Dortmund. Offiziell standen einem Public Viewing zum DFB-Pokalfinale Sicherheitsbedenken entgegen. Der DFB wolle nicht, dass sich BVB- und Bayern-Fans mischen. Dabei droht weit größerer Ärger: Tausende Schalker werden ihre U19 begleiten — die kickt hinterm Olympiastadion, weiß Kolumnist Jens Matheuszik.

Unter den meistens Fans von Borussia Dortmund hat das kommende Bundesliga-Spiel gegen Hertha BSC nicht ganz soo die Bedeutung. Es ist zwar das letzte Spiel der bald abgelaufenen Saison, aber das letzte Heimspiel mit den Abschieden von Manuel Friedrich und Robert Lewandowski rangierte in der "Wichtigkeitsskala" definitiv höher und bei Berlin denken die meisten Fans eher nicht an die gute alte Tante, sondern an eine Woche später.

Denn dann findet das DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern München am 17. Mai 2014 im Berliner Olympiastadion statt. Und damit die dritte Auflage dieser Final-Begegnung, die allgemein - auch in der Liga - bei einigen Wortkünstlern schon gern mal zum deutschen Clásico „hochsterilisiert” wurde. Der FC Bayern München gilt sicherlich als Favorit für diese Partie – doch „Angstgegner” Borussia Dortmund hat ja erst zuletzt in der Liga gezeigt, dass sie auch den vorzeitigen Meister besiegen können, so dass man sich als BVB-Fan diesem Spiel unbesorgt nähern kann.

Natürlich freut man sich auch darüber, dass Borussia Dortmund in dieser Saison noch einen Titel holen kann – und seien wir mal ehrlich, ein klein wenig freut man sich auch, wenn der Liga-Rivale aus dem Süden nicht wieder alle Titel der Saison abräumt. Den Titel "Schlechtester deutscher Gegner gegen Real Madrid" haben die Bayern sich ja selber zuhause geschenkt.

Unzufriedenheit vor dem Pokalfinale

Dennoch gibt es zum Pokalfinale einige Unzufriedenheiten: Klar, wer an der Verlosung der Tickets zum DFB-Pokalfinale nur erfolglos teilgenommen hat, ist natürlich nicht so zufrieden wie die glücklichen Gewinner. Das ist selbstverständlich und das Ticketing ist diesmal nicht wirklich zu kritisieren – im Gegensatz zur berühmt-berüchtigten Ticket-Hotline war das Prozedere (vor allem nach der Einführung des vereinfachten Anmeldeverfahrens) doch ganz einfach.

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Auch war es – angesichts der Masse an potentiellen Interessenten – eine gute Entscheidung des BVB, dass diesmal nur Mitglieder und Dauerkartenbesitzer an der Verlosung der Kauferlaubnis teilnehmen durften. Damit hat man sich zwar um ein paar Schlagzeilen („BVB hat wieder x-hunderttausend Vorbestellungen fürs Finale!”) gebracht, aber vielleicht den einen oder anderen treuen BVB-Anhänger davon überzeugt, dass es sich nicht nur aufgrund des Mitgliedermagazins, des Rabatts in den Fanshops und wegen der schwarz-gelben Mitgliedschaftskarte lohnt, Vereinsmitglied bei Borussia Dortmund zu werden (und dann gerne in der Fan- & Förderabteilung!).

Evonik sorgte für Public Viewing

Einen Rückschlag gab es jedoch, als bekannt wurde, dass das Public Viewing diesmal nicht an der Waldbühne stattfinden können wird – so wie zuletzt 2012. Zwar ist inzwischen bekannt, dass Borussia Dortmunds Hauptsponsor Evonik diesmal ein Public Viewing auf dem nahegelegenen Messegelände im Sommergarten veranstalten wird (für das man Montagmorgen die Eintrittskarten ordern konnte und das mittlerweile bereits ausverkauft ist!), aber interessant ist die Absage für die Waldbühne schon und soll daher noch einmal näher beleuchtet werden.

Der Initiator der Petition an den DFB, in der ein Public Viewing an der Waldbühne gewünscht wurde, hatte sich – wie im BVB-Forum von Schwatzgelb schön dokumentiert wurde – an diverse Stellen gewandt, um herauszufinden, was das denn für Sicherheitsprobleme seien und warum da ein Veto eingelegt wurde. Doch da biss man leider auf Granit: „DFB, Polizei Berlin, Ordnungsamt, Vermieter und Pächter sowie Mitarbeiter der Waldbühne haben angeblich keinen Einspruch gegen diese Veranstaltung eingelegt […]” – und dennoch konnte niemand offiziell erklären, warum die Waldbühne als Austragungsort für das Public Viewing dieses Jahr nicht zur Verfügung steht.

Pokalfinale der A-Jugend ist das eigentliche Risiko in Berlin 

Wenn man sich die Lage der Waldbühne jedoch anschaut, könnte man vermuten, dass es daran liegt, dass sich die Waldbühne nahe am Olympiastadion bzw. genauer gesagt am Marathontor befindet. Das Marathontor wird beim Pokalfinale diesmal den Fans des FC Bayern München zugeordnet (ergo wird die Ostkurve diesmal in Gelb erstrahlen – denn The Unity ruft die Fans auf, diesmal in Gelb zu erscheinen), insofern könnte das der Grund sein, der gegen die Waldbühne spricht.

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Doch konkret weiß man es nicht – und im Grunde genommen kann es jetzt egal sein, da es eine gute Alternative gibt. Nichtsdestotrotz spricht es nicht gerade für die Kommunikation des DFB, dass man dort das „Dagegen-Schild“ hochhält, ohne es ansatzweise für die Öffentlichkeit zu begründen.

Wenn jedoch schon das Thema Sicherheit durch den DFB aufgebracht wird, dann muss man sich als Fan doch fragen, ob für die Planung des Finaltages so viele Personen zuständig waren, dass die eine nicht weiß, was die andere geplant hat. Aus Sicherheitsgründen wird das Public Viewing an der Waldbühne verboten – aber in direkter Nähe zum Olympiastadion findet im Vorfeld das sogenannte „kleine Pokalfinale” statt:

Schalkes Nachwuchs trifft auf Freiburg

Das Finale im DFB-Junioren-Vereinspokal wird um 11 Uhr vormittags am „Wurfplatz“ angepfiffen. Das Amateurstadion befindet sich im Norden des Olympiastadions, liegt näher als die Waldbühne und wird dann zum Austragungsort des Endspiels der A-Junioren vom FC Schalke 04 und dem SC Freiburg.

Es wird schon jetzt teilweise von einer vierstelligen Anzahl von Supportern für die Jugend aus Herne-West gerechnet. Die Busse der BVB-Anhänger werden zum Teil in der Nähe des Stadions auf dem Wurfplatz ankommen. Es ist also nicht auszuschließen, dass sich die Besucher des DFB-Junioren-Vereinspokales mit den Besuchern des Pokalfinales vermischen könnten.

Schalker Ehrenrunde vor der Dortmunder Kurve?

Für den Fall, dass der Schalker Nachwuchs den Juniorenpott holt (was deutlich wahrscheinlicher ist als sonstige königsblaue Titelambitionen) wird es auch noch eine Art „Siegerehrenrunde” im Olympiastadion vor dem „Seniorenpokal” geben. Man stelle sich jetzt mal vor, der königsblaue Nachwuchs würde an der gelben Ostkurve vorbeilaufen.

Das Fazit lautet also: An der Waldbühne wird die Sicherheit durch den DFB groß geschrieben – am Stadion auf dem Wurfplatz gibt es aber anscheinend keinerlei Sicherheitsbedenken – und das obwohl die Rivalität zwischen den Schwarz-Gelben und den Königsblauen sicherlich höher einzuschätzen ist als die zwischen dem BVB und dem FC Bayern München (wir reden ja hier nicht von Geschäftsführern und gerade gewählten Vereinspräsidenten).