 1 kein erfolgreicheres Format. Welches Thomas Helmer über die vergangenen sechs Jahre mitgeprägt hat. „Es war wie eine zweite Familie für mich. Und mir fällt es schon nicht ganz einfach, allen Tschüss zu sagen“, erklärte der Europameister von 1996, der das Siegtor von Oliver Bierhoff übrigens mit einem 50-Meter-Pass in die Spitze einleitete, zum Abschied. Der erste seiner sechs Gäste am Sonntag, der aufstand und applaudierte, war übrigens Uli Hoeneß.