Hamburg. Durch den Einzug des BVB ins Pokalfinale reicht in dieser Saison auch ein siebter Platz für die Teilnahme am europäischen Geschäft. Aus diesem Grund drückten im Pokal-Halbfinale einige Bundesligisten dem deutschen Meister die Daumen.
In der Brust von Jörg Schmadtke schlugen zwei Herzen. Auf der Bank der SpVgg Greuther Fürth saß in Mike Büskens immerhin ein alter Kumpel. Ganz Profi musste der Sportdirektor von Hannover 96 während des DFB-Pokal-Halbfinals am Dienstagabend dennoch Borussia Dortmund die Daumen drücken. Auch bei Werder Bremen und dem VfB Stuttgart jubelte man am Ende der Verlängerung über das 1:0 des BVB. Es war keine Verschwörung der "Großen" gegen den "Kleinen". Der Sieg der Dortmunder könnte für Hannover, Werder oder den VfB Millionen wert gewesen sein.
Gladbach und Bayern so gut wie qualifiziert
"Ich habe mit Mike Büskens bei Fortuna Düsseldorf zusammengespielt, wenn man aber ganz ehrlich ist, freuen wir uns schon über Dortmunds Sieg. In der Liga ist ja jetzt immerhin ein Europa-League-Platz mehr zu vergeben", sagte Schmadtke der Nachrichtenagentur dapd: "Für alle Klubs, die um den siebten Platz herum positioniert sind, vergrößert das natürlich die Chancen, nächstes Jahr international zu spielen. Der Kampf wird nun voll entbrennen."
Die Dortmunder und ihr am Mittwoch zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayern München zu ermittelnder Finalgegner sind bereits so gut wie sicher für das internationale Geschäft qualifiziert. Somit würde der Europa-League-Platz für den Pokalsieger frei und über die Bundesliga aufgefüllt. "Das erweitert unsere Möglichkeiten", sagte Werder-Trainer Thomas Schaaf: "Aber wir wollen in erster Linie mit starken Leistungen und Siegen auf uns selber schauen, ohne groß auf die möglichen Konstellationen achten zu müssen."
Bremen drückte dem BVB die Daumen
Auf ihrer Homepage hatten die Bremer schon vor dem Finaleinzug des deutschen Meisters unverblümt zum "Daumendrücken für Dortmund" aufgerufen. Eine Europa-League-Teilnahme wirft schließlich so Einiges ab: Erfahrung, Renommee und vor allem Zusatzeinnahmen. Hannover steht im laufenden Wettbewerb im Viertelfinale. Bereits jetzt hat der Klub ein Umsatzplus von rund 18 Millionen Euro erzielt. Als Gewinn soll am Ende fast eine zweistellige Millionensumme hängen bleiben. "Für die Entwicklung eines Vereins ist das sehr hilfreich", sagte Klubchef Martin Kind.
Darüber sind sie sich auch in Bremen bewusst. Jahrelang waren die Hanseaten Stammgast in der Champions League, nun würden schon die Einnahmen aus dem zweitgrößten europäischen Wettbewerb ein wichtiges Zubrot bedeuten. Torjäger Claudio Pizarro und Nationalkeeper Tim Wiese sollen gehalten werden. Und dann sind da noch der geplante Kauf des bisher nur ausgeliehen Abwehrspielers Sokratis sowie die Hoffnung auf weitere Verstärkungen - das alles kostet.
Leverkusen mit Focus auf Champions League
Die Hilfe des BVB war da äußerst willkommen. Zwar liegen die Bremer mit 39 Punkten derzeit ohnehin auf Platz sechs, doch das Polster ist alles andere als komfortabel. Hannover als Siebter hat nur einen Punkt weniger auf dem Konto. Dann lauern mit 36 Punkten schon die Stuttgarter. "Am Dienstag habe ich den Fürthern zum ersten Mal nicht die Daumen gedrückt", sagte VfB-Trainer Bruno Labbadia, der die Franken von 2007 bis 2008 selbst trainierte. Sogar für den VfL Wolfsburg (34 Punkte) ist die Europa League nun wieder in Reichweite.
Bei Bayer Leverkusen, mit 40 Zählern derzeit auf Rang fünf und nach den jüngsten Ergebnissen in akuter Gefahr weiter abzurutschen, will dieser Tage hingegen überhaupt keine Freude aufkommen. Nicht einmal über den Dortmunder Finaleinzug. Die Saison scheint ohnehin verkorkst. "Wir müssen in den nächsten Wochen sehen, dass wir den fünften Platz verteidigen", sagte Sportchef Rudi Völler. Man wollte in die Champions League. Da verbietet sich der Blick nach unten. (dapd)