Dortmund. Auch im Achtelfinal-Rückspiel gegen Schachtjor Donezk musste Felipe Santana bei Borussia Dortmund den erkrankten Mats Hummels vertreten. Santana erzielte beim Dortmunder 3:0 (2:0)-Erfolg das erste Tor für den BVB. Die Dortmunder zogen ins Viertelfinale ein.

Felipe Santana breitet die tätowierten Arme aus und läuft los. So richtig scheint er gar nicht zu wissen wohin, wohin mit all dem Glück, das ihm da gerade widerfährt. Seine stelzenartigen Beine tragen ihn irgendwie Richtung Haupttribüne, ehe ihn die Kollegen einfangen, umarmen, beglückwünschen. Sekunden vorher schraubt er seine 1,94 Meter in unglaubliche Höhen und wuchtet den Ball ins Tor. Es ist der erste Treffer beim 3:0-Sieg im Champions-League-Achtelfinale gegen Schachtjor Donezk.

BVB-Trainer Klopp ließ Santana vor dem Spiel in Ruhe

Es ist ein wichtiges Tor, wichtig für seinen Verein Borussia Dortmund, der nun erstmals seit 1998 wieder im Viertelfinale der Königsklasse steht. Wichtig für ihn, weil der Brasilianer zuletzt an Vertrauen eingebüßt hatte. Und weil er an diesem Abend eine schwere Last zu tragen hat. Mats Hummels, Dortmunds Abwehr-Souverän, fehlt an diesem Abend grippegeschwächt. Sein Fehlen bei der Pokalniederlage in München war als entscheidende Schwächung diagnostiziert worden. Nun soll es Santana auf höchstem europäischem Niveau richten. Latente Zweifel begleiten ihn zum Anpfiff.

„Ich habe ihn in Ruhe gelassen“, sagt Dortmunds Trainer Jürgen Klopp über seinen Umgang mit der Nummer 27: „Wenn man den Jungs zuviel erzählt, fangen die an nachzudenken.“ In einem fiebrigen Spiel an einem elektrisierenden Abend wie diesem ist das verheerend. Die Südtribüne, wo die treuesten Fans stehen, ist vor dem Spiel ein schwarz-gelbes Fahnenmeer, Blitzlichter zucken tausendfach über die restlichen Ränge.

Es geht um viel, jeder Fehler kann entscheidend sein. Donezk lauert, lauert auf ein Missverständnis, auf einen Fehler, um in irrsinniger Geschwindigkeit vor das Dortmunder Tor zu kommen. Die Bemühungen, ein eigenes Tor zu erzielen, sind in dieser Anfangsphase vergleichbar mit der Reparatur einer Hochspannungsleitung. Donezk glaubt an seine Chance.

Auch interessant

Bis Santana sich in der 31. Minute nach vorne schleicht, wie ein Hüne eben nach vorne schleicht. Er sieht den Eckball von Mario Götze auf sich zurasen, überspringt seinen Gegenspieler scheinbar mühelos und trifft ins Glück. Schachtjor sackt in sich zusammen als habe jemand den Strom abgestellt. Ein Wirkungstreffer. Mario Götze erhöht sechs Minuten später auf 2:0, Jakub Blaszczykowski macht später einen berauschenden Abend perfekt (59.).

Bittencourt küsst Santanas Goldköpfchen

Und Santana? Der erinnert sich nach seinem wegbereitenden Treffer dann doch noch schnell, zu wem er eigentlich laufen will. Quer über den Platz muss er, zur Dortmunder Reservebank, wo Leonardo Bittencourt schon auf ihn wartet, auf ihn deutet, sich auf den Kopf tätschelt, als wolle er darstellen: ,Hab’ ich’s dir nicht gesagt? Du machst ein Tor. Mit dem Kopf.’ Santana beugt sich herunter zum 23 Zentimeter kleineren Mittelfeldspieler, um sich seine Belohnung abzuholen. Ein Küsschen auf die Glatze, auf Santanas Goldköpfchen, das den BVB weiter vom großen Coup in Europa träumen lässt.