Essen. Das EM-Aus ist keine Blamage wie der Vorrunden-K.o. bei der WM 2018. Und doch wird es nun auch Zeit für den Trainerwechsel. Ein Kommentar

Die 90. Minute lief im Wem­bleystadion, als sich Joachim Löw kurz an die Nase fasste. Dieses Bild hatte Symbolik, denn natürlich ist der Bundestrainer nicht schuldlos, wenn die deutsche Nationalmannschaft im Achtelfinale einer Europameisterschaft ausscheidet. Mit Pech allein lässt sich der K.o. in England nicht erklären. Löw und sein Team haben es bei diesem Turnier nicht hinbekommen, defensive Stabilität zu entwickeln. Und wenn dann vorne gute Gelegenheiten wie die Top-Chance von Thomas Müller zum möglichen 1:1 nicht genutzt werden, dann ist das Ausscheiden einfach verdient.

„Todesgruppe F“ hieß es vor dem Turnier. Jetzt wissen wir, wie doppeldeutig dieser Begriff doch war. Ungarn war ohnehin nur Außenseiter, aber Europameister Portugal, Weltmeister Frankreich Frankreich und nun auch Deutschland flogen ebenfalls früh raus.

In allen vier Spielen geriet Deutschland mit 0:1 in Rückstand

Das Ende in diesem Achtelfinale in London ist keine Blamage wie das Vorrunden-Aus bei der WM vor drei Jahren in Russland. Eher war dieser EM-Verlauf eine Bestätigung der erwarteten Unbeständigkeit. Nur beim 4:2 gegen Portugal trumpfte das Team überzeugend auf – und auch dabei übertünchten die eigenen Tore die Schwächen bei der Verteidigung.

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In allen Spielen geriet Deutschland mit 0:1 in Rückstand. So kam dieses 2:0 für England nicht überraschend. Nach der WM-Pleite hat sich die deutsche Mannschaft nicht so entscheidend weiterentwickelt, um wieder mit den Großen Europas mithalten zu können. Joachim Löw war vor drei Jahren nicht zurückgetreten, weil er den Schaden unbedingt reparieren wollte. Dieses Ziel hat er nicht erreicht.

Man sollte vom neuen Bundestrainer Hansi Flick keine Wunder erwarten

Und so endet eine 17-jährige Ära, die mit dem WM-Triumph 2014 ihren Höhepunkt hatte, enttäuschend. Es ist unfair, sämtliche Unzulänglichkeiten der Nationalmannschaft an Joachim Löw festzumachen. Und doch wurde es nun auch Zeit für einen Schnitt. Es ist gut, dass sich Löw auf ein Ende nach dieser EM festgelegt hatte und nun Klarheit herrscht.

Hansi Flick steht schon in den Startlöchern. Man sollte von ihm aber keine Wunder erwarten. Es fallen nämlich keine neuen Superspieler vom Himmel.