Berlin. Aus Hansi Flick, dem netten Hansi, wurde Münchens Meistertrainer. Die Chance aufs Double im Pokalfinale gegen Leverkusen erinnert an Vorgänger.

Hansi Flick läuft keine Gefahr, den Fokus zu verlieren. Natürlich wurde der Trainer des FC Bayern München vor dem DFB-Pokalfinale gegen Bayer Leverkusen an diesem Samstag (20 Uhr/ARD) auf Leroy Sané angesprochen. Der Transfer des 24-Jährigen war das große Thema der vergangenen Tage beim Rekordmeister. „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über ihn zu sprechen“, sagte Flick zwar höflich, aber eben auch bestimmt. Ein Satz, der als Blaupause dafür dient, warum die Münchener unter der Regie des 55-Jährigen wieder zu alter Stärke aufsteigen. Der Mann konzen­triert sich stets auf das Wesentliche.

Neuer hat noch immer Motivation

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Vom Trubel der vergangenen Tage an der Säbener Straße präsentierten sich sowohl Flick als auch Bayern-Kapitän Manuel Neuer (34) unbeeindruckt. Mit der Trainingsleistung in dieser Woche zeigte sich der Trainer sehr zufrieden. „Die Intensität hat mir sehr gut gefallen. Wir waren sehr fokussiert, die Mannschaft arbeitet herausragend“, lobte der gebürtige Heidelberger. Und sein Star-Torwart, der schon fünfmal den Pokal gewinnen konnte, erklärte, wie er sich diesmal zusätzlich motivieren kann: „Das Finale ist immer ein Höhepunkt der Saison. So ein Spiel ohne Zuschauer zu bestreiten, wird auch für mich noch einmal eine Lebenserfahrung sein. Auch wenn wir uns das natürlich anders wünschen würden.“

Gegner Leverkusen muss sich Sorgen machen

Worte, die beim Gegner Bayer Leverkusen Sorgen auslösen dürften. Der 30. Deutschen Meisterschaft soll nun unbedingt der 20. Sieg im DFB-Pokal folgen. 50 nationale Titel – das wäre ein weiterer Meilenstein in der Historie der Münchener. Dass es aber sogar bei einem Double nicht bleiben soll, ist längst kein Geheimnis mehr. Die Bayern streben wie im Jahr 2013 nach dem Triple, der DFB-Pokalsieg soll nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zum Champions-League-Titel sein, der zwischen dem 12. und 23. August in einem Turnier in Lissabon ausgespielt wird. „Wir haben in allen drei Wettbewerben die Chance, sehr erfolgreich zu sein. Das Triple ist ja immer ein Thema, und es scheint machbar zu sein“, hatte Flick bereits vorab gesagt.

Dominant wie unter Guardiola

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Der Nachfolger des im November entlassenen Niko Kovac hat das ins Schlingern geratene Team wieder auf Kurs gebracht. Die Bayern strahlen eine Dominanz und Gier aus, die die Konkurrenz an die Zeit unter Pep Guardiola erinnert. 21 Pflichtspiele absolvierten sie in drei Wettbewerben, die beeindruckende Bilanz: 20 Siege, ein Unentschieden gegen RB Leipzig. Seit Flicks Amtsantritt verlor die Mannschaft nur zwei Partien – eine davon allerdings gegen Leverkusen. Bayer-Sportchef Rudi Völler adelte den Gegner in dieser Woche als „aktuell beste Mannschaft in Europa“.

Die Rückkehr dieser Dominanz ist dem Trainer zu verdanken, der 2014 als Co-Trainer an der Seite von Joachim Löw auch seinen Anteil am WM-Titel der Nationalmannschaft hatte. Flick versteht es im Gegensatz zu Kovac, den mit Stars gespickten Münchener Kader zu moderieren. Und er lässt die Bayern mutig spielen. Überhaupt erinnert Flick, einst der „nette Hansi“, mit seiner Art an den Trainer, den sie neben Guardiola beim FC Bayern am meisten vermissen: an Jupp Heynckes, den späten, wohl bemerkt, der mit seiner ruhigen Art im Triple-Jahr 2013 für außergewöhnliche Harmonie und Erfolge sorgte.

Boateng und Müller wieder etabliert

Nicht zuletzt hat Flick in Jerome Boateng (31) und Thomas Müller (3 0) zwei Wortführer wieder fest etabliert. Unter Kovac gehörten beide nicht mehr zur ersten Wahl, Müller äußerte gar Wechselgedanken. Die sind längst verflogen. Der Ur-Bayer traf unter Flick in 23 Bundesligaspielen achtmal und legte 18 Tore auf. „Er ist wichtig und coacht seine Kollegen gut. Aber die Mannschaftsleistung ist entscheidend“, sagt Flick. Auch das ist Geschick: Er lässt sich nicht dazu hinreißen, einzelne hervorzuheben. Denn die Spieler wissen, dass Flick ihnen vertraut. Auch Boateng zählt wieder zum Abwehr-Inventar. Von den nach wie vor vorhandenen Qualitäten der beiden Ex-Nationalspieler kann sich in Berlin auch Löw überzeugen. Der Bundestrainer wird zu den 700 im Olympiastadion zugelassenen Personen gehören.