Dortmund. Zum 100-jährigen Jubiläum von Borussia Dortmund stellt sich das neue Super-Ensemble von Real Madrid vor (Mittwoch, ab 20.15 Uhr bei Sat.1). Die Neuzugänge dieses Sommers kosteten 250 Millionen Euro.

Javier Garcia Portillo ist kein Weltstar geworden. Er nahm Umwege, war in Florenz, war in Brügge, mittlerweile spielt er wieder in Spanien, für CA Osasuna. Damals, im Februar 2003, galt er noch als Top-Talent bei Real Madrid, er war 20 Jahre jung. Zwar durfte er in jener Saison noch keine einzige Minute für Real in der Primera Division spielen. Und doch hatte er diesen einen magischen Moment, vermutlich den nachhaltigsten seiner Karriere.

Im Zwischenrundenspiel der Champions League bei Borussia Dortmund, dem damaligen Deutschen Meister, wurde Portillo in der 90. Minute eingewechselt. Der BVB führte 1:0, das Tor hatte Jan Koller besorgt, die Lobeshymnen für die Borussen waren schon getextet. Dann öffnete der BVB leichtsinnig die linke Abwehrseite: Zinedine Zidane passte nach innen, Javier Garcia Portillo verarbeitete die Vorlage zum 1:1. Erster Ballkontakt, Volltreffer. Ein Tiefschlag für die Dortmunder.

Sie hatten die damals besten Fußballer der Welt an den Rand einer Niederlage gedrängt. Zidane, Figo, Raul, Roberto Carlos, Ronaldo der Erste: Sie waren die Galaktischen, die amtierenden Champions-League-Gewinner. Und dann kam dieser Nobody und kippte den BVB, dem danach auch zwei Siege nicht mehr reichten, aus der Königsklasse. Damals war noch nicht zu ahnen, dass dies ein Abschied für einige Jährchen sein würde.

An diesem Mittwochabend stellt sich erneut eine Weltauswahl im Dress von Real Ma-drid in Dortmund vor. Wieder wird die Hütte prächtig gefüllt sein, erwartet werden 75 000 Zuschauer – nie war ein Freundschaftsspiel in Deutschland besser besucht. Entzugserscheinungen – die BVB-Fans wissen: Champions League war einmal. Real kommt diesmal auf Einladung, Spaniens Stolz adelt das 100-jährige Jubiläum der Borussen (20.15 Uhr/Sat.1 live).

Härtetest für den Saisonauftakt

Madrid hat versprochen, seine Besten aufzubieten, der neue chilenische Trainer Manuel Pellegrini wertet das Spiel als Härtetest für den Saisonauftakt am 30. August gegen La Corunha. Die spannendste Frage ist, wie Pellegrini aus diesem Ensemble eine Einheit formen will. Der zurückgekehrte Präsident Florentino Perez, ein milliardenschwerer Baulöwe, hat in diesem Sommer 250 Millionen Euro für Verstärkungen ausgegeben. Allein 94 Millionen für Cristiano Ronaldo von Manchester United, 65 Millionen für Kaka vom AC Mailand, 35 Millionen für Karim Benzema von Olympique Lyon und 30 Millionen für Xabi Alonso vom FC Liverpool. Und dann sind da ja auch noch Wesley Snejder, Arjen Robben, Raul, Pepe und Guti. Als wären Woody Allen, Quentin Tarantino, Francis Ford Coppola und Martin Scorsese verpflichtet worden, um gemeinsam den ultimativen Film auf die Leinwand zu zaubern. Ob das gelingen könnte? Experiment oder Exzess? Bei Real Madrid weiß man das auch noch nicht.

Perez allerdings kennt keine Selbstzweifel. Wirtschaftskrise? Welche Wirtschaftskrise? Der 62-Jährige haut auf den Putz: „Unser jetziger Weg wird die Geschichte des Vereins prägen”, verkündet er. „Real wird in Europa wieder eine Hauptrolle spielen!”

Die Kritiker stehen Schlange

Auf Kritik muss er nicht lange warten, die zieht er an wie der Obstkuchen die Wespen. „Ich habe keine Ahnung, woher Perez das Geld hat”, klagt Xavier Sasla i Martin, der Finanzchef des Erzrivalen FC Barcelona, Real werde den Verlust niemals auffangen können. Uefa-Präsident Michel Platini hält die Megatransfers sogar für „eine ernsthafte Bedrohung des Fair Play und des Konzeptes der Chancengleichheit in den europäischen Klubwettbewerben”. Den Vorwurf, jegliche Vernunft verloren zu haben, weil solch ein Finanzgebahren Real in den Ruin treiben könnte, kontert Perez cool: „Wir geben nicht nur Geld aus, sondern wir investieren!”

Den Fans sind die Hintergründe übrigens egal. 80 000 kamen zur Präsentation von Cristiano Ronaldo. Weltweit werden derzeit 2000 Real-Trikots mit dem Namen des Portugiesen verkauft. Täglich.