Essen. Dem BVB ist die defensive Grundordnung abhanden gekommen. Gegen Frankfurt kassierte der Deutsche Meister erneut drei Gegentore. Klopp muss die Probleme schnellstmöglich beheben. Bender und Großkreutz können dabei helfen. Ein Kommentar.

Der BVB hat seine Ordnung verloren: Viele Chancen für Ajax Amsterdam in der Champions League, jeweils drei Gegentore in den Bundesliga-Spielen gegen Hamburg und Frankfurt. Schon acht Mal musste Roman Weidenfeller hinter sich greifen. Das gefällt Jürgen Klopp gar nicht. "Wir haben die drittmeisten Gegentore der Liga - das ist eine Scheiß-Statistik", schimpfte der Fußballlehrer. Zum Vergleich: In den beiden Meisterjahren fingen die Dortmunder sich nur 47 Gegentore in 68 Partien ein. Das Spiel gegen den Ball war einer der Eckpfeiler vergangener Jahre. Nun droht dieser zu kippen.

Hummels und Schmelzer patzen

Bei den Gegentoren von Stefan Aigner (49.) und Takashi Inui (51.) sehen die Nationalverteidiger Mats Hummels und Marcel Schmelzer schlecht aus. Nachdem der BVB im Mittelfeld überrannt wurde, gewährt Hummels Frankfurts Inui zu viel Platz. Schmelzer lässt Aigner ungestört schießen. Nur Sekunden später sind es erneut Hummels und Schmelzer, die nicht gut verteidigen. Linksverteidiger Schmelzer wird überspielt, Hummels unterbindet Aigners Flanke nicht. Im selben Spielzug folgt ein dritter Fehler: Lukasz Piszczek lässt den langen Pfosten unbesetzt, wodurch Inui und Pirmin Schwegler alle Zeit der Welt haben, auszuknobeln, wer die Verkettung Dortmunder Fehler bestrafen darf. Letztlich nickt der Japaner zum Ausgleich ein. Beim 3:3 patzt Hummels erneut: Nach einer kurz ausgeführten Ecke lässt der Innenverteidiger Anderson davonlaufen, der ohne große Mühe einköpft (73.).

Es ist die defensive Grundordnung, die dem Deutsche Meister fehlt. Um zu verhindern, dass das temporäre Problem zum Dauerzustand wird, muss Klopp über sein Personal nachdenken.

Die Fehler beginnen im Mittelfeld

Falsch wäre es, die Defensivschwäche nur auf die Viererkette zurückzuführen. Die Fehler im Spiel gegen den Ball beginnen bereits im Mittelfeld. Götze, Reus, Perisic, Blaszczykowski, Leitner und Gündogan geben allesamt etliche Offensivimpulse. In der Rückwärtsbewegung - beim Gegenpressing weisen die Ballkünstler jedoch erhebliche Defizite auf. Genau diese Qualitäten haben die Mittelfeldarbeiter Kevin Großkreutz und Sven Bender in den vergangen Jahren unter Beweis gestellt. Klopp muss im Mittelfeld wieder die richtige Mischung zwischen Offensive und Defensive finden. Denn schon früh hat sich in dieser Saison herauskristallisiert, dass Sebastian Kehl als einziger Defensivspezialist nicht ausreicht, um den Gegner früh unter Druck zu setzen – und vom eigenen Tor fernzuhalten.

Die eingespielte Viererkette ist in der Lage, ihre Fehler auf ein Minimum zu reduzieren. Das haben Hummels, Subotic und Co. in den vergangen Jahren bewiesen. Unmöglich ist es allerdings, die Fehler der Vorderleute auf Dauer auszubügeln. Das schafft selbst die beste Viererkette der Welt nicht. Mit mehr Stabilität im Mittelfeld – in Form von Bender und Großkreutz – wird der BVB wieder in die Erfolgsspur finden.

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