Essen. Gegen Weltmeister Frankreich ist Deutschland trotz des Heimvorteils nur Außenseiter. Für Team und Trainer ist es auch eine Chance. Ein Kommentar.
Allein die Namen. Mbappé. Griezmann. Benzema. Pogba. Kanté. Frankreich stellt auch bei der Europameisterschaft wieder Weltklasse auf den Rasen, Nationaltrainer Didier Deschamps verfügt über ein beeindruckendes Ensemble. Während der Weltmeister mit Recht als Top-Favorit des Turniers gilt, gibt es gute Gründe dafür, Deutschland diesmal nur zum Kreis mehrerer ambitionierter Anwärter in der zweiten Reihe zu zählen. Denn seit dem peinlichen WM-K.o. vor drei Jahren ist zu viel passiert, über das sich nicht gnädig hinwegsehen lässt. Die deutsche Nationalmannschaft und ihr scheidender Trainer haben sich die Skepsis, die sie derzeit begleitet, redlich verdient.
Nicht nur diese Ausgangslage ist neu. Auch das Losglück hat die Deutschen verlassen. Wer in der Vorrunde auf Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal trifft, muss von der ersten Minute an liefern. So eine Härteprüfung zum Auftakt erhöht den Druck, keine Frage. Aber sie schärft auch die Sinne, sie erlaubt keinen Leichtsinn und keine Arroganz wie 2018, als der WM-Start gegen Mexiko mit 0:1 in die Hose ging.
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Es gab viele deutsche Mannschaften, die selbstbewusster in die Turniere starten konnten
Das erste Spiel gegen die französische Elite-Auswahl bietet den Deutschen eine riesige Chance. Ein überraschender Erfolg, vielleicht auch schon ein Unentschieden, könnte den Schwung auslösen, den die Mannschaft dringend benötigt, um auch intern die Zweifel zu beseitigen. Denn wer noch im März mit 1:2 gegen Nordmazedonien verlor und Anfang Juni beim 1:1 gegen Dänemark dem Gegner bei dessen einziger Chance ein Tor gestattete, der kann seine Schwächen nicht ignorieren. Es gab viele deutsche Mannschaften, die selbstbewusster in die Turniere starten konnten als diese.
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Löw muss beweisen, dass es ihm gelungen ist, den Schaden von 2018 zu reparieren
Entscheidend wird sein, ob Joachim Löw es schafft, mehr Ausgewogenheit herzustellen zwischen zweifelsohne vorhandener offensiver Qualität und bisher unübersehbaren Mängeln im Defensivverhalten des gesamten Teams. Für den Bundestrainer selbst steht auch einiges auf dem Spiel. Wenn er sofort nach der WM 2018 zurückgetreten wäre, hätte ihm das als Größe ausgelegt werden können. Der Ruf als Weltmeistertrainer von 2014 wäre ihm geblieben. Aber er wollte den Schaden unbedingt reparieren. Jetzt muss er beweisen, dass ihm das gelungen ist. Es kann ihm nicht egal sein, welchen letzten Eindruck er hinterlässt.