Dortmund.. Was bleibt den BVB-Fans nach dieser überragenden und historischen Saison von Borussia Dortmund? Sicher, das Double, die Titelverteidigung, das grandiose 5:2 und der fünfte Sieg über die Bayern in Folge. Außer Superlativen und Rekorden will unser Fankolumnist aber vor allem noch eins los werden: Dank!
An Tagen wie diesen...
…wünscht man sich Unendlichkeit, war wohl DER Song des Wochenendes.
Superlative, soweit man schauen und lesen kann. Borussia Dortmund hat sich und Millionen Fans nicht nur glücklich gemacht, sondern auch eine gefühlt ewig andauernde Dominanz des FC Bayern München einfach cool beendet. Was am Ende übrig blieb, waren nur noch bockige (Lahm-)Kommentare, die dies noch nicht einmal vor dem Hintergrund der Schießbuden-Neuer-Gesänge realisieren wollten.
Armes Bayern. Verhöhnt, verspottet, gedemütigt. Es war gewiss schon mal schöner an der Isar. Derweil gingen sensationelle Bilder friedlich feiernder Borussen durch die Republik.
Die deutsche Hauptstadt in Schwarz-gelb
Und als die schwarzgelbe Umklammerung der Hauptstadt gegen Sonntagmittag wieder nachließ, wurde den Berlinern schlagartig klar, welchem Highlight sie da den Rahmen bieten durften. Egal ob 18.000 in der Waldbühne, 30.000 im Marathon-Tor des Olympiastadions oder 10.000, die den Platz rund um Breitscheidplatz, Gedächtniskirche und Ku’damm fluteten – überall feierten Dortmunder Fans ausgelassen und fröhlich ihren BVB nach dem Motto: Bambule, Randale, Dortmund hat Pott und Schale.
In Berlin ist viel historisch Wertvolles passiert, doch Fußball gehörte – zumindest auf Vereinsebene – eher selten dazu. Doch es war gerade so, als wollte man den Hauptstädtern vor dem drohenden Abstieg ihres Clubs noch einmal die ganze Schönheit dieser Sportart samt aller Begleitumstände demonstrativ vor Augen führen.
„Kleine Dortmunder Wachablösung“
Ein Eindruck, dem sich auch der Blätterwalt nicht zu entziehen vermochte. Schwarz auf Weiß huldigte man dem Double-Sieger und adelte die famose Gesamtleistung sogar als „kleine Dortmunder Wachablösung“. Denn der BVB hatte in mehrfacher Hinsicht Geschichte geschrieben: Nicht nur, dass man den Rekord-Meister und -Pokalsieger nunmehr in fünf aufeinander folgenden Pflichtspielen hintereinander besiegte, was in absehbarer Zeit vermutlich nur wenigen Mannschaften gelingen wird, sondern auch dass man „den Roten“ und Nationalkeeper Neuer in einem Finale fünf Gegentore einschenken konnte.
Immer wieder mussten Jürgen Klopp und Michael Zorc in den vergangenen Wochen beantworten, warum denn der BVB den Bayern in dieser Saison so überlegen sei, obwohl die Champions-League-Finalisten sich - anders als in der Vorsaison – derzeit ja wahrlich nicht in einem schlechten Phase befinden. In der Liga holten sie 73 Punkte, was in den vergangenen zehn Jahren acht Mal zum Gewinn der Meisterschaft gereicht hätte. Sie standen souverän im DFB-Pokalfinale und können in der kommenden Woche im Endspiel der Champions League immer noch den höchsten europäischen Titel erringen. Doch Borussia Dortmund verbindet inzwischen Spielfreude mit Effizienz und hat zumindest hier den FC Bayern längst eingeholt. Die junge Mannschaft kann inzwischen auch dann drei Punkte holen, wenn die Leistung nicht optimal ist. Doch dass der deutliche Sieg im Pokalfinale verdient war, daran gab es hier wie da keinerlei Zweifel.
Trainer Klopp und die Tränen
Den Höhepunkt eines phantastischen Wochenendes bildeten am Sonntag dann die Feierlichkeiten, die um 18.09 Uhr mit der Umrundung des Borsigplatzes ihren Anfang nahmen. Dort, an der Geburtsstätte des BVB, warteten so viele Menschen, dass Coach Jürgen Klopp sogar mit den Tränen kämpfen musste.
Sichtlich zufrieden pilgerten die vielen schwarzgelben Anhänger in die Bierstadt und bescherten – wie an den Tagen zuvor den Berlinern - nun auch den Dortmunder Wirten Rekordumsätze. Und mancher fragte sich ernsthaft, ob das denn nicht einfach so weiter gehen könnte.
Wir sagen: DANKE BORUSSIA! Danke für eine sensationelle Saison und unvergessliche Stunden!
Holger W. Sitter, 14.05.2012 (www.die-kirsche.com)