Dortmund. Der VfB Stuttgart wird das 4:4 vom Freitagabend wohl lange Zeit in guter Erinnerung behalten. In Dortmund hingegen ärgert sich der deutsche Meister über einen verschenkten Sieg. Verantwortliche, Spieler und Trainer sind sich darin einig. Alle Blicke richten sich jetzt auf das Südderby der Bayern in Nürnberg.

Am Ende, lange nach Abpfiff, standen sie noch zusammen auf dem Rasen des Signal Iduna Parks. Tamas Hajnal und Marc Ziegler, die Ex-Dortmunder, die jetzt beim VfB Stuttgart beschäftigt sind. Und Michael Zorc, dieser ewige Dortmunder. Thema war das Spiel, das 4:4, das nicht einfach ein Spiel, sondern eine großartige, eine beeindruckende, eine außergewöhnliche Vorstellung auf der Bühne Bundesliga gewesen war. „Jetzt wissen auch wieder alle, warum sie so viel für die TV-Rechte blechen sollen“, sagte Jürgen Klopp.

BVB ließ zu viele Top-Torchancen ungenutzt

Das Duell Dortmund gegen Stuttgart hatte drei Mal einen Sieger. Aber am Ende hatte keiner der Duellanten gewonnen, wobei sich die Gäste besser fühlen durften. Und auch fühlten. „Dieses Ergebnis hilft uns auf unserer langen Rückfahrt“, gestand VfB-Trainer Bruno Labbadia, dessen Team im sechsten Spiel hintereinander ungeschlagen blieb. Der BVB hatte zeitig 2:0 vorne gelegen und mit seinen Top-Torchancen schon viel höher führen müssen. Schon zur Pause zeigte die Statistik beeindruckende 13:2 Torschüsse und 9:2 Torchancen für den Meister.

Doch anders als fünf Tage zuvor, als der Tabellenführer den Kölnern nach der Pause schnell den Todesstoß versetzt hatte, kam der Gegner dieses Mal zurück ins Spiel. Vedad Ibisevic und „Mister Doppelschlag“ Julian Schieber drehten das Duell, statt 2:0 stand es plötzlich 2:3 – zwischen der 70. und der 80. Minuten hatten die Schwaben das Spiel auf links gezogen. „In dieser Phase haben wir viele Fehler gemacht, die wir sonst nicht machen“, haderte Jürgen Klopp. Stellungsfehler, Abspielfehler, fehlende Absprachen, verlorene Zweikämpfe, die sich in Summe mit drei Toren rächten.

Auch interessant

Mats Hummels staunt über Mannschaftsleistung

Und trotzdem kam der BVB noch einmal zurück. Und wie. Meisterlich. „Wir haben nach dem Rückstand mit Unterstützung der Zuschauer ein unfassbares Spiel geliefert“, staunte der nicht ganz unbeteiligte Mats Hummels. Sein Strahl zum 3:3 (82.), Hummels erster Saisontreffer, eröffnete die zweiten Torreigen. Das 4:3 durch das eingewechselte Jubel-Monster Ivan Perisic sollte eigentlich Spiel-Höhepunkt und Spiel-Entscheidung in einer Aktion sein. Wäre da nicht der zweite Top-Joker Christian Genter gewesen, der die für den BVB bittere Pointe des Schauspiels setzte.

Nicht nur die Fans beider Klubs werden ein beeindruckendes, ein denkwürdiges Spiel in Erinnerung behalten. Zumindest bei den Dortmundern, den BVB-Verantwortlichen und den Fans, kehrte allerdings schon nach Abpfiff des Fußball-Festes Ergebnis-Ernüchterung ein, die spätestens nach dem Ausschlafen am Samstag ihre Kreise ziehen wird. "In der Kabine hat keiner gejubelt", bekannte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc. Hans-Joachim Watzke meinte: „Wenn es 3:3 ausgegangen wäre, hätte die Freude über den Punkt überwogen. Für den Außenstehenden bleibt es ein unfassbares Spiel, das für uns ein bitteres Ende hatte.“ Genauso sahen es auch Roman Weidenfeller und Mats Hummels. „Für mich ist es eine gefühlte Niederlage", sagte der BVB-Torwart. „Ich denke, dass wir an diesem Spieltag zwei Punkte verloren haben", sagte Hummels.

Bange Blicke auf das Südderby

Er wird wie seine Mitspieler am Samstag genau beobachtet haben, was die Bayern beim Südderby in Nürnberg machten. Weil der Rekordmeister dort siegte, dürften die Stör-Geräusche und verbalen Spitzen des zwischenzeitlich beerdigten, inzwischen aber wieder auferstandenen und erstarkten Tabellenzweiten in den kommenden Tagen erheblich zunehmen.