Manchester. In einem spektakulären und hochklassigen Fußballspiel sah Borussia Dortmund bei Manchester City lange wie der Sieger aus. Ein unglücklicher wie umstrittener Handelfmeter brachte den deutschen Meister um den verdienten Lohn. Aber: Borussia Dortmund kann doch Europa.

Borussia Dortmund kann doch Europa. Mit dieser wohltuenden Erkenntnis trat Klub-Boss Hans-Joachim Watzke am Ende eines aufregenden Fußballabends vor die Journalisten und schickte beste Grüße an Bayern Münchens Präsidenten Uli Hoeneß. 'Wir haben die zum Teil fast gehässigen Kommentare widerlegt, wir können nicht international', sagte der 53-Jährige nach dem spektakulären 1:1 (0:0) des deutschen Meisters in der Champions League beim Starensemble des englischen Titelträgers Manchester City. Voller Stolz ergänzte Watzke: "Wir haben ein wunderbares Spiel gemacht."

Neven Subotic: "Soll ich mir die Hand abschneiden?

Das zweite Gruppenspiel war unbestritten die beste Vorstellung des BVB seit der Rückkehr auf die internationale Bühne vor zwei Jahren. Und es wäre wohl der perfekte Coup geworden, wenn der tschechische Schiedsrichter Pavel Kralovec in der 90. Minute nicht auf den Elfmeterpunkt gezeigt hätte. "Der Ball wird mir aus gefühlten zehn Zentimetern an die Hand geschossen. Wieso bin ich der Pechvogel? Soll ich mir die Hand abschneiden? Das ist ein Albtraum. Ich werden heute Nacht nicht schlafen können", klagte Neven Subotic.

Der Innenverteidiger des BVB schien untröstlich, nachdem er ManCity durch sein Unglück den schmeichelhaften Ausgleich ermöglicht hatte. Mario Balotelli verwandelte sicher. "Kein Vorwurf an Neven. Wer jemals Fußball gespielt hat, weiß, dass man bei dieser Abwehrbewegung die Arme nicht am Körper haben kann", sagte Marco Reus, der die Borussia in Führung geschossen hatte (61.).

Auch bei dem Ex-Gladbacher überwog die Enttäuschung über den Punktverlust, nachdem die Borussia das Spiel in der zweiten Halbzeit an sich gerissen hatte. Unter anderem zwei Aluminiumtreffer von Mario Götze und ein überragender Joe Hart im Tor der Gastgeber verhinderten den Dortmunder Triumph.

"Ich habe zwiespältige Gefühle. Es war ein großartiges Fußballspiel, aber wir hätten gewinnen müssen. Wir hatten die Chancen zum 2:0", resümierte Sportdiektor Michael Zorc. "Taktisch großartig" fand Trainer Jürgen Klopp die Vorstellung seiner Mannschaft. "Das war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Wir wollten uns mit dem BVB in dieser Saison anders darstellen als im vorigen Jahr", sagte der 45-Jährige.

BVB zeigt eine reife Leistung

Gesagt, getan: Die Borussia lieferte eine reife Leistung ab, die für die weiteren Spiele in der Hammer-Gruppe der Königsklasse Mut macht. Mit vier Punkten schuf sich der ungeschlagene Double-Gewinner eine gute Ausgangsbasis für die bevorstehenden Duelle mit Real Madrid - zuerst zu Hause (24. Oktober).

'Wir haben gezeigt, dass wir gegen jede Mannschaft der Welt bestehen können', sagte Mats Hummels, der wegen einer Hüftverletzung ausgewechselt werden musste. Der Nationalspieler ergänzte: "Es hat heute unheimlich Spaß gemacht zu spielen." Daran änderten auch die "drei, vier großen Chancen" der Citizens in der ersten Halbzeit nichts.

BVB kassiert spätes 1:1

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Das größte Kompliment kam vom dreimaligen englischen Champion, dessen Heimserie im Europacup von nunmehr 18 Heimspielen ohne Niederlage arg wackelte. "Ich habe mit Spielern von ManCity gesprochen", berichtete Subotic, "die haben gesagt, sie seien ewig nicht mehr so an die Wand gespielt worden wie von uns. Ein 8:6 für uns wäre gerecht gewesen."

Der BVB hat im Etihad-Stadion gegen die Weltauswahl eines Scheichs aus Abu Dhabi - 220 Millionen Euro standen am Mittwoch auf dem Platz - einen bleibenden Eindruck hinterlassen. "Wir sind sehr von uns überzeugt und nehmen aus Manchester unter anderem für die Bundesliga mit, dass die Leistung stimmt", sagte Hummels und humpelte aus den Stadion-Katakomben. Ob er am Sonntag in Hannover auflaufen könne? "Derzeit könnte ich nicht einmal Boccia spielen", sagte der 23-Jährige. (sid)