Dortmund. Borussia Dortmund muss im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Real Madrid antreten – und dabei auf Ausnahmestürmer Lewandowski verzichten. Der BVB muss nun einen Spieler ersetzen, der eigentlich nicht zu ersetzen ist. Und ausgerechnet der nominelle Ersatzmann kommt am wenigsten in Frage.

Robert Lewandowski blickte noch einmal auf, nahm ein paar Schritte Anlauf und hämmerte den Ball mit Schmackes unter die Latte. Das Stadion bebte und der polnische Nationalspieler in Diensten von Borussia Dortmund reckte vier Finger in die Höhe. Soeben hatte er im Hinspiel des Champions-League-Halbfinales 2013 seinen vierten Treffer gegen Real Madrid erzielt, als erster Spieler überhaupt in der Königsklasse. Er hatte den BVB im Alleingang zum 4:1-Sieg gegen die „Königlichen“ geschossen, der letztlich den Grundstein für den Finaleinzug legte.

Fast ein Jahr später treffen der BVB und Real nun wieder aufeinander, dieses Mal im Viertelfinale – und schon jetzt ist klar, dass Lewandowski nicht wieder so ein glänzendes Hinspiel hinlegen wird: Weil er im Achtelfinal-Rückspiel gegen Zenit St. Petersburg (1:2) die dritte Gelbe Karte im laufenden Wettbewerb sah, ist der Ausnahmestürmer für das erste Duell in Madrid gesperrt.

Lewandowski ist nicht annähernd adäquat zu ersetzen

„Solange er im Rückspiel wieder vier Tore schießt, soll es mir recht sein“, witzelte BVB-Sportdirektor Michael Zorc zwar nach dem Spiel, aber der Ausfall dürfte Trainer Klopp arge Kopfschmerzen bereiten. Denn Lewandowski ist als einer der ganz wenigen BVB-Spieler nicht annähernd adäquat zu ersetzen. Nicht nur als Torjäger ist der 25-Jährige unverzichtbar: Auch außerhalb des Strafraums ist er wertvoller Teil des Offensivspiels, dank seiner außergewöhnlichen Mischung aus Physis und Technik fast immer anspielbar und ein Meister darin, lange Bälle zu sichern, zu halten und dann weiterzugeben – gerade gegen eine offensivstarke Mannschaft wie Real eine wichtige Fähigkeit, um der eigenen Hintermannschaft Phasen der Entlastung zu verschaffen.

Klopp steht also vor der Frage, wem er den Platz im Sturmzentrum einräumt. Allenfalls Außenseiterchancen auf die Rolle hat derjenige, der eigentlich der logische Ersatzmann sein müsste: Julian Schieber, der zweite Mittelstürmer im Kader, kam in der laufenden Saison bislang kaum zum Einsatz – und wenn, lieferte er wenig Argumente dafür, diesen Zustand zu ändern. Auch Nachwuchsmann Marvin Ducksch ist eher noch nicht so weit, gegen eine Mannschaft vom Kaliber Real Madrids eine vollwertige Alternative zu sein.

Reus' Technik oder Aubameyangs Schnelligkeit?

Voraussichtlich wird ein nomineller Mittelfeldspieler im Sturmzentrum auflaufen, zur Auswahl stehen Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang. Beide haben ihre Abschlussqualitäten in der laufenden Saison bereits hinreichend unter Beweis gestellt. Für Marco Reus sprechen seine größeren technischen Fähigkeiten, er versteht es auch, sich auf engem Raum durchzusetzen und kann den Ball problemlos mit dem Rücken zum Tor verarbeiten. Anders Aubameyang, er braucht vor sich Raum, um seine Schnelligkeit auszuspielen und bevorzugt Anspiele in den Lauf.

Allerdings lässt es der Gabuner zuweilen an der nötigen Intensität im Defensivzweikampf vermissen – gut möglich, dass Klopp ihn allein deswegen nicht auf der Außenbahn aufbieten möchte, wenn die Gegenspieler Cristiano Ronaldo oder Gareth Bale heißen. Ein Stürmer Aubameyang könnte außerdem dazu führen, dass die Real-Abwehr aus Angst vor dessen Schnelligkeit und den präzisen langen Bällen von Mats Hummels oder Nuri Sahin etwas tiefer stehen müsste und der BVB so mehr Platz im Mittelfeld hätte.

BVB dreht das Spiel in Stuttgart

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„Kompakt stehen und dann kontern“

Klar ist in jedem Fall, dass der BVB sein Spiel umstellen müsste: Weniger lange Bälle auf den Zielspieler im Sturmzentrum, ein stärkerer Fokus auf genaue Flachpässe von hinten heraus – gemischt mit präzisen langen Bällen in den Rücken der Abwehr. Der Fokus wird in Madrid allerdings eher auf dem Verhindern von Gegentoren liegen. „Kompakt stehen und dann kontern“, hat Innenverteidiger Mats Hummels bereits als Marschroute ausgegeben. Und Sportdirektor Zorc ergänzt: „Wir werden unser Bestes geben und versuchen, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, um die Sache dann in Dortmund regeln zu können.“

Und dann wäre es gewiss kein Schaden, wenn Lewandowski wieder einige Finger in die Höhe recken würde.