Essen. Mit dem Verbot einer in Regenbogenfarben leuchtenden Münchener Arena löste die Uefa eine Protestwelle aus. Der DFB duckt sich weg. Ein Kommentar.

Dieser Schuss ging kräftig nach hinten los. Durch das Verbot einer bunten Münchener Arena am Abend des EM-Spiels Deutschland gegen Ungarn hat die Europäische Fußball-Union das Thema, das ihr nicht in den Kram passte, erst richtig aufgewertet. Denn mit bemerkenswert vielen deutschlandweiten Protesten solidarisierten sich Städte, Vereine, Institutionen und Privatpersonen mit dem Münchener Stadtrat, der mit der Beleuchtung der Arena in den Regenbogenfarben ein Signal Richtung Ungarn senden wollte, wo die Regierung Vielfalt offenbar als Bedrohung empfindet.

Diese gezielte Aktion wurde von der Uefa als politisch bewertet und deshalb abgelehnt. So kam sie nicht in die Bredouille, ihren Partner Viktor Orban verärgern zu müssen, der ja schließlich ihr gegenüber so freundlich war, trotz hoher Infektionszahlen Europapokalspiele in sein Land zu holen, die anderenorts abgesagt worden wären.

Auch interessant

Eine mögliche Strafe hätte man ja auch mal zahlen können

Vielleicht war es ein Fehler der Münchener, das Vorhaben vorher anzukündigen. Vielleicht hätte die Stadt in Kooperation mit dem Deutschen Fußball-Bund einfach mal die Arena ausleuchten sollen. Wer hätte schon was gegen Regenbogenfarben sagen können, die Uefa selbst faselt ja gern von Respekt, Vielfalt und Toleranz.

Und nehmen wir mal an, die Uefa hätte dann ein Riesentheater gemacht, auf Verträge gepocht und Vertragsstrafen eingefordert. Dann hätte ein reicher Verband wie der DFB diese Strafe sicher auch zahlen können, wenn er nur gewollt hätte. Garantiert wäre keiner bei der Uefa auf die Idee gekommen, dem DFB die Ausrichtung der EM 2024 wieder zu entziehen.

DFB-Interimspräsident Rainer Koch verteidigt die Uefa – denn er hat dort einen Posten

Zu naiv, ein solcher Gedanke? Mag sein, es geht schließlich immer ums große Geld. Und natürlich auch um Beziehungen und Machterhalt. Müssen wir uns darüber wundern, dass DFB-Interimspräsident Rainer Koch Verständnis für die Entscheidung der Uefa zeigt? Er sitzt schließlich in deren Exekutivkomitee, Opportunismus zählt zu seinem Geschäft.

Um mit allen Machthabern der Welt kungeln zu können, lehnen die Funktionäre Symbolik ab. Sie sind entlarvt, endgültig.