Dortmund. . Zum ersten Mal in der Geschichte der Champions League stehen zwei deutsche Mannschaften im Halbfinale. Das heizt die Stimmung zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München an - schon vor der Auslosung. Ab 11.15 tickern wir die Entscheidung live.

Innerhalb von 69 Sekunden hat Borussia Dortmund in der Nachspielzeit der Viertelfinalpartie gegen den FC Malaga „etwas für die Ewigkeit geschaffen“, einen irrwitzigen 3:2-Sieg, der die Herzen der Schwarzgelben erst aussetzen ließ und dann so heftig ins Pumpen brachte, dass Schlimmes zu befürchten war.

Die Stimmung von Jürgen Klopp konnte danach in einer Höhenlage verortet werden, in der Blendgefahr bestand. Im Fußball aber geht es weiter und weiter, immer weiter. Schon am heutigen Freitag wird Schlag zwölf im schweizerischen Nyon in die Töpfe gegriffen, um die Kontrahenten für das Halbfinale der Champions League zu ermitteln.

Und Uli Hoeneß tat bereits kund, welchen Namenszug das Los für seinen FC Bayern tragen sollte: Borussia Dortmund, das sei der Gegner, „bei dem wir die meisten Chancen haben“: „Oder meinen Sie, dass Dortmund besser ist als Real oder Barcelona?“

BVB-Trainer Klopp findet Münchener Selbstbewusstsein "nachvollziehbar"

War eine Stimmungseintrübung beim BVB-Trainer auszumachen? Hat es ihn geschmerzt, dass der Bayern-Präsident die Borussia im Vergleich mit den weiteren Kandidaten Real „Ronaldo“ Madrid und FC „Messi“ Barcelona für ein Leichtgewicht des internationalen Fußballs hält, das mit weniger Anstrengung von der großen internationalen Bühne zu befördern wäre?

In Fußballdeutschland wurde sofort ein Diskussionskreis gebildet. Sollte Hoeneß? Darf Hoeneß? Wo bleibt denn bitteschön der Respekt? Klopp merkte am Donnerstag einfach an, dass es sich um „eine selbstbewusste Aussage“ handle und es „nachvollziehbar“ sei, dass der schon amtierende Deutsche Meister 2012/2013 „selbstbewusst ist“. Er schob dann aber noch mit tiefenentspannter Schärfe einen Satz nach: „Ich bin immer sehr dankbar, wenn man mir Vorlagen liefert.“

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Der Trainer meinte: Vorlagen, die er verwerten, die er bei der Vorbereitung seiner Mannschaft auf die eventuell zu bestreitende innerdeutsche Auseinandersetzung zum Herauskitzeln kleinster Motivationskrümel nutzen könnte. Vor der letzten Bundesligapartie, so Klopp, sei es ja so erschreckend still gewesen, kein Laut aus dem Bayerischen, nicht einmal ein provokantes Flüstern.

Die Situation vor dieser letzten Partie war jedoch auch eine andere. Zu diesem Zeitpunkt hatte der FCB die nationale Schale nicht in festen Händen. Zu diesem Zeitpunkt wurden bei der Kontoführung vier Ligasiege in Folge plus Pokaltriumph 2012 für die Westfalen verbucht, für die Bayern also fünf Gründe, sich in Demut zu üben.

Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer der Borussia, erlaubte sich auf diesen Kontostand hinzuweisen: „Die vergangenen Jahre haben ja gezeigt, dass wir gegen die Münchner durchaus das eine oder andere Spiel gewinnen können.“ Dass die Niederlage im Pokal in dieser Saison trotz aller vorherigen Erfolge den Respektspegel des deutschen Branchenführers gesenkt hat, ist nach den Äußerungen von Hoeneß allerdings offensichtlich.

Klopp erklärte, Schuld daran sei man selbst, weil man eben verloren habe, er fügte jedoch wieder etwas an, mit dem beschwingten Selbstbewusstsein eines Lederhosenträgers: „Daran müssen wir etwas ändern.“

Mit den Waffen der Psychologie

Weil die Kampfhandlungen auf dem Feld, auf dem mit den Waffen der Psychologie gefochten wird, bereits über den Charakter harmloser Scharmützel hinaus sind, obwohl nicht einmal das Los entschieden hat, dürfte die in der Historie bisher einmalige Konstellation mit zwei deutschen Klubs in einem Halbfinale der Königsklasse noch für einigen Zündstoff sorgen.

Es sei denn, alle Kampfhandlungen werden sofort eingestellt. Weil zum Beispiel Bundestrainer Joachim Löw diese Konstellation als wunderbar für den deutschen Fußball empfindet: „Das bringt jeden einzelnen Spieler in seiner Entwicklung weiter.“ Oder weil Klopp aufgibt: „Die Bayern sind nicht unser Traumlos, Barcelona nicht, Real auch nicht“, hat der Trainer zum Besten gegeben.

Er hat aber auch in diesem Fall etwas hinterher geschoben. Er sei trotzdem „froh, dass wir im Lostopf sind“. Was immer Losfee Ruud van Nistelrooy auch herauszaubern sollte.