Dortmund. Es war einer der überraschenderen Transfers dieses Sommers: die Rückkehr von Shinji Kagawa zu Borussia Dortmund. Dementsprechend groß ist das öffentliche Interesse. Doch Borussia Dortmund schirmt den Japaner erst einmal ab - er soll Zeit zum Eingewöhnen bekommen.

Um 11.03 Uhr regt sich etwas auf dem Trainingsgelände von Borussia Dortmund, acht Spieler machen sich auf zum Lauftraining - jener traurige Rest, der weder verletzt noch mit der Nationalmannschaft unterwegs ist. Und unter ihnen auch Shinji Kagawa, den der BVB erst zwei Tage zuvor von Manchester United zurückgeholt hat.

In gehörigem Abstand zu den anwesenden Journalisten betritt er nun den Rasen, die Fotografen benötigen Objektive, die kaum kleiner sind als der Japaner selbst. Und wer keine professionelle Fotoausrüstung hat, macht mit seinem Handy Bilder, die auf die Distanz derart unscharf und verwackelt geraten, dass sie ebenso gut das Ungeheuer von Loch Ness zeigen könnten – oder Nachwuchstalent Mitsuru Maruoka, den ein Fernsehsender kürzlich mit Kagawa verwechselt hatte.

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Nach 17 Minuten ist die Einheit schon wieder beendet, mit den übrigen Spielern verlässt der 25-Jährige den Platz und wenig später in einem Auto mit Marcel Schmelzer das Trainingsgelände. 17 Minuten Training im BVB-Outfit, mehr hat die Außenwelt bisher von Kagawa bislang nicht zu sehen bekommen. In Dortmund schirmt man den Rückkehrer ab, anders als etwa Xabi Alonso beim FC Bayern München wurde er nicht offiziell präsentiert.

Er soll erst einmal in Ruhe ankommen dürfen, heißt es, sich zurechtfinden im Umfeld, das ja so neu nicht ist. Denn es sind nur zwei Jahre, die seit seinem Abgang zu Manchester United vergangen sind. Das Umfeld hat sich kaum verändert, auch die Mannschaft ist zu großen Teilen identisch mit dem Team, mit dem Kagawa 2012 das Double und ein Jahr zuvor die Meisterschaft gewonnen hatte.

Das BVB-Spiel hat sich ohne Kagawa weiterentwickelt

Das Spiel des BVB allerdings hat sich weiterentwickelt, variantenreicher und schneller ist es geworden. Und so wird es spannend zu sehen, wie sich der Japaner in seine neue alte Mannschaft einfügt. Trainer Jürgen Klopp, das hat er mehrfach deutlich gemacht, sieht den flinken, quirligen Spieler am besten auf der Zehnerposition aufgehoben, im zentralen offensiven Mittelfeld.

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Dort allerdings spielt seit einem halben Jahr Marco Reus, einst als Ersatz für Kagawa gekommen - und er füllt die Position derart überzeugend aus, dass es schwer vorstellbar erscheint, dass ihn Klopp wieder auf den Flügel verschiebt. Zumal eine Außenposition inzwischen von Henrikh Mkhitaryan besetzt wird.

Der Armenier, vor einem Jahr für 23 Millionen Euro gekommen, zeigte in der Saisonvorbereitung und zum Auftakt starke Spiele – wie bei vielen BVB-Neuzugängen bislang könnte sein zweites Jahr in Schwarz-Gelb deutlich besser werden als das erste. Ein Mittelfeld, das Reus, Mkhitaryan, Kagawa und dann irgendwann noch Ilkay Gündogan kombiniert, brächte zwar gehörige Offensivstärke – wäre dem auf eine stabile Defensive bedachten Klopp aber wohl zu anfällig.

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Sahin als warnendes Beispiel

Wie schwer es für einen Rückkehrer werden kann, in seine alte Rolle zurückzufinden, zeigt das Beispiel Nuri Sahin: Der verließ den BVB 2011 als Taktgeber und Dominator im Mittelfeld - doch in seiner Abwesenheit entwickelte sich das BVB-Spiel weiter. Und seit er im Januar 2013 zurückgekehrt ist, fremdelt der türkische Nationalspieler in der neuen alten Umgebung – zum Stammspieler wurde er erst wieder durch die langwierige Verletzung von Ilkay Gündogan.