Dortmund. Jürgen Klopp war nett zu einem Hausmeister. Ist damit wieder alles gut? Nein, ungebührliches Benehmen in Stresssituation, zumal von Menschen, die anderen als Vorbild dienen, darf nicht bagatellisiert werden. Ein Kommentar von Reinhard Schüssler.

Nein, Kuchen gab’s offenbar nicht. Nur „Kaffee und Wasser“ wie der Hausmeister des SC Neapel verraten hat, bei dem BVB-Coach Jürgen Klopp am Dienstagabend die zweite Halbzeit des Champions-League-Spiels vom Sofa aus verfolgte. Mit dem Ergebnis, dass Vincenzo Gerrone einen neuen Freund gewonnen hat. So „nett“ muss sich sein unerwarteter Gast präsentiert haben, dass dieser bei Signore Gerrone Erinnerungen an einen Aufenthalte von Diego Maradona in seiner Wohnung weckte.

Niedlich, nicht? Nein, nur der ebenso durchsichtige wie untaugliche Versuch einiger Medien, von der schäbigen Rolle abzulenken, die Jürgen Klopp zuvor mit seinem Wutausbruch gegenüber dem vierten Offiziellen gespielt hatte. Dass jemand in entspannter Atmosphäre Charme und Witz versprühen kann, entschuldigt schließlich kein ungebührliches Benehmen in Extremsituationen.

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Hohe Maßstäbe für die Vorbilder

Oft gesagt: Fußball lebt von Emotionen. Und niemand möchte ausschließlich stromlinienförmige Typen an der Seitenlinie. Aber zwischen Leidenschaft und Impulsivität auf der einen und Aggressivität auf der anderen verläuft eine rote Linie. Gerade für Menschen, die anderen als Vorbild dienen, sind die Maßstäbe mit Recht besonders hoch.

Nach jedem Rückfall Einsicht zu zeigen oder – wie aktuell – nett zu einem Hausmeister zu sein, mag manche Kritiker versöhnlich stimmen. Aber so billig darf Jürgen Klopp nicht davon kommen.