Berlin. Der BVB und der FC Bayern fiebern dem DFB-Pokalfinale entgegen. Während die Bayern unbedingt die vierte Niederlage gegen den BVB in Folge verhindern wollen, hoffen die Borussen auf das erste Double der Vereinsgeschichte.
Keine Wut, keine Häme oder Überheblichkeit, keine Sticheleien: Einen Tag vor dem 69. DFB-Pokal-Finale in Berlin zollten sich die Protagonisten des deutschen Fußball-Meisters Borussia Dortmund und von Deutschlands Vorzeigeklub Bayern München einmal mehr allergrößten Respekt. Die Trainer Jürgen Klopp und Jupp Heynckes und die Kapitäne Sebastian Kehl und Philipp Lahm machten Werbung für ein Pokalduell, das in die Geschichtsbücher eingehen könnte.
"Dieses Spiel zwischen diesen beiden Mannschaft in dieser Konstellation wird niemand verpassen. Ich gucke sehr gern Fußball und Pokalendspiele. Es ist ein Endspiel, das von Mannschaften bestritten wird, die aus einer der besten Ligen Europas kommen. Wir werden auftreten, als ob es Wembley oder Wimbledon ist", sagte BVB-Coach Jürgen Klopp auf der Pressekonferenz am Freitag in den Katakomben des Olympiastadions in Berlin.
74.834 Zuschauer, Übertragung in 150 Länder
Berlin seit mehr als zwei Jahrzehnten das deutsche Wembley, vielleicht nicht ganz so traditionsbeladen, aber immer ein absolutes Highlight für deutsche Fans. Dass knapp vier Wochen vor dem Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine gegen Portugal (9. Juni) aber das Beste vom Besten aus der Bundesliga aufeinandertrifft, ist mehr als ein Aufgalopp zu einer Reihe von Festwochen. 74.734 Zuschauer werden am Samstag zum Anpfiff um 20.00 Uhr im Stadion sein. In mehr als 150 Länder wird das Duell BVB gegen Bayern übertragen.
Es bedurfte im Vorfeld keiner Beleidigungen oder besonderer Animositäten, um dieses Finale zu hypen. Die sportlichen Zahlen tun das. Der BVB wurde zum zweiten Mal Meister und das in Rekordmanier. 81 Punkte, 28 Spiele innerhalb einer Saison ohne Niederlage, 25 Siege und 47 Punkte in einer unglaublichen Rückrunde. "Wir sind die beste Mannschaft, die es jemals gab - Wahnsinn.", sagte Nationalspieler Mats Hummels in der Bild-Zeitung. Diesen Fakten kann niemand widersprechen, Jupp Heynckes tat dies auch nicht. "Der amtierende Meister mit dem Rekordergebnis ist Favorit. Mir würde der Pokal viel bedeuten, aber ich habe schon viel erlebt, Siege und Niederlagen im Europapokal", sagte der 67-Jährige.
Vier Niederlagen in Folge gegen Dortmund
Diese entspannte Haltung sollte aber keineswegs signalisieren, dass die Bayern dem BVB freiwillig den Weg zum ersten Double in der 103-Jährigen Vereinsgeschichte ebnen wollen. Im Gegenteil. "Wir wollen den Titel holen, wollen alles geben. In den nächsten Wochen geht es darum, die Dinger einzufahren", sagte Philipp Lahm. Vier Niederlagen haben die Bayern in Folge gegen den BVB einstecken müssen, eine fünfte soll es nicht werden. "Wir sind dran zu gewinnen", sagte Jupp Heynckes dann auch.
Denn, der Fußball-Lehrer erinnerte ganz beiläufig, dass der FC Bayern keine ganz so schlechte Saison gespielt habe. "Mit 71 Punkten wäre der FC Bayern in den vergangenen zehn Jahren sechsmal Meister geworden", meinte Don Jupp. Unerwähnt blieben die 15 Siege in insgesamt 17 Pokal-Finals und 22 Meistertitel und sechs Triumphe auf europäischer Ebene. Auf diesen unglaublichen Erfolgen gründet der Ruhm der Münchner, der auch von den Dortmundern unbestritten ist.
Am 19. Mai gegen den FC Chelsea
Die Bayern können mit zwei Siegen innerhalb von einer Woche den Frust darüber abladen, dass man zum zweiten Mal in Folge im Meisterschaftsrennen das Nachsehen hatte. Denn am 19. Mai steht das Finale der Champions League in München gegen den FC Chelsea an. "Das Champions-League-Finale kann man nicht so einfach aus den Köpfen der Spieler streichen", sagte Heynckes. Man könnte vermuten, dass eine Niederlage gegen Dortmund nicht nur eine erneute Enttäuschung wäre, sondern auch die Angst vor einem Scheitern in der Königsklasse wachsen lassen könnte.
Nicht so beim Rekordmeister. "Wenn man keinen Titel gewinnt, ist es keine gute Saison. Bestenfalls eine ordentliche. So ist das bei Bayern. Das ist man gewohnt. Wo ist man Druck gewohnt, wenn nicht bei Bayern München?", sagte Nationalmannschaft-Kapitän Philipp Lahm. Aus diesem Grund ist es auch für Jupp Heynckes selbstverständlich, dass man im Falle eines Sieges gegen Dortmund keinen Veitstanz aufführen werde, es steht ja noch das große Finale an. "Das verbietet sich von vornherein. Die Spieler wissen, wie sie sich zu verhalten haben", sagte Heynckes.
In Dortmund darf man feiern, egal, was passiert. Nach Rückkehr am Sonntag Eintrag ins Goldene Buch der Stadt, dann Meistercorso durch Menschenmassen von einer geschätzten Viertelmillion. Doch eine Pleite ist für Sebastian Kehl undenkbar: "Routine kehrt in einem solch geilen Klub nie ein. Ich habe das Finale 2008 gegen die Bayern verloren, diesmal soll es anders sein." Schließlich, so Jürgen Klopp, sei der Verein "nach 103 Jahren einfach dran" mit dem Double. (dapd)