Budapest. Der Superstar überwindet den ungarischen Nationaltorwart Gulasci gleich zweimal. “Das wichtigste war, dass wir gewonnen haben“, betonte er.
Cristiano Ronaldo lief nach dem Schlusspfiff seines furiosen EM-Rekordtages zu Peter Gulacsi und klatschte ihn voller Respekt ab. In der mit 55 662 Zuschauern voll besetzten Puskas Arena mit einer Gänsehautatmosphäre wie in Vor-Corona-Zeiten hat der fünfmalige Weltfußballer beim 3:0 (0:0) von Titelverteidiger Portugal gegen Ungarn gleich zwei Rekorde gefeiert. Mit einem späten Doppelpack sorgte Ronaldo zudem für einen standesgemäßen Ehrentag (87. Minute, Foulelfmeter/90.+2). Zuvor hatte der Dortmunder Raphaël Guerreiro den Weg geebnet (84.). Die Portugiesen nahmen Schwung für das Hammerspiel am Samstag (18.00 Uhr) in München gegen Deutschland.
„Das Wichtigste war, dass wir gewonnen haben. Es war ein schwieriges Spiel gegen einen Gegner, der stark verteidigt hat, aber wir haben drei Tore erzielt“, sagte Ronaldo. „Ich bin der Mannschaft sehr dankbar, dass ich zwei davon geschossen habe.“
Pfiffe von Ungarns Publikum
Bis zum Jubel benötigten Ronaldo & Co. einen langen Anlauf, auch weil der 36-Jährige selbst eine Großchance aus fünf Metern über das Tor ballerte (43.). Doch später kürte er sich mit nun insgesamt elf EM-Treffern zum alleinigen Rekordtorschützen vor dem Franzosen Michel Platini (9 Tore). Zudem ist er seit Dienstag auch Rekordteilnehmer. Der fünfmalige Weltfußballer ist der einzige Spieler, der bei fünf Europameisterschaften zum Einsatz kam. Portugals Sportzeitung „A Bola“ schwärmte schon vom „historischen Ronaldo“. „Es war wichtig, gut zu starten, um Selbstvertrauen zu bekommen. Jetzt heißt es: weitermachen“, sagte der Superstar. Pfiffe von Ungarns Publikum gab es nach dem Schlusspfiff trotzdem.
In einer phasenweise hitzigen Partie erwiesen sich die mit vier Bundesliga-Profis aufgelaufenen Magyaren in der Defensive lange als unüberwindbar. Herausragend dabei: Leipzigs Torhüter Gulacsi. Ein Abseitstor von Szabolcs Schön zählte zum Ärger der frenetisch feiernden Ungarn-Fans nicht (80.). „Mit ein bisschen Glück hätten wir ein Tor erzielen können. Das wäre eine tolle Sache gewesen. Wir werden es am Samstag wieder versuchen“, sagte Gulacsi. In der Schlussphase avancierte dann sein lange starker Vereinskollege Willi Orban zum Pechvogel, auch weil er den Foulelfmeter verursachte.
Stadion in Ungarn voll besetzt
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Die Gastgeber profitierten bei ihrem aufopferungsvollen Auftritt enorm von der stimmungsvollen Kulisse im einzigen voll besetzten Stadion dieser EM. Die lautstark jubelnden Fans ließen Erinnerungen an fast schon vergessene Zeiten aufleben. Prickelnd war die Atmosphäre schon vor dem Anpfiff, etwa bei Ungarns lautstark gesungener Nationalhymne. „Das ist toll für Fußball und Fans“, hatte Ronaldo geschwärmt. Doch angesichts des Verzichts von Abständen und Masken gab es trotz aller Tests und Hygienekonzepte auch Kritik an dieser großen Menschenmenge in Pandemie-Zeiten.
Nachdem die Portugiesen im Tagesverlauf noch bei einem lockeren Spaziergang rund um ihr Hotel die Margareteninsel genossen, legten sie im Auftakt-Spiel der Gruppe F mit der DFB-Auswahl und Weltmeister Frankreich als weiteren Topteams temporeich los. Auffälligster Akteur der Seleção, die mit sechs Europameistern startete, war anfänglich Diogo Jota. Der Offensivspieler vom FC Liverpool scheiterte zweimal an Gulacsi (5./40.). Orban bremste Jota per Grätsche (26.).
Gulasci steht im Fokus
Das Leipziger Duo war hinten im Dauereinsatz, vorne ackerte Kapitän Adam Szalai (FSV Mainz 05) als Vorkämpfer seiner Mannschaft. Mit einem Kopfball nach Freistoß-Vorlage von Roland Sallai (SC Freiburg) sorgte Szalai erstmals auch für den Hauch von Torgefahr (37.). Sein Distanzschuss nach der Pause stellte Portugals Torhüter Rui Patricio auch nicht vor Probleme, sorgte aber für einen Raunen im Publikum (50.). Szalai forderte die Fans auch auf, für noch mehr Anfeuerung auf den Rängen zu sorgen. Das taten diese gerne.
Gulasci stand nach dem Seitenwechsel weiter im Fokus. Bei einem Kopfball von Pepe hechtete er in seine rechte Torecke (47.), bei einem Distanzschuss von Bruno Fernandes in seine linke (67.). Glück hatte Portugal, dass der gelb-vorbelastete Ruben Dias nicht vom Feld verwiesen wurde, als er Sallai im Gesicht getroffen hatte (54.).
Nach dem 3:3 bei der EM 2016 entwickelte sich auch beim Wiedersehen ein spannendes Duell, wenn auch nur für ein Team torreich. Ronaldos Gala in der Schlussphase unterstrich erneut dessen Ausnahmestellung.. (dpa)