Berlin. Lange Zeit lebte Mario Götze zwischen Hoffen und Bangen. Doch rechtzeitig zum Pokalfinale und vor der EM meldete sich der Nationalspieler vom Meister Borussia Dortmund zurück. Dennoch wird das 'Jahrhunderttalent' das Fußball-Fest in Berlin zunächst von der Bank aus erleben.

Mario Götze schießt, dribbelt und sprüht vor Spiellaune wie in seinen besten Zeiten. Die Kiebitze beim Training von Borussia Dortmund während der Woche waren sich einig: Unser Mario ist wieder da! „Er wird jeden Tag besser, ist unheimlich gut drauf“, bestätigte Trainer Jürgen Klopp. Dennoch wird das Fußball-Juwel das Pokal-Finale am Samstag (20.00 Uhr/DerWesten-Liveticker, ZDF und Sky) gegen Bayern München zunächst auf der Bank erleben.

"Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er eingewechselt wird“, sagte Klopp immerhin. Ein 90-Minuten-Fight wie der gegen die Bayern um das erste Double der Vereinsgeschichte kommt für den 19 Jahre alten Nationalspieler nach viermonatiger Verletzungspause noch zu früh. „Natürlich möchte ich immer spielen. Aber manchmal muss man sich zwingen, geduldig zu sein", verriet Götze.

Götze ist gereift

Der Edeltechniker wirkt in diesen Tagen mit seinen Äußerungen gefasst und gereift. Viel gelernt habe er in seiner Leidenszeit, seit im Wintertrainingslager im spanischen La Manga eine Schambein-Entzündung diagnostiziert wurde. Der Körper des Youngsters wehrte sich gegen die Belastung.

Nach insgesamt 39 Pflichtspielen für den BVB in der Bundesliga, in der Champions League und im DFB-Pokal sowie elf Einsätzen in der Nationalmannschaft kam das vorläufige Aus. Was folgte, beschrieb Götze als „schwerste Zeit“ seines Lebens. Von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer bereits als „Jahrhunderttalent“ und von „Kaiser“ Franz Beckenbauer als neuer „Messi“ geadelt, musste sich der Power-Fußballer im Geduldsspiel üben.

Reha mit Mertesacker und Petkovic

Im Reha-Zentrum des DFB-Physiotherapeuten Klaus Eder in Donaustauf absolvierte Götze ein individuelles Training. Und sah sich mit dem Nationalmannschafts-Kollegen Per Mertesacker und Tennisspielerin Andrea Petkovic in prominenter Gesellschaft.

Eine Zentnerlast fiel Götze von der Seele, als ihn Klopp am 21. April zur Entscheidung um die Meisterschaft gegen Mönchengladbach (2:0) in der 73. Minute für Shinji Kagawa wieder auf den Rasen schickte. „Es war ein tolles Gefühl, endlich wieder dabei zu sein. Vier Monate ohne Spiel sind schwer zu verarbeiten.“

Erstes großes Turnier mit der Nationalmannschaft

Die Fans feierten ihren Mario, der zudem kurz zuvor mit seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2016 die Spekulationen um einen Wechsel zu einem europäischen Top-Klub beendet hatte. Er fühle sich wohl in Dortmund und wolle mit seiner Mannschaft noch viel erreichen, ließ er wissen. Dazu gehören unter anderem der Gewinn des DFB-Pokals am Samstag und natürlich die erste EM in Polen und der Ukraine Anfang Juni, seine erste Teilnahme an einem großen Turnier mit dem Nationalteam.

„Dass Mario fit ist, ist vor allem eine gute Nachricht für Bundestrainer Joachim Löw“, sagte Klopp. In Dortmund konnte er den Ausfall eines der größten Talente im deutschen Fußball seit vielen Jahren kompensieren, weil der Pole Jakub Blaszczykowski auf der rechten Mittelfeldseite die Saison seines Lebens spielt und seine Anwartschaft auf einen Platz in der Anfangsformation beim Cup-Endspiel nicht zuletzt mit zwei Treffern beim Saisonfinale am vergangenen Samstag gegen Freiburg (4:0) untermauerte.

„Was die Mannschaft in der Rückrunde geleistet hat, ist phänomenal“, sagte Götze. Denn auch ohne ihn holte der BVB 38 von 42 möglichen Punkten. Das sei für ihn der Beweis, „dass wir Ausfälle gut kompensieren können“. Doch nun ist Götze wieder bereit - für den Konkurrenzkampf, das Pokalfinale und die EM. (sid)