Stuttgart.. Der Dortmunder Mittelfeldstar Marco Reus ist wieder zurück im Team und erzielt beim 3:2-Sieg gegen Stuttgart alle drei BVB-Treffer. Danach verpasst er den Mannschaftsbus, aber auch das kann ihn nicht aufhalten. Auch gegen Real Madrid werden Reus' Esprit und Geschwindigkeit dringend gebraucht.

Der Mannschaftsbus war längst fortgefahren, als Marco Reus als letzter Dortmunder aus der Kabine im Stuttgarter Stadion hastete und dem Ausgang entgegen strebte. Ein Beauftragter in Sachen Dopingbekämpfung hatte den Borussen nach dem 3:2-Sieg beim VfB Stuttgart deutlich länger aufgehalten als gewünscht, was zu leichten Ungedulds-Auswüchsen beim Rest der schwarz-gelben Reisegruppe führte. Am Stuttgarter Flughafen wartete schließlich die Maschine Richtung Heimat. Die Abfahrt des Busses wurde veranlasst, vorsätzlich ohne den Nationalspieler. Der bestieg später vor dem Stadion ein Taxi - und befand sich noch vor den Kollegen am Flughafen.

Es war das zweite Mal an diesem Tag, dass Marco Reus mit Geschwindigkeit und Zielstrebigkeit einen beträchtlichen Rückstand wieder aufgeholt hatte.

Folgenschwere Fehler der Gelegenheitsspieler Kirch und Durm

Zuvor war ihm dies in den 90 Minuten Bundesliga-Fußball beim mittlerweile dramatisch unerfolgreichen VfB gelungen, der zwar nach 19 Minuten mit 2:0 führte, weil dem BVB zuvorderst mit seinen Gelegenheitsspielern Oliver Kirch und Erik Durm in der Defensive entscheidende Dinge folgenschwer misslangen. Doch wie fast schon üblich in dieser Saison hatten die schwer bemühten Stuttgarter die sicher geglaubten Punkte wieder verspielt, was bei Huub Stevens nicht gerade für beste Laune sorgte. „Ich habe keine Erklärung“, bellte der Trainer auf die Nachfrage, wie dieser Leichtsinn zu erklären sei.

An diesem Tag war es allerdings nicht allein dem Leichtsinn geschuldet, dass sich die greifbare Beute wieder verflüchtigte, sondern auch und vor allem der Tatsache, dass Dortmund stets an seine Siegchance geglaubt hatte und eben einen Mann in seinen Reihen hatte, der dies umzusetzen imstande ist: Marco Reus. Er traf chirurgisch präzise auf Zuspiel von Jonas Hofmann, verwandelte kühl einen an Robert Lewandowski verursachten Foulelfmeter - inklusive Roter Karte für den Stuttgarter Georg Niedermeier - und verwertete mit ein wenig Glück das Zuspiel von Pierre-Emerick Aubameyang zum finalen Akt in einer verrückten und temporeichen Darbietung.

Kein Reus bedeutet: wenig Esprit, wenig Geschwindigkeit, wenig Torgefahr

Reus, der Mann des Tages. Reus, der Mann, den sie beim BVB in den vergangenen Wochen durchaus schmerzlich vermisst hatten. So bei den Niederlagen gegen Borussia Mönchengladbach und in der Champions League gegen Zenit St. Petersburg. Kein Reus bedeutete da: wenig Esprit, wenig Geschwindigkeit, wenig Torgefahr.

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In Hannover vor einer Woche meldete er sich mit einem Kurzeinsatz zurück und traf zum 3:0, gegen Schalke im Derby (0:0) war er bereits einer der auffälligsten Akteure, nun wurde seine außerordentliche Spiellaune mit Treffern belohnt. Es waren seine Saisontore zehn, elf und zwölf. „Es kommt mir nicht auf Tore an. Wichtig ist, dass ich meinen Rhythmus wiederfinde und mich weiter entwickele. Dann kommen die Tore von ganz alleine“, sagt der offensive Mittelfeldspieler. „Ganz Fußball-Deutschland darf sich freuen“, sagt Dortmunds Trainer Jürgen Klopp über die Genesung des Nationalspielers, der rechtzeitig für jene Phase der Saison zu alter Form findet, in der bleibende Erinnerungen produziert werden.

Intergalaktisches Schwergewicht

Der Meistertitel ist vergeben, aber in DFB-Pokal und Champions League spielt Schwarz-Gelb nach wie vor mit. Die Frage wie lange noch, wird in Teilen auch am kommenden Mittwoch entschieden, wenn Dortmund beim intergalaktischen Schwergewicht Real Madrid antritt. „Das ist ein ganz anderer Wettbewerb unter ganz anderen Vorzeichen“, sagt Sportdirektor Michael Zorc: „Wir dürfen auf keinen Fall so in dieses Spiel gehen, wie wir es hier in Stuttgart in den ersten 20 Minuten getan haben. Dann steht es nämlich nicht nur 0:2.“

Und dann, dann käme vermutlich auch Marco Reus zu spät.