Dortmund. . Ist das real? Borussia Dortmund zwingt das allmächtige Star-Ensemble von Real Madrid mit 2:1 in die Knie und hat beste Chancen auf den Achtelfinaleinzig in der Champions League. Ein spannender, ein unglaublicher Abend. Mit Helden-Geschichten.

Feierlich ist der Moment. Die Schweinwerfer auf dem Dach werfen ihre dicken Lichtkegel auf den Rasen, in ihnen wirbelt feiner Regen wie Blütenstaub zu Boden. Auf den dröhnenden Tribünen zucken hundertfach, tausendfach Blitzlichter. Es sind die Sekunden vor diesem Fußballspiel, das schon eine Besonderheit ist, bevor es angepfiffen wird. Das liegt am Gegner: das große, schöne, teure Real. Übermächtig, mythisch. Den Nebel für den Auftritt hat es offenbar immer dabei. Es sind die Abende, für die Karrieren überhaupt erst begonnen werden. Ein Abend, dessen Geschehnisse für lange Zeit im Bewusstsein bleiben werden. Ein Abend für Träume, für Helden.

Kehl mäht Ex-Schalker Özil um

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Sebastian Kehl kennt all das. Er ist der Kapitän von Borussia Dortmund. 32 Jahre alt und damit eine echt Rarität in dieser jungen schwarz-gelben Mannschaft. Er war als einziger Dortmunder 2003 schon dabei, als die Paarung die gleiche war. Damals war er noch jung. 1:1 ging das Heimspiel aus. Eine gefühlte Niederlage. Kehl darf all das noch einmal erleben. Er ist gewillt, es zu genießen. Und sich aufzulehnen gegen dieses Madrid und seine sündhaft teuren Edelbeine. Geschmeidig wie Raubkatzen bewegen sie sich über den feuchten Rasen, die Borussen stürzen, schlingern, rutschen regelmäßig ins Nichts. Doch sie wehren sich.

Vor allem Sebastian Kehl und sein vollkontaktfreudiger Nebenmann im zentralen Mittelfeld Sven Bender. Das kriegt Mesut Özil, gebürtiger Gelsenkirchener, schon nach vier Minuten zu spüren. Kehl mäht den Könner in Weiß an der Mittellinie um. Die Botschaft ist unmissverständlich: Einfach wird das hier heute nicht für euch.

Kehl und Bender intrigieren im königlichen Spiel, sie stören aggressiv das Aufbauspiel, erzwingen Fehler, laufen die Lücken zwischen den Mannschaftsteilen zu – und nehmen den Stars, was ihnen am liebsten ist: den Ball.

„Wer jetzt einen Fehler macht, der verliert das Spiel“

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Kehl ist es, der das schwarz-gelbe Blut auch offensiv erstmals in Wallung bringt. Er schießt, aus 25 Metern, aber Real-Keeper Iker Casillas, natürlich einer der besten seiner Zunft, pariert problemlos. Dann wieder Kehl: Ballgewinn im Mittelfeld, schnelle Kombination, Abschluss wieder Kehl: Casillas fischt seinen Schuss noch aus dem Winkel.

Der BVB wittert seine Chance. Und bekommt sie. Innenverteidiger Pepe, einer der besten und berüchtigtsten seiner Zunft, spielt einen üblen Fehlpass, Kehl ist da, schaltet schnell, legt den Ball direkt auf Robert Lewandowski, der kühl zum 1:0 trifft. Das Stadion bebt. Nicht lange. Ausgleich durch Ronaldo zwei Minuten später. Halbzeit. Durchatmen. „Wer jetzt einen Fehler macht, der verliert das Spiel“, sagt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Dortmund erzwingt die Fehler nach dem Wiederbeginn. Kehl und Bender beschaffen das kleine runde Ding für Mario Götze und Marco Reus, die nun wirbeln. Götzes Flanke wird abgewehrt, mit Anlauf kommt Marcel Schmelzer angerauscht und drischt den Ball zum 2:1 ins Tor. Er ist der Held des Abends. Wie Kehl. Wie Bender. Wie alle in den schwarz-gelben Hemden an einem unvergesslichen Abend.