Veitshöchheim. Das ARD-Morgenmagazin aus dem geografischen Mittelpunkt der Europäischen Union ist gaga und seriös zugleich. Eine Kolumne.

Warum macht die Uefa es eigentlich so kompliziert? Zum 60-jährigen Bestehen des Wettbewerbs eine EM über elf Länder zu verteilen, mag zunächst charmant geklungen haben, am Ende ist es logistisch und politisch jedoch ein Kraftakt. Die ARD zeigt in ihrem Morgenmagazin, wie das Ganze viel einfacher hätte funktionieren können: alle Teams in Veitshöchheim spielen lassen!

Bitte wo? Ja, Veitshöchheim mag nur eine knapp 10.000 Einwohner starke Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Würzburg sein, doch seit dem Austritt Großbritanniens aus der EU bildet das Städtchen den geografischen Mittelpunkt der Europäischen Union. Eine EM in Veitshöchheim wäre also mittendrin statt überall nur ein bisschen dabei. Natürlich scheitert die EM-Ausrichtung an der Anzahl (vier) und der Zuschauerkapazität (überschaubar) der dortigen Fußballplätze, doch im ARD-Morgenmagazin wird das Dorf trotzdem zum Mittelpunkt der Fußballwelt.

Ein Hahn-Orakel und Playmobilfiguren

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Das ist nicht neu, die Morgensendungen der Öffentlich-Rechtlichen haben sich schon häufig kreativ und augenzwinkernd beim Finden ihrer Außenstationen gezeigt. Bei der WM 2014 wurde beispielsweise von der Ostsee aus dem Schönberger Ortsteil Brasilien berichtet.

Nun also Veitshöchheim, und auch hier geht es - wie die Ausgangslage bereits vermuten lässt – alles andere als bierernst zu. Wenn Moderator Peter Großmann vor dem Rathaus spricht, huschen Beamte in die Eingangstür und laufen winkende Schulkinder durchs Bild. Die anstehenden Partien werden durch den laut gackernden „Veitshöchhahn“ per Futterpick getippt, auf den sich zu Beginn auch Europameisterin Inka Grings als Expertin und derzeit Schalke-Legende und Weltmeister Olaf Thon verlassen. Die Experten erklären auch die taktischen Ausrichtungen der Teams - mit Playmobilfiguren. Richtig gaga wird es jedoch erst, wenn Reporter Yared Dibaba die fränkische Kultur rund um das Städtchen erkundet und dabei auch schon mal das Heeresmusikkorps aus der angrenzenden Kaserne aufmarschieren lässt.

Am frühen Morgen ist die Fußballwelt also noch in Ordnung. Situationskomik und Kalauer wechseln sich mit fachmännischer Analyse ab. Die Mischung stimmt für den Start in den Tag. Wer es ernster mag: Im Anschluss an die Schalte nach Veitshöchheim gibt es die Nachrichten.