Dortmund. . BVB-Profi Pierre-Emerick Aubameyang ist ein Mann der Gegensätze. Mit seinen Sportwagen und wilden Frisuren wirkt er wie ein extrovertierter Star, doch in der Öffentlichkeit ist er scheu wie ein Reh. Auf dem Platz ist er bisweilen erstaunlich unauffällig - dann trifft er wieder. Wie in Braunschweig.
Der Samstag? Trainingsfrei. Der Sonntag? Ebenfalls zur freien Verfügung. Jürgen Klopp, der Trainer von Borussia Dortmund, hatte seinen Profis mit der fußballerischen Wochenendplanung die Möglichkeit gewährt, das wohlige Gefühl von Glück und Erleichterung zu genießen. Schließlich hatte der BVB gewonnen, zwar nur 2:1 und auch nur beim Tabellenletzten Eintracht Braunschweig. Doch eben weil dieser Sieg nicht makellos schön daherkam, maß man ihm im schwarz-gelben Lager so große Bedeutung bei.
Gespaltene Lager
„Das war ein wichtiger Sieg für den Kopf“, sagte Pierre-Emerick Aubameyang, der Offensivmann, der beide Treffer erzielt und damit nach vier sieglosen Spielen in Serie wieder für einen Dortmunder Bundesliga-Erfolg gesorgt hatte. Wichtige Tore von einem Mann, der in der übrigen Zeit dieses Spiels seiner Arbeit eher diskret nachging. Wie schon häufiger.
Dieser Pierre-Emerick Aubameyang ist ein Phänomen. Er spaltet das Lager der Fans in solche, die ihn wegen seiner extrovertierten Art mit Irokesenfrisur, auffälligen Schuhen und teuren Autos lieben. Und solche, die ihm mit Skepsis begegnen, weil er bisweilen so wenig bewegt im Dortmunder Spiel. Er ist selten Teil aufwendiger Dortmunder Kombinationen geschweige denn ihr Initiator. Nur zwei Vorlagen hat der gebürtige Franzose in der bisherigen Bundesliga-Saison zustande gebracht. Sein Beitrag zum schwarz-gelben Spiel sind diese unendlich wichtigen Tore. Elf Treffer hat er nun schon erzielt, kein Mittelfeldspieler der Liga bringt es auf mehr.
„Er hat den Beweis schon angetreten, dass man immer damit rechnen sollte, dass er noch ein Tor macht“, sagt Jürgen Klopp über den Zugang aus dem vergangenen Sommer. „Das ist im Abschluss ein außergewöhnlicher Spieler.“ Bislang hatte Aubameyang allerdings keinen festen Platz im Dortmunder Ensemble, weil sich der gabunische Nationalspieler auch sechs Monate nach seiner Ankunft in Westfalen an die defensiven Abläufe des Dortmunder Spiels noch gewöhnen muss.
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„Für die Ziele, die wir erreichen wollen, brauchen wir eine defensive Stabilität. Das ist für ihn eine riesige Umstellung zu seinem vorherigen Verein. Das ist der Grund, warum er bisher nicht immer von Anfang an gespielt hat“, begründet Klopp. Umso erstaunlicher seine Tor-Bilanz. Nach der Verletzung seines Konkurrenten Jakub Blaszczykowski rückt Aubameyang für den Rest der Saison noch etwas mehr ins Scheinwerferlicht.
Aubameyang ist der wohl schnellste Spieler, den die Liga je gesehen hat. Diese Geschwindigkeit ist meistens Segen, manchmal Fluch. Sie bringt ihn immer wieder gefährlich vor das gegnerische Tor, doch jeder kleinste technische Fehler wirkt auf dem Weg dorthin verheerend. Wie bei einer Schussfahrt auf der Streif. Viele Chancen hat er auf diese Weise vertan.
In der Entwicklung
Jürgen Klopp stört das nicht. „Wir haben ihn lange unter Vertrag, er ist ein junger Spieler, der mit uns zusammen eine Entwicklung nehmen darf“, sagt Klopp über den 24-Jährigen, den die Borussia für 13 Millionen Euro aus St. Etienne loseiste: „Selbst wenn die Jungs ein paar Euro kosten, heißt das nicht, dass sie fertig sind mit ihrer Entwicklung. Die Zeit für diese Entwicklung geben wir ihnen. Und in der Zwischenzeit müssen wir Ergebnisse einfahren.“ So eines wie in Braunschweig. Dank Pierre-Emerick Aubameyang.
BVB gewinnt in Braunschweig