Herzogenaurach. Der Stürmer vom FC Chelsea hat ein wechselhaftes Jahr hinter sich. Zum EM-Start wird er wohl draußen sitzen – und gibt sich dennoch gelassen.
Timo Werner freut sich sicht- und hörbar, als er mit dem Fahrrad ins Adi-Dassler-Stadion einfährt. Dort, wo die deutsche Nationalmannschaft im EM-Quartier ihre Trainingseinheiten absolviert, sind am Samstagvormittag kleine Felder abgesteckt und Netze aufgebaut. „Cool, Fußballtennis“, ruft Werner.
Jeder Fußballer liebt es, wenn im Training mit dem Ball gearbeitet wird, der 25-jährige Werner aber ist im Trainingslager auch in allen anderen Einheiten mit vollem Einsatz dabei. Der Stürmer will alles für ein gutes Turnier tun – er weiß aber auch, dass er alles dafür tun muss. Dass er dem Publikum und insbesondere Bundestrainer Joachim Löw etwas zu beweisen hat.
Werner: "Habe mich in vielen Bereichen verbessert"
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Vor einem Jahr ist er vor 53 Millionen Euro von RB Leipzig zum FC Chelsea gewechselt, und wie für so viele Profis vor ihm hatte er kein leichtes erstes Jahr in der Premier League. „Ich hatte viele Hochs und Tiefs“, sagt Werner. Die Saison begann gut, dann kam ein Durchhänger, aus dem er sich langsam wieder rausarbeitete – weniger durch viele Tore, wie man es bis dahin von ihm kannte, sondern durch Torvorlagen. Und am Ende überstrahlte der Champions-League-Sieg ohnehin alles.
„Ich habe viel lernen können und habe mich in vielen Bereichen verbessert“, sagt Werner. Robuster sei er etwa geworden, habe er werden müssen in England. „Aber ich muss auch selbstkritisch sagen: Es hätte das eine oder andere Tor mehr sein müssen.“ Positiv: Werner kam in die richtigen Räume, kam zu Abschlüssen. Negativ: Es fehlte die Kaltschnäuzigkeit, diese zu verwerten. Solche Spielzeiten gibt es als Stürmer.
Auch in Nationalmannschaft unglückliche Auftritte
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Man sollte sie aber nicht unbedingt vor einem großen Turnier haben. Auch in der Nationalmannschaft hatte Werner einige unglückliche Auftritte, beim 1:2 gegen Nordmazedonien etwa ließ er beim Stand von 1:1 die gewaltige Chance auf den Siegtreffer recht kläglich liegen. Fragt man ihn drei Tage vor dem Auftaktspiel gegen Frankreich (Dienstag, 21 Uhr/ZDF) nun nach seinem Status in der deutschen Elite-Auswahl, kommt erst eine lange Pause – und dann das Eingeständnis: „Im Moment bin ich eher hintendran, bin nicht in der Startelf.“ Thomas Müller, Serge Gnabry und Kai Havertz spielten dort im jüngsten Testspielen zunächst – und lieferten viele Argumente, das so zu belassen.
So ist das bei der Nationalmannschaft: 26 Profis kommen zusammen, die in ihren Klubs allesamt Leistungsträger sind. Und 15 von ihnen sitzen dann zum Turnierstart erstmals auf der Ersatzbank. Für den Erfolg bei einem großen Turnier ist dann umso wichtiger, wie sich diese 15 verhalten: Schmollen sie und trüben sie die Stimmung? Oder geben sie im Training Gas, halten sie das Niveau hoch, pushen sie die Stammspieler und sind sie da, wenn sie gebraucht werden? Kurz: Präsentieren sie sich so, wie es Timo Werner sehr aufgeräumt und glaubhaft tut?
In der Startelf am effektivsten
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„Ich bin keiner, der dann mit verschränkten Armen auf der Tribüne sitzt und schmollt“, sagt er. Gerade für die offensive Dreierreihe hat Bundestrainer Joachim Löw die Qual der Wahl: allein zwei Spieler vom aktuellen Champions-League-Sieger FC Chelsea und drei vom Vorjahressieger FC Bayern balgen sich um die Plätze. „Das Turnier ist lang, wenn wir es weit schaffen, dann wird jeder gebraucht“, sagt Werner. „Natürlich will man immer spielen, aber ist ein Teamturnier. Wir wollen als Team gewinnen und deswegen stellt man sich in den Dienst des Teams.“
Allerdings: Als Joker ist Werner in seiner Karriere noch nicht groß in Erscheinung getreten. Meist machte er seine Tore, wenn er auch in der Startelf stand. „Ich durfte mich ja nicht so oft in der Jokerrolle beweisen, ich habe oft von Beginn an gespielt“, sagt Werner lächelnd. „Deswegen bin ich vielleicht nicht so geübt darin.“
Er wird bei diesem Turnier genügend Gelegenheiten dazu erhalten.