Bremen. Bremen empfängt heute Bayern München im DFB-Pokal-Halbfinale. Vor 20 Jahre gab es das Duell im Endspiel. Der Torwart wurde damals zum Helden.
Dieser Moment hat sich bei ihm eingeprägt. Ein spezieller Moment in seiner bewegten Laufbahn. „Ich war im Tunnel“, sagt Frank Rost über den Augenblick, den er als das Höhepunkt in seinem Leben als Profifußballer bezeichnet. Das denkwürdige DFB-Pokal-Endspiel vor gut 20 Jahren.
Wenn heute Werder Bremen gegen Bayern München im Halbfinale des Wettbewerbs antritt (20.45 Uhr/ARD und Sky), dürften die Erinnerungen an diesen 12. Juni 1999 hochkommen. Es war ein Endspiel für die Ewigkeit – mit einem nervenaufreibenden Elfmeterschießen. Hauptdarsteller bei diesem dramatischen Schlussakt im Berliner Olympiastadion: Frank Rost, der Torwart, der zwei wichtige Beiträge zum sensationellen Triumph der Bremer leistete. Zunächst erledigte der heute 45-Jährige den ihm eigentlich artfremden Job und traf vom Punkt, dann brillierte er in seiner Kernkompetenz und hielt bravourös einen Elfmeter. Am Ende stand ein 6:5-Erfolg der Bremer – dank Rost, dem Elfmeter-Helden.
„Ich war mir sicher, dass ich verwandeln würde“, erinnert sich der frühere Nationaltorwart, zu dessen markanten Eigenschaften die Nervenstärke gehörte. Und ähnlich zuversichtlich war er auch, als er wieder zwischen den Pfosten stand und Lothar Matthäus anlief. „Vorher hatte ich dreimal Pech gehabt, die Ecke geahnt und war nah dran“, schildert der Matchwinner das finale Duell. „Irgendwann musste es glücken.“ Matthäus scheiterte an Rost.
Zuvor versagten einem anderen Ausnahmespieler die Nerven. Stefan Effenberg hatte in Uli-Hoeneß-Manier den Ball in den Abendhimmel gejagt. Für den Sieger Bremen, der nur einen Fehlschuss von Jens Todt zu verbuchen hatte, trafen Dieter Eilts, Marco Bode, Bogdan Bogdanovic und Raphael Wicky – und der besagte Held des Abends. Frank Rost, der Tormann, der Peter Handkes Krimi widerlegte und keine Angst beim Elfmeter kannte.
Nach der Karriere in die Pferdezucht
Es war der einzige Bremer Sieg in acht Pokalspielen gegen den einstigen Dauerrivalen aus München. Nun folgt die Neuauflage in ähnlicher Konstellation: Bayern als Favorit, Werder als Außenseiter, allerdings nicht chancenlos aufgrund des Heimrechts.
Rost, der seine Karriere 2012 beendete und nun eine Pferdezucht und einen Ausbildungsbetrieb in Rotenburg an der Wümme betreibt, will keinen Vergleich anstellen, „zumal es kein Finale ist“. Außerdem sei Werder momentan nicht so schwach wie damals, die Bayern seien indes nicht so stark und übermächtig. „Die Münchener sind anfällig in der Defensive. In einem Spiel können die Bremer sie bezwingen, wenn sie ihre Topform bringen“, betont Rost, der in seiner Karriere auch für Schalke 04 und den Hamburger SV spielte.
Er erlebte 1998/1999 eine Saison der Wirrungen. Untypisch für die Grün-Weißen, dass drei Trainer am Ruder waren, erst Wolfgang Sidka, dann Felix Magath und schließlich Thomas Schaaf, der als Retter in die Geschichte einging. „Mit Ach und Krach haben wir uns durch den Abstiegskampf gequält“, sagt Rost. Der Sieg im DFB-Pokal war ein nie für möglich gehaltenes Zubrot am Ende einer Zittersaison gewesen.
So ordnet der Torwart dieses Erfolgserlebnis ein, das der Klub vornehmlich seinen Glanztaten zu verdanken hatte. Und heute verrät er, wie es dazu gekommen ist. „Dieter Eilts hatte darauf bestanden, dass ich den Elfer schieße“, erzählt Rost vom Machtwort des Kapitäns. Der Mittelfeldrackerer wusste um die Qualitäten des treffsicheren Schlussmanns. „Mit Torsten Frings habe ich nach dem offiziellen Training stets ein Wettschießen vom Elfmeterpunkt gemacht. Dabei ging es immer um ein Essen“, erzählt Rost. Es ist verbürgt, dass der Torwart selten für die ausgelobte Speise hat zahlen müssen.
Heute wird er vor dem Fernseher auf eine Wiederholung der Sternstunde hoffen. Rost: „Alles ist möglich, ich traue Werder eine Überraschung zu.“