Dortmund. Am Mittwoch kehrt der frühere Borusse Christoph Metzelder mit Real Madrid ins Stadion seiner größten Erfolge zurück, wenn der BVB zur Feier seines 100-jährigen Bestehens auf die Königlichen trifft. Im Interview schwärmt er von Dortmund und spricht über die Superstars Kaka und Ronaldo.

Am Mittwoch tritt Real Madrid zum internationalen Freundschaftsspiel in Dortmund an. Für den spanischen Rekordmeister läuft ein Profi auf, der lange Jahre für Real-Gegner Borussia Dortmund gespielt hat und sich auf die Rückkehr in sein ehemaliges Stadion freut: Christoph Metzelder. Der 28-Jährige spricht im Exklusiv-Interview mit unserer Zeitung über seine Perspektiven bei Real, die neuen Arbeitskollegen Cristiano Ronaldo und Kaka und einen Metze-Zuschauerblock.

Herr Metzelder, nach mehr als zwei Jahren kehren Sie am Mittwoch erstmals als Spieler in den Signal Iduna Park zurück. Fühlen Sie schon Anspannung und Vorfreude oder rücken die Erinnerungen an ihr letztes Spiel dort am 12. Mai 2007 gegen Schalke 04 in den Vordergrund, als Sie beim 2:0 beide BVB-Tore vorbereitet haben?

Christoph Metzelder: Ich verbinde mit dem Westfalenstadion beziehungsweise dem Signal Iduna Park schon sehr intensive Erinnerungen. Dort habe ich mein erstes Spiel als Profi gemacht, meine erste Meisterschaft gefeiert, das Comeback nach meiner Verletzungspause gegeben und die Mannschaft als Kapitän auf den Platz geführt. Das 2:0 gegen Schalke war natürlich ein würdiger Abschied. Eine bessere Dramaturgie hätte es nicht geben können.

Es bleiben auch bittere Momente in Erinnerung. Das 0:2 gegen Italien im WM-Halbfinale 2006.

Metzelder: Das war eine meiner bittersten Niederlagen. Wir selbst und die Fußball-Welt hatten geglaubt, dass wir Weltmeister werden können. Und dann wirst du so kurz vor Schluss brutal aus den Träumen gerissen.

Trotzdem überwiegt die Vorfreude?

Metzelder: Ja. Ich freue mich unglaublich, möchte die Möglichkeit nutzen, um mich noch einmal von den Fans zu verabschieden. In einem ganz persönlichen Moment. Am 12. Mai 2007 bestand dazu nicht die Gelegenheit. Nach dem Sieg gegen Schalke ging es mir und den Fans darum, zu feiern und nicht wehmütig Abschied zu nehmen.

Sie haben in Dortmund gespielt und treten jetzt zu Heimspielen im Stadion Santiago Bernabéu an, in das genauso viele Zuschauer passen. Ist ein Vergleich möglich?

Metzelder: Ich habe ja das Privileg, dass meine Profistationen bislang zwei besondere Traditionsvereine mit zwei Fußballtempeln sind. In Madrid sind Historie, Tradition und die mit dem Stadion verbundenen Erfolge sicher noch größer. Deshalb haben wir bei Real ein „gesetzteres“ Publikum. Und Fußball wird in Spanien anders wahrgenommen. Die Fans konsumieren ein schönes Spiel. Vergangene Saison haben wir 2:6 gegen den FC Barcelona verloren. Eine bittere Heimniederlage. Trotzdem haben unsere Fans am Ende geklatscht, denn sie haben ein sensationelles Spiel gesehen. Das wäre in Deutschland, im Ruhrgebiet, in Dortmund unvorstellbar. Die Atmosphäre ist ganz anders. Davon habe ich meinen Mitspielern vorgeschwärmt. Und jetzt sind sie gespannt und wollen es Mittwoch erleben.

Sie wurden vor Ihrer Rückkehr bestimmt mit Kartenanfragen überhäuft. Wie viele „Friends and Family of Metzelder“ werden im Stadion sein?

Metzelder: Etwa 100. Es wird wohl einen ganzen Metze-Block geben. Und dank der Kontakte und Freundschaften, die ich zum BVB und dessen Vermarkter Sportfive habe, konnte ich alle Wünsche erfüllen.

Es wird auch ein Wiedersehen mit ehemaligen Mitspielern geben. Sebastian Kehl, Roman Weidenfeller und Florian Kringe sind mit Ihnen eng befreundet.

Metzelder: Das wird schon was Besonderes, die Jungs wieder zu sehen, wir sind ja Freunde über den Fußball hinaus. Ich habe sogar die Befürchtung, dass Lars Ricken noch mal die Fußballschuhe schnürt. Mir liegt auch der Verein Borussia Dortmund weiter am Herzen. Ich bin immer noch Mitglied, habe die Kontakte nie abreißen lassen und freue mich vom Betreuer über die Physiotherapeuten bis zum Ordner Menschen wieder zu sehen.

Mit wem werden Sie Ihr Trikot tauschen?

Metzelder: Wir wechseln ja nach jeder Hälfte das Trikot, also habe ich zwei zur Auswahl. Allerdings spielen wir bei Real noch ohne Namen auf dem Rücken. Ich weiß nicht, ob sich das bis Mittwoch ändert. Ohne Namen sind die Trikots nicht so spannend.

Besonders begehrt werden die Trikots Ihrer neuen Mitspieler Cristiano Ronaldo und Kaka trotzdem sein. Was hat sich seit deren Ankunft in Madrid geändert?

Metzelder: Real Madrid ist ja nun seit mehr als 100 Jahren ein besonderer Klub, der auch besonders wahrgenommen wird. Aber das wurde jetzt alles noch mal getoppt. Beide gehören in die Kategorie „Ein Superstar pro Mannschaft“. Und wir haben jetzt zwei davon, zwei absolute Topspieler. Das ist … einfach gigantisch.

Wie ist der tägliche Umgang mit diesen Superstars?

Metzelder: Normal, Cristiano und Kaka fügen sich ein, es ist in der Kabine ein normales Miteinander. Es sind sicher spezielle Typen: Sie sind Fußball-Künstler mit herausragenden technischen Fähigkeiten. Sie zelebrieren Fußball, das hat man in den Testspielen schon gesehen. Die Zuschauer in Dortmund können sich freuen.

Sie spielen selbst das dritte Jahr bei Real Madrid. Wo sehen Sie sich im Moment?

Metzelder: Bislang habe ich ja nicht so viele Einsätze bekommen. In dieser Vorbereitung habe ich aber einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht, sowohl mit meinen Qualitäten als Sportler als auch in Sachen Respekt für meine Person. Unser neuer Trainer Manuel Pellegrini schätzt intensives und diszipliniertes Arbeiten und legt Wert auf die Defensive. Das kommt mir entgegen. Ich bin insgesamt sehr zufrieden.

Vor zwei Jahren saßen Sie beim Real-Testspiel in Hannover 90 Minuten auf der Bank, vergangenes Jahr spielten Sie in Frankfurt die zweite Hälfte. Stehen Sie in Dortmund jetzt in der Startelf?

Metzelder: Ob ich von Anfang an dabei bin, kann ich nicht sagen. Da Pepe die ersten vier Spiele gesperrt ist, testet der Trainer im Moment Innenverteidiger-Pärchen. Ich habe bis jetzt eine gute Rolle gespielt, die meiste Einsatzzeit bekommen. Meine Chancen stehen nicht so schlecht.

Vergangene Woche hat die Nationalmannschaft gegen Aserbaidschan in der WM-Qualifikation gespielt. An der Seite Ihres WM- und EM-Partners Per Mertesacker stand Serdar Tasci. Wann läuft dort wieder Christoph Metzelder auf?

Metzelder: Ich konnte es mir leider nicht anschauen, weil wir trainiert haben. Letzte Saison habe ich noch ab und zu mit Joachim Löw telefoniert. Zuletzt haben wir nicht mehr gesprochen. Als Sportler, denke ich, habe ich es selbst in der Hand, die Weichen zu stellen. Ich muss bei Real regelmäßig spielen. Dann kommt alles wieder von allein.

Wird man Sie wieder in der Bundesliga sehen? Neulich waren Sie bei Hertha BSC im Gespräch.

Metzelder: Das war eine Sommerloch-Geschichte par Excellence. Die Wege im Fußball sind unergründlich, man kann nichts ausschließen und ich verfolge die Bundesliga, sie hat weiter an Qualität gewonnen. Aber ich fühle mich in Madrid sehr, sehr wohl und habe hier noch bis 2010 Vertrag. Und ich sehe hier sportlich meine Chance.