Dortmund. . Der erneute Meistertitel garantiert Borussia Dortmund Einnahmen in Millionenhöhe. Doch der Kurs der BVB-Aktie bricht ein. Sie rutschte unter die Marke von 2,40 Euro und lag teilweise über vier Prozent im Minus. Weil auch die Personalkosten gestiegen sind, sollen die Ticketpreise “moderat“ erhöht werden.
Borussia Dortmund ist abgestiegen: Am Wochenende feierte die Borussia ihren Meistertitel, doch am Montag ging die BVB-Aktie auf Talfahrt. Sie rutschte unter die Marke von 2,40 Euro und lag teilweise über vier Prozent im Minus. Ganz offensichtlich hat Deutschlands einziger börsennotierter Fußballverein auf dem Rasen deutlich mehr Erfolg als auf dem Börsenparkett. Dabei spült die Meisterschaft dem Unternehmen Millionen Euro in die Kassen. Der Konzern BVB steht wirtschaftlich blendend da.
Der Gegensatz von Titelgewinn und Kursrutsch ist für Sebastian Hein vom Düsseldorfer Bankhaus Lampe keine Überraschung. „Es handelt sich um Gewinnmitnahmen.“ Übersetzt: Als die Borussia im vergangenen Herbst ihre Siegesserie begann, war die Aktie begehrt und stieg im Preis – wegen der Aussicht auf den sportlichen Erfolg. Diese Erwartungshaltung ist nun erfüllt, also verkaufen die Anleger wieder. Nach diesem Muster lief es auch beim Titelgewinn im vergangenen Jahr.
BVB-Aktie als Sportwette?
„Bei dem Handel mit unserer Aktie kann man den Eindruck gewinnen, dass einige Spekulanten unsere Aktie als Sportwette interpretieren“, kommentiert Thomas Treß den Kursverlust. Er kam von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rölfs-Partner zur Borussia Dortmund GmbH & Co KG auf Aktien und verantwortet seitdem als zweiter Geschäftsführer neben Joachim Watzke die Finanzen. Nach dem erneuten Titelgewinn kann er mit Beträgen in Millionenhöhe kalkulieren.
„Die Einnahmen durch die Teilnahme an der Champions League lagen bei rund 30 Millionen Euro. Das dürfte in der kommenden Saison ähnliche Dimensionen erreichen“, sagt Treß. Durch Sponsoren flossen rund 50 Millionen Euro aufs BVB-Konto. Die zweite Meisterschaft in Folge dürfte weitere Geldgeber anlocken.
Außerdem: Nicht nur in der Bundesligatabelle hat der BVB die Bayern überholt, auch in der Rangliste der TV-Gelder. In der kommenden Spielzeit kann Treß 26,8 Millionen Euro buchen, in dieser Saison sind es 24,25 Millionen Euro. Beim Verkauf von Fanartikeln steuert der BVB auf 20 Millionen Euro zu.
Ticketpreise steigen mit der Inflation
Doch Treß sieht auch die Kostenseite. So erhalte das Team neben den Punkteprämien eine Meisterprämie. Die Personalkosten für die Profis werden für die nächste Saison mit 45 Millionen Euro veranschlagt, würden aber bei einer erneuten Titelverteidigung wohl auf über 50 Millionen steigen. Um gestiegene Kosten aufzufangen, „werden wir die Ticketpreise moderat in der Größenordnung der Inflationsrate erhöhen“, sagt Treß.
Der 45-Jährige, der gerne im Hintergrund arbeitet und bei seinem Amtsantritt nichts von Fußball verstand, hat nach den dunklen Zeiten der drohenden Pleite 2004 nun eine deutlich angenehmere Aufgabe. Das Geschäftsjahr 2011/12 werde mit dem besten Ergebnis abgeschlossen, das der BVB je hatte. Erstmals werde eine Dividende ausgeschüttet. Die Höhe stehe noch nicht fest. Treß: „Wir haben bewiesen, dass sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen können.“
Anleger in der Defensive
Dennoch bleiben die Anleger in der Defensive. Die Wahrscheinlichkeit, dass die BVB-Aktie jene elf Euro erreicht, mit denen sie auf das Börsenparkett startete, tendiert gegen Null. Sebastian Hein nennt den Grund: „Sportliche Ergebnisse sind für Anleger wichtiger als Quartals- oder Jahreszahlen.“ Das Unternehmen Borussia Dortmund sei mit großen Schwankungen und Unwägbarkeiten verbunden. Hein vergleicht dies mit einer aufstrebenden Softwarefirma.
Bleibe statt des Titels nur ein Mittelfeldplatz, sinke die Wirtschaftlichkeit. Einnahmen aus dem internationalen Geschäft oder TV-Gelder würden schrumpfen oder ganz wegfallen. Auch der eigentliche Wert des Vereins, der Profikader, unterliege Risiken. Die Spieler, selbst Unternehmer in eigener Sache, können sich verletzen oder zu einem anderen Verein wechseln.
Sebastian Hein: „Eigentlich ist ein Sportverein nichts für die Börse.“