Köln. . Bayern München kauft sich mit Mario Götze das Herzstück des ärgsten Konkurrenten Borussia Dortmund. Ein Transfer mit Methode. Denn den starken Rivalen die besten Spieler zu 'klauen', machen die Bayern seit Jahren - und durchaus mit System. Ein Überblick:

Borussia Mönchengladbach: Für die damalige Rekordsumme von 1,3 Millionen Mark verpflichten die Bayern 1980, ein Jahr nach dem Amtsantritt von Manager Uli Hoeneß, Calle Del'Haye von Borussia Mönchengladbach, dem Dauer-Rivalen der 70er. Dabei können sie mit dem Flügelstürmer allein schon vom System her wenig anfangen. Del'Haye wird zum Bankdrücker und spricht später gar von 'Psycho-Terror'. Als Gladbach 1983 und 84 wieder heranrückt, holen die Bayern auch noch Lothar Matthäus.

1. FC Nürnberg: Im Frankenland wächst ein Gefahre heran. Nürnberg wird nach dem Aufstieg 1985 nacheinander Zwölfter, Neunter und Fünfter. Also holen die Bayern nacheinander Hans Dorfner (1986), Stefan Reuter, Roland Grahammer (beide 1988) und Manfred Schwabl (1989). Der Club spielt künftig wieder in unteren Tabellenregionen.

1. FC Köln: 1989 werden die Kölner Zweiter und sitzen den Bayern mit dem forschen Trainer-Frischling Christoph Daum dicht im Nacken. Die Bayern geben 1,5 Millionen Euro für Jürgen Kohler aus und bekommen den Abwehrchef des Vize-Meisters. Der FC wird 1990 noch einmal Zweiter, danach ist er nie wieder so gut.

Karlsruher SC: Der KSC stürmt in den frühen 90ern die Bundesliga und sogar Europa. Trainer Winfried Schäfer spricht vom Meistertitel bis 2000. Nicht mit den Bayern. 1990 wechselt Michael Sternkopf an die Isar, 1991 Oliver Kreuzer, 1992 Mehmet Scholl, 1995 Oliver Kahn, 1997 folgen Thorsten Fink und Michael Tarnat. Nun sind die Badener mürbe, 1998 steigen sie ab.

1. FC Kaiserslautern: 1991 werden die Pfälzer sensationell deutscher Meister. Und die Münchner Zermürbe-Taktik beginnt. Im Jahr des Lauterer Titels holen sie Bruno Labbadia, 1993 folgt Jungstar Marcel Witeczek, weitere zwei Jahre später Spielmacher Ciriaco Sforza. In der Folge-Saison muss Kaiserslautern in die 2. Liga. Nach der Rückkehr wird der FCK 1998 wieder Meister und danach zweimal Fünfter. Also kaufen die Bayern erneut Sforza.

Werder Bremen: Unter Trainer Otto Rehhagel wird Werder zum größten Dauer-Konkurrenten seit Gladbachs Fohlen. Also greifen die Bayern zu altbekannten Mitteln: 1995 holen sie Andreas Herzog und Rehhagel, ein Jahr später nochmal Mario Basler. Werder stürzt ab und kommt erst Jahre später wieder nach oben. Und wieder schlägt Bayern zu: 2005 kaufen die Münchner Abwehrchef Valerien Ismael, zwei Jahre später Torjäger Miroslav Klose. Und sie verpflichten sogar Jan Schlaudraff aus Aachen, nur damit der nicht zu Werder geht. Nach Werders Vize-Titel 2008 zieht auch Tim Borowski zum Rekordmeister weiter.

VfB Stuttgart: Mit dem heutigen Bundestrainer Joachim Löw und dem "magischen Dreieck" Krassimir Balakow, Giovane Elber und Fredi Bobic wird der VfB zum ernsthaften Konkurrenten. 1997 werden die Schwaben DFB-Pokalsieger, Elber schießt beide Tore im Finale gegen Energie Cottbus - und geht danach zu den Bayern. Stuttgart erreicht im Jahr danach das Finale im Europapokal der Pokalsieger, wird in der Liga aber nur noch Elfter. 2009, nachdem der VfB nacheinander Meister, Sechster und Dritter wurde, holen die Bayern Mario Gomez für die Rekordsumme von 35 Millionen, die erst Götze nun überbietet.

Bayer Leverkusen: Um die Jahrtausendwende hat Bayer seine stärkste Zeit. Zwar versagen die Rheinländer immer im entscheidenden Moment, aber Bayern geht auf Nummer sicher. 2001 kommt Robert Kovac, nach Leverkusens 'Triple-Vize' 2002 folgen Ze Roberto und Michael Ballack, 2004 dann noch Lucio. Bayer war bis heute nicht Meister.

Schalke 04: Wie Leverkusen schaffte es auch Schalke in der Bundesliga nie, Meister zu werden. Aber auch dort bedient sich der Rekordchampion. Nach dessen drei Toren im legendären 6:6 im DFB-Pokal verpflichten sie Olaf Thon (allerdings nach Schalker Abstieg), ein Jahr nach Schalkes UEFA-Cup-Sieg 1997 holen sie Thomas Linke, nach dem Halbfinal-Einzug der Gelsenkirchener in der Champions League 2011 wechselt Torhüter Manuel Neuer die Seiten.

Keine Abwerbungen gab es lediglich beim HSV in den frühen 80ern und bei Dortmund Mitte der 90er. Dem BVB luchsten die Bayern nach dessen Vize-Meisterschaft 1992 immerhin Thomas Helmer ab. Bei Matthias Sammer, Stefan Reuter und Steffen Freund blitzen sie ab. Doch deren hochgepokerte Gehaltsforderungen trugen mit dazu bei, dass Dortmund in den Ruin stürzte. Insgesamt ist Götze erst der dritte Transfer vom BVB zum FC Bayern - neben Thomas Helmer war es Torsten Frings, der 2004 nach München wechselte.

So reagiert die Sportwelt auf den Götze-Wechsel

Stefan Effenberg

Ich hatte immer das Gefühl, dass er sich in Dortmund wohlfühlt. Aber so ist das Geschäft. Er sieht diesen Wechsel als Möglichkeit, den nächsten Schritt zu machen, und bei einem der besten Vereine der Welt zu spielen.

Lothar Matthäus

Die Fans fühlen sich veralbert. Die Aussagen, die Mario Götze in der jüngeren Vergangenheit getroffen hat, machen ihn unglaubwürdig. Das schadet dem ganzen Fußball.

Lothar Matthäus

Dass die Sache einen Tag vor einem der wichtigsten Spiele in Dortmunds Klubgeschichte herauskommt, ist nicht fair, einfach unglaublich. Das Spiel gegen Madrid wird für Götze von der Psyche her kein einfaches.

Lothar Matthäus

Den Bayern kann man zu diesem Transfer nur gratulieren. Aber von den Diskussionen um Uli Hoeneß kann es nicht ablenken, dafür hat sie zu große Kreise geschlagen.

Max Eberl

Das überrascht mich nicht. Man hat so was gehört im Markt. Für Bayern ist das natürlich ein Riesentransfer. Aber man sollte nicht zu schnell ins Extreme abgleiten und von schottischen Verhältnissen sprechen.

Max Eberl

Darüber auslassen kann man sich, wenn Bayern wirklich fünf Mal in Folge Meister geworden sein sollte. Der Götze-Transfer wird sicher auch zur Folge haben, dass ein oder zwei Spieler Bayern verlassen werden und Dortmund wieder groß einkaufen kann. Deshalb muss man erst einmal abwarten, was passiert.

Heribert Bruchhagen

Aus Sicht des FC Bayern halte ich das für eine geniale Idee, weil Mario Götze das größte deutsche Fußballtalent ist. Wenn ich Verantwortlicher bei Bayern wäre, hätte ich das auch gemacht.

Heribert Bruchhagen

Aus Sicht der Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga geht der Transfer aber nicht ganz konform mit den zuletzt geäußerten Gedanken von Uli Hoeneß.

Hans-Joachim Watzke

Wir sind natürlich über alle Maßen enttäuscht, betonen aber, dass sich sowohl Mario als auch sein Berater absolut vertragskonform verhalten haben.

Mario Basler

Beim FC Bayern haben sie mit Spielern vom Kaliber Super-Mario sehr gute Erfahrungen gemacht. Das ist mal Fakt! :-) Nun also der Herr Götze.

Felix Magath

Die deutschen Halbfinal-Chancen in der Champions League sehe ich seit heute kritischer. Der zu einem völlig ungeeigneten Zeitpunkt bekannt gewordene Wechsel von Mario Götze zum FC Bayern München hat schlagartig alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Felix Magath

Wer glaubt dieses Thema sei nur ein Problem für Borussia Dortmund, der täuscht sich. Meiner Meinung nach wird diese Personalie auch die aktuellen Bayern Spieler mehr beschäftigen als Jupp Heynckes zum jetzigen Zeitpunkt lieb sein kann.

Harald Strutz

Überhaupt nicht nachvollziehen kann ich den Zeitpunkt. Aber das hat wohl auch etwas zu tun mit der Diskussion um Uli Hoeneß. Dass sich der FC Bayern die besten Spieler der Bundesliga holt, ist die eine Seite.

Harald Strutz

Auf der anderen Seite ist auch die Diskussion angebracht, dass die Bundesliga interessant sein und bleiben muss. Wenn ein Spieler so wertvoll ist, muss ein Verein, der nicht in der wirtschaftlichen Situation ist wie Bayern München, auch reagieren."

Ottmar Hitzfeld

"Zu diesem Zeitpunkt hat mich die Nachricht schon überrascht. Dass Götze irgendwann zu Bayern gehen würde, war kein Geheimnis. Das war eine logische Folge seiner Entwicklung. Mich hat gewundert, dass Bayern ihn nicht schon vor einem oder zwei Jahren geholt hat, als man gesehen hat, dass Götze eines der größten Talente im deutschen Fußball ist. Seine Verpflichtung heißt vielleicht auch, dass der ein oder andere bei Bayern noch verkauft wird.

Ottmar Hitzfeld

Mario Götze steckt noch in der Entwicklung, ist noch nicht voll ausgereift. Er hat das technische Rüstzeug und die hohe Spielintelligenz, um alle Positionen in der Offensive zu spielen. Aber dass er mal Messi ablösen wird, glaube ich zurzeit nicht. Messi ist das Maß aller Dinge. Die Belastung, die nun auf Mario Götze lastet, ist unglaublich hoch. Ich weiß nicht, ob er das verkraftet in diesem Spiel gegen Real. Schon gegen Malaga hat er aus den Torchancen zu wenig gemacht."

Thomas Helmer

"Glückwunsch an den FC Bayern! Götze ist ein absoluter Klasse-Spieler. Doch bei Bayern findet er eine viele größere Konkurrenz vor. Das ist keine Wohlfühloase mehr, wo er der unumstrittene Star ist. Und man fragt sich auch, wer dann bei den Bayern gehen muss - trifft es sogar Leute wie Arjen Robben?

Thomas Helmer

Für Dortmund ist das eine extreme Schwächung, ein Schock für Fans und den ganzen Verein. Und wer weiß, wer da jetzt noch alles geht? Auch um Hummels, Gündogan und Lewandowski ranken sich ja viele Gerüchte. Am Ende hat der BVB vielleicht viel Geld, aber keine Mannschaft mehr."

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