Dortmund.. Henrikh Mkhitaryan kam als der teuerste Transfer der BVB-Geschichte. Allerdings kommt der Mittelfeldstratege ohne das branchenübliche Luxuskarossen-Fimmel aus. Wie sich der armenische Neuzugang der Dortmunder immer stärker ins Borussen-Team spielt.

Am Montag hat sich Real Madrid noch ein bisschen mit der Welt gekäbbelt. Es ging darum, dass sie, die Welt, sich nach diesem schaurig-schönen Gefühl sehnte, das vor allem im Angesicht von Rekordsummen aufkommt. Real aber wollte ein einziges Mal nicht als Klub mit ständig brandheißem Draht zur Leihanstalt dastehen, sondern als königlicher Knauser.

Es wurde also von Vereinsseite so dargestellt, dass Gareth Bale, der Last-Minute-Einkauf, lediglich 91 Millionen Euro gekostet habe und nicht etwa 100 Millionen, was als Zahl pur wahrscheinlich Cristiano Ronaldo gekränkt hätte, der ebenfalls auf dem Madrilenen-Lohnzettel geführt wird und für den 97 Millionen aufgerufen waren. Schaurig-schöner Weltrekord (bis dato?).

Wie stark genau Ronaldo oder jetzt Bale diese Summen belasten, weiß man nicht. Es muss sich allerdings um eine kaum noch zu schulternde Belastung handeln, um einen Rucksack voller Geld, der das Spielen von Fußball mächtig beeinträchtigt. Neven Subotic hat darüber nach dem mühevoll erschufteten 2:1-Sieg von Borussia Dortmund bei Eintracht Frankfurt gesprochen.

Die Tabellenführung war erobert. Der Vereinsrekord von 2001 mit vier Drei-Punkte-Päckchen in Folge zu Saisonbeginn eingestellt. Und als Gestalter dieser schönen Ereignisse ließ sich problemlos Henrikh Mkhitaryan ausmachen. Der Neuzugang hatte beide Treffer für den BVB erzielt (zwischenzeitlich besorgte Vaclav Kadlec das 1:1) und damit ein erstaunliches Doppel-Tor-Debüt in der Bundesliga gefeiert.

Subotic: "Kann mir nicht vorstellen, mit so einer Ablösesumme zu spielen“

In solchen Fällen wird ansonsten selten über Kohle, Knete, Asche geplaudert. Und wenn, dann fällt gewöhnlich nur der Satz, dass Herr X einen Teil seiner Ablösesumme bereits wieder eingespielt habe. Nach dem „wilden“ (Borussen-Trainer Jürgen Klopp) Auftritt bei der ersatzgeschwächten und doch mutigen Eintracht (Schüsse auf die Tore: 17 von den Frankfurtern, einer weniger von den Dortmundern) war es deshalb auffällig, dass Subotic nach reichlich Lob für den Kollegen einen Blick zurück auf die 25, 26 oder 27 Millionen Euro warf, die Dortmund in Mkhitaryan investiert hat.

Er tat das mit der Behutsamkeit eines Psychologen: „Ich kann mir nicht vorstellen, mit so einer Ablösesumme zu spielen“, sagte der Verteidiger und fügte hinzu: „Keiner von uns kann sich in diese Situation hineinversetzen. Vielleicht Mario Götze und eine Handvoll anderer Spieler. Das ist natürlich sehr viel Druck, der belastet.“

Dass Klopp sogar dazu bereit gewesen wäre, den Druck noch zu erhöhen („Wir hätten noch viel mehr für ihn bezahlt, so sehr wollten wir ihn“) wurde erst einige Zeit nach der Begegnung bekannt. Vorher hatte Mkhitaryan bereits ein Bild von sich gezeichnet, das ihn, den fünfsprachigen Armenier ohne den branchenüblichen Luxuskarossen-Fimmel, als individuell herausragenden Top-Teamspieler zeigt.

Der Trainer erklärte, weil ihm anderes angetragen worden war, sein noch immer etwas zurückhaltender Drahtzieher, aber furioser Vollstrecker habe trotz der Abrundung durch besonders werthaltige Treffer nicht sein bestes Spiel absolviert. Begründung: „Ich fand ihn in den ersten Spielen nicht schlechter.“ Und der 24-Jährige selbst drückte über seine Zurückhaltung bei der Bewertung der eigenen Leistung seine Demut vor diesem Spiel aus, in dem es nur Abhängige gibt. Ausnahmslos. „Das sind doch nicht nur meine Tore, sondern die der ganzen Mannschaft.“

Zugänge machen Variationen möglich

Für Borussia Dortmund scheint Mkhitaryan so perfekt geschneidert. Sportlich, weil sich mit ihm und Drei-Treffer-Debütant Pierre-Emerick Aubameyang (Augsburg-Partie) mannigfache Variationsmöglichkeiten ergeben. Menschlich, weil offensichtlich das Sein in der Mannschaft auf segensreiche Weise noch immer nicht das Bewusstsein bestimmt. In den vergangenen drei Jahren war die Personalfluktuation gering. Jede Menge Erfolge wurden eingefahren.

Aktuell muss Bayern mit dem Fernglas eine Zwei-Punkte-Entfernung überwinden, um den BVB in der Tabelle beobachten zu können. Und doch vergisst Neven Subotic, dass diverse Schwarzgelbe bei einem Farbenwechsel mittlerweile sehr, sehr teuer wären. Teurer als Mkhitaryan. Aber natürlich nicht so teuer wie Mister Bale, nicht einmal wie der aus der Real-Preiskategorie.