München. Als Robin Gosens Deutschland zum EM-Sieg gegen Portugal führte, saß Vater Holger auf der Tribüne. Hier schildert er seine Gefühlslage.
Als er auf der Tribüne saß, seinen Sohn da unten auf dem Rasen stehen sah und die Nationalhymne erklang, da brachen auch bei Holger Gosens (50) alle Dämme. Bei ihm und Ehefrau Martina rollten die Tränen. Dabei war das erst der Anfang eines Spiels, das eine wahre Gefühlsachterbahn für die Eltern von Robin Gosens sein sollte. Stolz, Ärger, Freude, Erleichterung… „Die ganze Gefühlslage dieses Tages ist kaum in Worte zu fassen“, sagt Holger Gosens.
Da war der Stolz auf den 26-jährigen Sohn, der da im zweiten EM-Spiel der Deutschen wieder in der Startelf stand. Der Ärger, als der spektakuläre erste Treffer durch Robin wegen Abseits aberkannt wurde. Die Erleichterung, als Deutschland weiter Druck machte und sich auch vom 0:1-Rückstand nicht entmutigen ließ. Und die Freude, als Robin an zwei weiteren Treffern beteiligt war und schließlich das zwischenzeitliche 4:1 selbst erzielte. Robin Gosens' Eltern und seine jüngere Schwester Chantal standen auf der Tribüne und jubelten. „Es ist noch immer einfach surreal“, sagt Holger Gosens auch einen Tag nach dem 4:2-Sieg. „Was da passiert ist, ist unglaublich.“
Wie Robin Gosens über Umwege Profi wurde
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Surreal, unglaublich. Es sind Worte, mit denen die Karriere von Robin Gosens immer wieder beschrieben wird, seit er in Emmerich als Sechsjähriger bei Fortuna Elten mit dem Fußball begann und über Umwege zum Profi und schließlich zum Nationalspieler wurde. „Eigentlich habe ich schon damit gerechnet, dass er das mit 18 schafft“, sagt Holger Gosens, lacht laut und schüttelt hörbar den Kopf: „Nein, so ganz kann ich das alles immer noch nicht glauben. Wenn man bedenkt, dass wir vor sechs Jahren noch durch die zweite holländische Liga getingelt sind – und jetzt erklingt bei seinen Spielen die Nationalhymne. Dass da die Tränen bei der Familie laufen, ist normal. So abgezockt ist keiner“, sagt Holger Gosens.
Auch an diesem Wochenende hielt er es wie immer, wie auch zuletzt bei den Spielen des Sohnes für den italienischen Klub Atalanta Bergamo: Eine kurze WhatsApp nach dem Spiel, am Tag danach dann ein längeres Telefonat. „Das machen wir seit Jahren so“, sagt Holger Gosens. „Nach dem Spiel ist alles viel zu emotional. Es ist besser, wenn sich einen Tag später alles ein bisschen beruhigt hat.“
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Ruhig war es auch auf dem Telefon von Holger Gosens nach dem Spiel nicht, immer wieder bekam er Nachrichten und Anrufe. „Das war ein Life-Changer, habe ich den Eindruck. Dieses Spiel hat alles verändert. Es ist jetzt nicht mehr nur Atalanta Bergamo, jetzt hat ganz Deutschland zugeguckt.“ Anzunehmen, dass Holger Gosens als Berater seines Sohnes nicht nur Glückwünsche von der Familie und Freunden erhielt, sondern sich nun auch vermehrt Klubs mit Interesse an Robin Gosens melden werden. „Warten wir mal ab“, sagt Holger Gosens. „Bisher ist alles okay so weit.“