Dortmund. Der BVB ist auf einer Mission. Einer Mission, der Öffentlichkeit zu erklären, warum die Münchner weiterhin – und wahrscheinlich auf ewig – erster Titelanwärter in Deutschland sind. Es sei „keine Tiefstapelei“, zu sagen, dass Bayern der Favorit auf die Meisterschaft ist.
Michael Zorc ist ein angenehmer Gesprächspartner. Fragen beantwortet der Dortmunder Sportdirektor stets geduldig und ruhig, lautsprecherisches Gehabe ist ihm fremd. Nur dann, wenn sein BVB mal wieder dem FC Bayern gegenübergestellt wird, äußert er ein Anliegen mit einem leichten Nachdruck in der Stimme, der unterstreicht, wie wichtig ihm dieser eine Punkt ist: „Ich möchte nicht“, sagt Zorc, „dass alles, was wir tun und machen, mit Bayern München verglichen wird.“
Keine Fehde mit dem Reviernachbarn aus Gelsenkirchen
Ein frommer Wunsch, haben die Schwarz-Gelben in den letzten beidenJahren den Konkurrenten aus dem Süden doch gleich reihenweise auf die Bretter geschickt und sich damit zwangsläufig als Schwergewicht der Bundesliga etabliert. Die Zeiten, in denen in den Medien darüber spekuliert wurde, ob der BVB möglicherweise den Hamburger SV und Werder Bremen überholen kann oder doch noch von den aufmüpfigen Neureichen aus Hoffenheim überholt wird, sind vorbei. Selbst die eigentlich zeitlose Fehde mit dem Reviernachbarn aus Gelsenkirchen flammte zuletzt etwas seltener auf. Die Maßstäbe haben sich eben verändert.
Abbringen von ihrer Mission, der Öffentlichkeit zu erklären, warum die Münchner weiterhin – und wahrscheinlich auf ewig – erster Titelanwärter in Deutschland sind, lassen sie sich in Dortmund angesichts dieser Veränderungen jedoch nicht. Der sportliche Erfolg sei zwar nicht zu bestreiten, doch wegen der weiterhin besseren wirtschaftlichen Bedingungen des FC Bayern sei es „blauäugig zu glauben, man könnte auf Jahre hinweg die Meisterschaft dominieren“, betont Zorc, der ergänzt: „Da wir uns gerne an Fakten und Realitäten orientieren, ist es keine Tiefstapelei, wenn wir sagen, dass Bayern München der Favorit auf die Meisterschaft ist.“
Andere Vereine haben auch gute Mannschaften
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Davon abgesehen sträubt sich der 49-Jährige dagegen, permanent von einem Zweikampf zwischen der Borussia und dem FC Bayern zu sprechen. „Es gibt noch ein paar andere Vereine, die ein gutes Team haben und nicht umsonst zuletzt vorne dabei waren. Schalke 04, Borussia Mönchengladbach und bestimmt wieder eine Überraschungsmannschaft.“
Keinen Hehl macht Zorc freilich daraus, dass der BVB in einem anderen, für die Zukunft äußerst wichtigen Punkt, in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung erlebt hat. Die Anziehungskraft, die Dortmund und Trainer Jürgen Klopp auf talentierte Nachwuchsspieler haben, ist enorm gestiegen. „Wir sind bei jungen Spielern, die erfolgshungrig sind und sich weiterentwickeln wollen, eine erstklassige Adresse, weil wir bewiesen haben, dass wir in der Lage sind, junge Spieler sehr gut zu entwickeln“, weiß Zorc. Und auch bei dieser Aussage ist der Nachdruck in seiner Stimme zu hören. (RevierSport)