Dortmund. Mit der offenbar bevorstehenden Rückkehr des Japaners Shinji Kagawa gelingt Borussia Dortmund ein Transfercoup, in den sozialen Netzwerken sind die Fans des BVB in Feierlaune. Sportlich allerdings wirft die Rückkehr des “verlorenen Sohnes“ einige Fragen auf.

Wer die Verantwortlichen in den vergangenen Wochen und Monaten auf Shinji Kagawa ansprach, erntete meist ein müdes Lächeln - gefolgt von einer deutlichen Ansage: An einer Rückkehr des Japaners, der 2012 von Borussia Dortmund zu Manchester United gewechselt war, sei nichts dran. "Wir haben mit Marco Reus einen Zehner, der, um es mal vorsichtig zu formulieren, in aller Munde ist. Und wir haben mit Henrikh Mkhitaryan noch einen, der das auch großartig spielen kann. Würde dann ein dritter Zehner noch Sinn machen?", fragte etwa Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Mai in der Sport1-Sendung Doppelpass.

Knapp vier Monate später, kurz vor Ende der Transferperiode aber scheint nun alles anders: Der BVB arbeitet intensiv an einer Rückkehr des Japaners, alles spricht dafür, dass der Wechsel in Kürze über die Bühne geht. Verantwortlich dafür ist allerdings weniger ein Sinneswandel in Dortmund; dort hatte man schon nach dem Abgang von Mario Götze vor einem Jahr bei Kagawa vorgefühlt, ob der sich eine Rückkehr vorstellen könne. Konnte er damals nicht, der offensive Mittelfeldspieler wollte sich bei Manchester United in der Premier League durchsetzen - die ist in seinem Heimatland Japan noch immer mit deutlich mehr Prestige verbunden als die Bundesliga.

Umdenken bei Kagawa

Allerdings hat dem 25-Jährigen mit Louis van Gaal nun schon der dritte Trainer deutlich gemacht, dass er eher nicht auf ihn setzt, was bei Kagawa offenbar ein Umdenken ausgelöst hat - und dem BVB einen Rückkauf deutlich unter dem Abgabepreis von 16 Millionen Euro ermöglichen dürfte. Für viele BVB-Fans geht damit ein langgehegter Traum in Erfüllung, schon lange hoffen sie in sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #freeshinji auf eine Rückkehr des kleinen quirligen Japaners. Der war 2010 für eine Ausbildungsentschädigung von gerade einmal 350.000 Euro von Cerezo Osaka gekommen und hatte in Dortmund mit seinen schnellen Drehungen, Haken und Finten begeistert. 21 Tore schoss er in 49 Spielen, holte zwei Meisterschaften und einen Pokalsieg.

Auch interessant

In Manchester wurde der Japaner allerdings in zwei Jahren nicht glücklich. 38 Spiele machte er zwar, aber kaum eines über die volle Distanz, in der Startelf stand er selten - und wenn, musste er oft auf der linken Außenbahn spielen. Es bleibt abzuwarten, wie gut der sensible Kagawa diese Phase überstanden hat, ob er in Dortmund zu alter Stärke zurückfindet. Schließlich war Manchester United zuletzt nicht mehr als ein mittelmäßiges Team, die Konkurrenz mit Spielern wie Adnan Januzaj, Antonio Valencia, Ashley Young und Danny Welbeck alles andere als übermächtig.

Hat der BVB überhaupt Platz für Kagawa?

In Dortmund scheint diese sogar größer: Trainer Jürgen Klopp sieht Kagawa als zentralen offensiven Mittelfeldspieler, das hat er oft betont. Dort spielt derzeit aber der unverzichtbare Marco Reus, der eigentlich für diese Position verpflichtete Henrikh Mkhitaryan besetzt die linke Seite. Wie also lässt sich Kagawa einbauen? Freilich könnte Reus auch im Sturm oder auf der Außenbahn spielen, zudem spielt der BVB in drei Wettbewerben - Klopp hat bereits angekündigt, seine Spieler und auch das Spielsystem des öfteren zu wechseln. Sollte Kagawa zu alter Stärke zurückfinden, würde der Trainer schon einen Platz für ihn finden.

Ein Selbstläufer ist das nicht, dass zeigt der Fall eines zweiten prominenten Rückkehrers: Nuri Sahin war im Januar 2013 plötzlich wieder da, nachdem er weder bei Real Madrid noch beim FC Liverpool sein Glück gefunden hatte. Auch in Dortmund aber war er zunächst nur zweite Wahl, in den wichtigen Spielen stand sein Nachfolger Ilkay Gündogan auf dem Platz. Erst durch dessen langwierige Verletzung wurde Sahin wieder Stammspieler - fand aber nicht mehr zu der überragenden Form und dominanten Rolle, mit der er den BVB in der Saison 2010/2011 zur ersten Meisterschaft unter Klopp geführt hatte.