Dortmund. Unterschiedliche Gemütslage: Sportlich ist Schwarz-Gelb mit einem blauen Auge davon gekommen, politisch gab es ein K.O. Bedeutet übersetzt: War die Bundestagswahl für die FDP ein Unfall mit Totalschaden, so war die vergangene Woche für den BVB nur ein kleines Schlingern.

Die Niederlage in der Königsklasse gegen Neapel und das unnötige Remis beim Bundesliga-Alltag in Nürnberg zeigten, dass der BVB weiterhin noch reichlich Luft nach oben hat - dies entspricht aber nichts anderem als der von Meistertrrainer Jürgen Klopp vorgegebenen Maxime, die Höchstform erst gegen Saisonende zu erreichen.

In Neapel erlebten die BVB-Fans sicherlich eine Stadt, wie sie die meisten vermutlich noch nicht kennengelernt haben. Chaos im Straßenverkehr hatte man sicherlich schon in Paris oder Donezk gesehen, doch der Begriff „Moloch“, den viele Reiseführer im Vorfeld verwendeten, war sicherlich nicht von der Hand zu weisen: Dreckige Straßen, auf die von den Fenstern der Häuser aus Müll geworfen wurde, heruntergekommene Häuser und dunkle Gassen mit beißendem Gestank prägten das Bild. Ein Ziel für den nächsten Traumurlaub ist Neapel sicherlich nicht.

Viele positive Erinnerungen an Neapel

Trotzdem blieben viele positive Erinnerungen an die Stadt: Die köstliche Pizza und letztlich besonders der Besuch im alterwürdigen Stadio San Paolo. Das 1948 erbaute Stadion, in dem schon Diego Armando Maradona seine größten Stunden zelebrierte, versprüht einen besonderen Charme und das trotz Laufbahn. Überhaupt ist zuvor genannter Maradona in der Stadt mehr als ein Heiliger. Sein Gesicht blickt von Fahnen im Stadion und auch wenn man in Stadt mit einem Napoletaner über Fußball ins Gespräch kommt, führt kein Weg am großen Diego vorbei.

Die Stimmung im Stadion war mit Sicherheit in den vergangenen Jahren die beste, die man als BVB-Fan erleben durfte. Die Lautstärke der Neapel-Fans war teilweise so ohrenbetäubend, dass von unten angestimmte Gesänge des BVB-Blocks bereits in der Mitte des selbigen nur noch sehr schwer zu verstehen waren.

Kritisch diskutiert wurde in den Fanforen des BVB der Einsatz von Pyrotechnik als „Intro“. Die Diskussion gestaltet sich wie immer schwierig, weil zwei Meinungen aufeinander prallen und zudem die Situation von Fans, die im Stadion waren und denen, die am Fernseher geguckt haben, unterschiedlich eingeschätzt wurde. Festzustellen ist, dass in Italien eine deutlich andere Beziehung zu Pyrotechnik im Stadion herrscht als in Deutschland.

Pyro ist in Italien Normalität

Dort ist es akzeptierte Normalität, weswegen auch keinerlei Durchsagen des Stadionsprechers kamen, den Einsatz zu unterlassen. Zudem wurden die Fackeln kontrolliert am unteren Ende des Blocks gezündet, so dass sie lediglich auf den leeren Block unter dem Gästeblock tropften und niemand gefährdet wurde. Letztlich bleibt aber das Ärgernis der Strafe durch die UEFA, die sich auch dadurch nicht verhindern lässt. Am Ende waren beide Fangruppen voneinander angetan, was der gegenseitige Applaus nach Abpfiff zeigte. Ein wie ich finde schöner Beleg für einen faires Duell über 90 Minuten auf den Rängen.

Ärgerlich gestaltete sich dann leider noch die Abreise: War die eigentliche Blocksperre schon nach gut 15 Minuten beendet, so musste man doch noch über eine Stunde auf dem Stadiongelände verweilen, bevor man zu den Bussen gehen konnte, die einen zurück zum Treffpunkt am Hafen bringen sollten. Dass dann auch noch die Abfahrt der Busse erheblich dauerte, führte zu deutlichem Unmut bei den BVB-Fans. Die gewählte Strecke der Busse zwischen Hafen und Stadion war durchaus länger als notwendig, weswegen es letztlich bis gut halb 2 nachts dauerte, bis der Hafen wieder erreicht wurde.

Busreise war großartiger Einsatz für Verein

Müde drüber lächeln konnten darüber wohl nur diejenigen Fans, die komplett mit Bussen aus Deutschland angereist waren: 27 Stunden Busfahrt pro Strecke für einige Stunden Aufenthalt in Neapel sind ein wirklich großartiger Einsatz für den Verein.

Mit dem morgigen Pokalspiel bei 1860 München gehen die englischen Wochen für den BVB weiter. Viele Fans nutzen das seltene Zusammentreffen von einem Spiel in München und dem Oktoberfest für einen Besuch auf der Theresienwiese. Hoffen wir, dass die Feierstimmung auch nach dem Spiel noch anhalten wird und der BVB den Einzug ins Achtelfinale schafft.

Julian Bräker, (www.gibmich-diekirsche.de), 23.09.2013