Bad Ragaz. . Achteinhalb Monate musste der Innenverteidiger von Borussia Dortmund wegen eines Kreuz- und Innebandrisses pausieren. Nun hat er mit Neuzugang Matthias Ginter auch neue Konkurrenz bekommen. Die fußballfreie Zeit nutzte der Serbe, um sich in Afrika ein Bild von der Arbeit seiner Stiftung zu machen.

Es sind schöne Bilder, die derzeit von den Profis von Borussia Dortmund entstehen: Im Schweizer Kurort Bad Ragaz bereiten sie sich auf die anstehende Bundesliga-Saison vor, auf einem Sportplatz umgeben von einem herrlichen Alpenpanorama.

Mit Erholungsurlaub aber hat so ein Trainingslager wenig zu tun. Es gilt, durch intensives Training die Grundlagen für eine lange Saison mit möglichst vielen Spielen in drei Wettbewerben zu legen - so intensiv, dass sogar der eisenharte Innenverteidiger Sokratis zwischenzeitlich um eine Pause bat.

Einer aber absolviert auch die härtesten Einheiten mit der allergrößten Zufriedenheit: Neven Subotic darf wieder im Teamtraining mitmischen, nachdem er wegen eines Kreuz- und Innenbandrisses achteinhalb Monate pausieren musste. "Wenn ich daran denke, wie der erste Trainingstag war, kann ich das nicht mit vielem vergleichen im sportlichen Bereich", sagt der Innenverteidiger. Ich war noch nie im Disneyland. Aber ich denke, man kann es vergleichen mit einem zehnjährigen Jungen, der sich achteinhalb Monate darauf freuen darf und dann da hin darf."

Fußballfreie Zeit für seine Stiftung genutzt

Subotic' persönliches Disneyland liegt im Kanton St. Gallen, in einem ohnehin schon wohlhabenden Ort wohnen die BVB-Profis im besten Hotel am Platz. Und wohl kaum einer weiß das so sehr zu schätzen wie der 25-jährige Serbe. Der verbrachte die Sommerpause nämlich einerseits damit, wieder fit zu werden, mit Laufen, Fahrradfahren, Krafttraining und Sprinten.

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Dann ist da aber noch das, was Subotic "den wichtigsten Teil meines Lebens neben dem BVB" nennt: die Neven-Subotic-Stiftung, vor anderthalb Jahren gegründet, mit der der Fußballprofi vor allem notleidende Kinder in Afrika unterstützen will. Die fußballfreie Zeit nutzte der Serbe nun auch, um sich vor Ort ein Bild von der Arbeit seiner Stiftung zu machen.

"Es wichtig zu sehen, für wen man das Ganze macht", sagt Subotic, der selbst einst als Flüchtlingskind nach Deutschland kam. "Ich wollte vor Ort sein, und wirklich die Leute kennenlernen. Besonders die Kinder, das ist immer am schönsten." Er besichtigte fünf Brunnen, die seine Stiftung gebaut hat, um den Menschen vor Ort Zugang zu Trinkwasser zu ermöglichen. "Früher mussten sie stundenlang laufen, um sauberes Wasser zu holen", erzählt der Abwehrspieler. "Und das Wasser aus dem Fluss ist verseucht und hat fast die gleiche Farbe wie diese Colaflasche."

Ohne Angst in die Zweikämpfe

Was ihn besonders beeindruckte: der unerschütterliche Lebensmut der Menschen. "Sie machen das Beste aus den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen", sagt Subotic. "Und das motiviert dann mich auch, aus meinen Mitteln, die ich habe, das beste aus meinem Leben zu machen." Und deswegen genießt der Serbe sogar die Trainingsqualen beim BVB. "Das ist zwar hart", sagt er. "Aber wenn ich es mit dem vergleiche, was ein paar Stunden entfernt von hier in Äthiopien los ist, dann sind alle meine Probleme eigentlich total klein."

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Wie die kleinen Zipperlein, die nach einer derart langen Verletzungspause natürlich immer mal wieder kommen. Aber der Innenverteidiger kann inzwischen ganz normal am Mannschaftstraining teilnehmen und auch wieder ohne Angst in die Zweikämpfe gehen.

Dass die Konkurrenz auf seiner Position durch die Verpflichtung von Matthias Ginter noch größer geworden ist, stört ihn dabei nicht: "Ich wäre ja sauer, wenn sie jetzt einen billigen Innenverteidiger geholt hätten", sagt er. Die zusätzliche Konkurrenz sei "gut für den Verein und auch für mich. Denn mit 99 Prozent komme ich bestimmt nicht an mein Ziel."

Neven Subotic freut sich über die stärkere BVB-Konkurrenz 

Nach achteinhalb Monaten können Sie endlich wieder Fußball spielen und trainieren. Wie ist das Gefühl dabei?

Neven Subotic: Wenn ich daran denke, wie der erste Trainingstag war, kann ich das nicht mit vielem vergleichen im sportlichen Bereich. Ich war noch nie im Disneyland. Aber ich denke, man kann es vergleichen mit einem zehnjährigen Jungen, der sich achteinhalb Monate darauf freuen kann und dann da hin darf.

Sie waren im Sommer auch in Äthiopien unterwegs, um Hilfsprojekte Ihrer Stiftung zu sehen. Wie war das für Sie?

Subotic: Das hat eine Menge Spaß gemacht. Wir haben über fünf Brunnen besucht, die wir gespendet haben, und gesehen, welchen Effekt die haben. Die Dorfältesten haben immer wieder erzählt, welche Probleme sie vorher hatten, dass sie stundenlang laufen mussten, um sauberes Wasser zu holen. Das zu erleben gibt noch einmal Motivation fürs Leben. Unser Training ist hart, aber wenn ich es mit dem vergleiche, was ein paar Stunden entfernt von hier in Äthiopien ist, dann sind alle meine Probleme eigentlich total klein.

Kommen wir dennoch zu Ihren kleinen Problemen: Was macht der Körper, was macht das Knie?

Subotic: Im Großen und Ganzen passt alles. Ich kann laufen, ich kann sprinten, ich kann mich in die Zweikämpfe werfen, ohne das Gefühl von Angst zu haben. Ein paar kleine Zipperlein werden auch in zwei Jahren bleiben, aber die waren auch vorher da. Das gehört zum Fußball dazu.

Durch die Verpflichtung von Matthias Ginter gibt es nun vier hochkarätige Innenverteidiger für zwei Positionen. Angst vor dem Konkurrenzkampf?

Subotic: Nein Ich wäre ja sauer, wenn sie jetzt einen billigen Innenverteidiger geholt hätten. Das ist wunderbar, solche Konkurrenz hatten wir hier in den Jahren davor nicht. Das zeigt auch, auf welchem Niveau wir sind. Das ist gut für den Verein und auch für mich, denn mit 99 Prozent komme ich bestimmt nicht an mein Ziel.