Chicago. BVB-Star Mario Götze spielt nach dem Frust über die verpasste WM Trainer Lucien Favre vor. Noch ist unklar, welche Verwendung für Götze besteht.

Ballannahme, schnelle Drehung, flacher Abschluss – schon zappelt der Ball im Tor. Und im Gesicht von Mario Götze zeichnet sich ein feines Lächeln ab. Nicht nur diese Szene im Soldier Field, dem Football-Stadion des NFL-Teams Chicago Bears, zeigt, was für ein hochbegabter Fußballer dieser Götze doch ist. Auf der achttägigen USA-Reise mit Borussia Dortmund arbeitet der 26-Jährige daran, das künftig wieder häufiger für den Fußball-Bundesligisten auf dem Platz zu zeigen. „Ich fühle mich sehr gut“, sagt er. „Ich hatte jetzt endlich mal eine längere Pause, die ich intensiv genutzt habe, um mal abzuschalten und mich auf die Saison vorzubereiten.“

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Geplant allerdings war alles ganz anders: Götze wollte sich im Juli im Urlaub von der Titelverteidigung bei der WM in Russland erholen, für den 18. Juli war die kirchliche Trauung mit seiner Frau Ann-Kathrin angesetzt. Stattdessen bestieg der BVB-Profi mit seinen Mitspielern in Düsseldorf ein Charterflugzeug in Richtung Chicago. Denn Bundestrainer Joachim Löw hatte Götze, der noch vier Jahre zuvor das entscheidende 1:0 im WM-Finale gegen Argentinien geschossen hatte, nicht einmal für den vorläufigen Kader nominiert.

Der 26-Jährige sei aus allen Wolken gefallen, berichten Menschen, die ihn näher kennen. Bis zuletzt hatte er gehofft, dass er die Chance bekäme, sich im Trainingslager zu beweisen. Andererseits kam die Entscheidung auch nicht völlig überraschen, nachdem der eigene Körper diesen feinen Fußballer immer wieder im Stich gelassen hatte.

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Vor anderthalb Jahren zwang ihn eine Stoffwechselerkrankung zu einer fünfmonatigen Pause. Als er endlich wieder spielen durfte, als er unter Trainer Peter Bosz immer besser in Fahrt kam, zog er sich einen Bänderanriss zu. Und als er nach fünf Wochen auf den Platz zurückkehrte, war Bosz entlassen. Weder der BVB noch Götze kamen bis Saisonende wieder voll in Tritt.

BVB-Profi Götze hat sein langes Schweigen gebrochen

Es folgten das WM-Aus und ein langes Schweigen – das Götze nun in Chicago gebrochen hat. „Jeder, der schon einmal für die Nationalmannschaft gespielt hat, möchte bei einer WM dabei sein“, sagt er. Inzwischen ist von Frust oder Enttäuschung aber nichts mehr zu merken. „Ich bin ein Typ, der versucht, das Beste aus jeder Situation zu machen, und so habe ich es dann auch gesehen“, erklärt er. „Ich hatte dadurch eine längere Pause und kann mich jetzt auf die Saison vorbereiten.“ Es dürfte sein letzter Anlauf beim BVB sein.

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Tiefere Einblicke in sein Seelenleben erlaubt er nicht. Der 26-Jährige agiert öffentlich schon länger zurückhaltend, will sich schützen. Vor oft unfairen Kritikern einerseits, die ihn als übergewichtig und trainingsfaul beschimpften, als er in Wahrheit verbissen ackerte, während eine Krankheit seinem Körper zusetzte. Und andererseits vor den überbordenden Erwartungen, die er schon als hochtalentierter Teenager weckte und mit seinem WM-Finaltor in kaum noch zu bewältigende Höhen trieb.

„Spätestens jetzt, da er nicht für die WM nominiert wurde, sollte damit endlich mal Schluss sein“, betont Sportdirektor Michael Zorc und hofft auf etwas Normalität. „Er soll Fußball spielen, das tun, was er am besten kann – und dann sehen wir mal, was dabei herauskommt.“

Die Frage ist nur: Auf welcher Position? Trainer Lucien Favre weicht aus, wenn man ihn nach seinen Plänen für Götze fragt. „Es gibt mehrere Möglichkeiten, das hängt am System, das wir spielen werden“, sagt der Schweizer.

Entscheidet er sich für sein bevorzugtes System aus Gladbacher Tagen mit zwei Außenspielern und zwei Stürmern, gäbe es die perfekte Position für Götze gar nicht – er müsste mit vielen Konkurrenten um nur zwei Plätze im defensiven Mittelfeld kämpfen. Es wäre abermals ein Neustart unter schwierigen Bedingungen.