Dortmund. . Das DFB-Pokal-Halbfinale zwischen Borussia Dortmund und Greuther Fürth endete mit dem Tor von Ilkay Gündogan in letzter Minute dramatisch. Nach dem Abpfiff ging es aber emotional weiter für alle Beteiligten.

Die 120 Minuten zuvor waren ja schon aufregend. Die Nachspielzeit zur Nachspielzeit des Pokalkrimis von Fürth aber hatte es in sich. BVB-Kapitän Sebastian Kehl sprach von einer Erleichterung. Präsident Reinhard Rauball sagte: „Es gibt glückliche Stunden. Es gibt auch Sternstunden. Und das heute war eine glückliche Sternstunde.“ Aus einer Nacht großer Emotionen:

Der Becherwurf: Nach Gündogans trockenem Schuss wurde Hans-Joachim Watzke nass. Von oben kam ein voller Bierbecher geflogen. Dass die Fürther den Sitz des BVB-Bosses und jenen von Präsident Reinhard Rauball nur deshalb schwarzgelb angepinselt hatten, um in einem solchen Fall besser treffen zu können, ist aber nur ein übles Gerücht. Watzke jedenfalls war stinksauer. „Wenn ich den erwischt hätte...“ Erwischt hatte es Jakub Blaszczykowski. Der Pole wurde in der Dortmunder Jubeltraube vom Feuerzeug ei­ner tauben Nuss getroffen. Er sagt: „Es ist nichts Schlimmes – aber es ist dumm.“

Der Schmähgesang: „Torwartwechsel, Torwartwechsel, hey, hey“, schallte es aus der Dortmunder Kabine – bis Fürths Manager Rachid Azzouzi eingriff und um „etwas mehr Respekt“ bat. Was Ausdruck purer Erleichterung sein sollte, war vor allem: unnötig. Und bitter für Jasmin Fejzic. Der Ersatztorwart war von Mi­ke Büskens in Minute 118 für Max Grün eingewechselt worden. Zwei Minute später musste Fejzic das unglückliche Tor des Tages hinnehmen. Berührt hatte er den Ball zuvor nicht einmal. Lars Ricken fühlte sich bewogen, bei Facebook zu posten: „Danke Mike!“

Der Glaube: versetzt bekanntlich Berge. Oder Dortmund in einen Ausnahmezustand. Die Borussen jedenfalls haben nach eigenem Bekunden bis ganz zum Schluss daran geglaubt, dass sie es noch vor dem Elferschießen nach Berlin schaffen. Nicht zuletzt aus Eigennutz. „Also ich wollte es eigentlich ganz gern vorher zuende bringen“, erklärte Sebastian Kehl kurz vor Mitternacht – und fügte an: „Vor allem, weil ich gehofft hatte, dass wir dann noch in Dortmund hätten landen können.“

Der Glaube an die eigene Stärke ist aber auch nicht zu verachten. Nachdem Jürgen Klopp schon vor dem Halbfinale verraten hatte, keine Liste mit festen Elfmeterschützen zu haben, erklärte Torwart Roman Weidenfeller nach dem Spiel: „Ich hätte nicht gewusst, wo die hinschießen. Ich verlass mich da auf mein Gefühl. Ich bin nicht derjenige, der einen Zettel im Stutzen hat.“

Der Pöbler: Neven Subotic musste sich zur selben Zeit nicht nur einem ganzen Haufen Fragen stellen, sondern auch einem penetranten Pöbler standhaft bleiben. Als der den vom Sicherheitspersonal flugs eingeforderten Presseausweis nicht vorbringen konnte, flog er raus. Und hatte dabei, naja: das Aussehen ei­nes Häufleins.

Der Glücksbringer: Wir haben gelernt: Die Hose macht’s, beziehungsweise was von ihr übrig geblieben ist (siehe Hauptsport). Dass Pressesprecher Josef Schneck auch diesmal vorgesorgt hatte, war je­denfalls gut. Zwar zitterte der offensichtlich unter Flugangst leidende Lucas Barrios auf dem Rückflug bei einem minimalen Luftloch wie Espenlaub (was Felipe Santana und Neven Subotic zunehmend amüsierte), letztlich aber ist der Flieger mit den Pokalfinalisten an Bord um vor 2 Uhr sicher in Paderborn gelandet.

Der Ausblick: „Ich möchte nicht wissen, was jetzt bei uns in den Telefonleitungen los ist“, sagte Reinhard Rauball zu später Stunde. „Vielleicht campieren auch schon die ersten vor der Geschäftsstelle.“ Gut möglich, schließlich wartet in Berlin die nächste Sternstunde auf Borussia Dortmund.