London. England liegt Mesut Özil zu Füßen, der den FC Arsenal an die Tabellenspitze der Premier League geführt hat. Nicht grundlos hat Gunners-Teammanager Arsene Wenger 50 Millionen Euro für den deutschen Nationalspieler auf den Tisch gelegt. Doch Borussia Dortmund trifft in der Champions League am Dienstag auch auf andere Stars.

Wahrscheinlich hat Bundestrainer Joachim Löw am Wochenende nicht bei der Mesut-Özil-Show zugeschaltet, sondern wie der Rest der Deutschen bestaunt, dass der Fast-Nationalstürmer Stefan Kießling sogar durch das Außennetz Tore erzielen kann. Weil Özils Verein FC Arsenal aber an diesem Dienstag (20.45 Uhr/live bei Sky und in unserem Ticker) in der Champions League Borussia Dortmund empfängt, ist auch in Deutschland über die Premier-League-Partie der Londoner gegen Norwich (4:1) berichtet worden.

Und siehe da, kund getan wurde dem Bundestrainer und dem Rest der Deutschen ein Akt von Zauberei, die Verwandlung von Özil in ein Kopfballungeheuer, in den leibhaftigen Horst Hrubesch.

Löw wird Spaß an der Lektüre gehabt haben. Nach der WM-Qualifikationspartie gegen Irland war sein Experiment mit Özil im Sturm kritisiert worden. Und dann schießt dieser 25-Jährige, den er bereits im September 2009 bei einem Test gegen Südafrika in Leverkusen (2:0) zum Dirigenten des Mittelfeldes ernannt hatte, tatsächlich beim 4:1-Sieg nicht nur sein erstes Ligator für Arsenal. Er haut das Ding auch noch per Schädel rein.

Die Rolle von Arsene Wenger

Das Lob von Vereinskamerad Per Mertesacker hinzuaddiert, Özil könne nun auch „defensiv richtig gut arbeiten“, dürfte unter dem Strich geklärt sein: Dieser Özil, der kann einfach alles. Dem haben Real-Kollegen wie Khedira, Ramos oder Cristiano Ronaldo nicht grundlos Tränen nachgeweint, als er Madrid verlassen musste. Für den hat Gunners-Teammanager Arsene Wenger nicht grundlos 50 Millionen Euro auf den Tisch gelegt, mehr als jemals zuvor für einen deutschen Fußballer ausgegeben wurde. Und für den ist selbstverständlich nicht grundlos Englands Traditionsklub FC Arsenal in FC Özinel umgetauft worden.

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Bei Letzterem handelt es sich um eine typische Medienübertreibung. In ihr drückt sich allerdings aus, wie Arsenals Weg zuletzt begleitet wurde. Transferwoche für Transferwoche war Wenger von den nicht zimperlichen Insel-Gazetten als greiser Boss beschrieben worden, der den Klub mit seinem Zaudern beim Shoppen in den sportlichen Ruin treiben würde. Und dann, als sich die Gelegenheit bot, den „geborenen Weltklassefußballer“ Özil zu erwerben, griff Wenger zu. Folge: Arsenal führt die Liga an. Und Arsenal hat nach zwei Spielen in der Champions League einen makellosen Kontostand von sechs Punkten vorzuweisen.

Bei Dortmund (erst drei Zähler erwirtschaftet) geht man dennoch davon aus, dass der Gegner mit weiteren Akteuren antreten wird, die auch nicht von der Resttheke weg verpflichtet wurden (Lukas Podolski ist noch immer verletzt). Jakub Blaszczykowski erklärte stellvertretend: „Özil ist genauso wichtig für Arsenal wie all die anderen zehn Spieler.” Und auch bei Torwart Roman Weidenfeller ist das Vertrauen in die eigene Dortmunder Stärke größer als der Respekt vor diesem Özil: „Wir wissen, wie gut er ist. Aber wir haben uns in der vorigen Saison zweimal gegen Real durchgesetzt, obwohl Özil noch in Madrid spielte.“ Wohl wahr.

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„Gegen Norwich, nicht gegen BVB“

Die Vorzeichen sind auf jeden Fall gegeben für ein Duell auf höchstem Niveau an diesem Abend, für ein „aufregendes Spiel“, wie es Arsene Wenger erwartet. Arsenal, sagt BVB-Präsident Reinhard Rauball anerkennend, sei einer der besten Klubs der Welt und Özil einer der besten Spieler der Welt. Trotzdem fühlt sich die Borussia bereit, auch wenn im Vorfeld alle Welt nur von Arsenal und Özil schwärmt.

Dass das Londoner Team am Wochenende so groß auftrumpfte, während der Borussia gegen Hannover nur ein schmales 1:0 gelang, ist für Nuri Sahin jedenfalls kein Problem. Dazu sagt der Dortmunder Mittelfeldspieler einfach nur: „Die haben auch gegen Norwich gespielt, nicht gegen Dortmund.“