Dortmund. . Nach verflixter Hinrunde ist Borussia Dortmunds Marcel Schmelzer zurück in der Spur. Und bald soll einer seiner Weitschüsse im Tor landen. „Im Training klappt das gut. Im Spiel sind es meist Direkt-Abnahmen mit viel Risiko.“

Marcel Schmelzer soll jetzt etwas Zeit haben, sich seinem neuen Wunschhobby zu widmen: Dem Klavierspiel, das er schätzen gelernt hat. Der 24-Jährige wollte schon im letzten Sommer Stunden nehmen, um vom Zuhörer langsam zum Klavierspieler zu werden.

Dann kam diese verflixte Hinrunde.

Schmelzer, der in der Meistersaison in allen 34 Liga-Duellen aufgelaufen war, spielte, wurde hier und da zeitig ausgewechselt und konnte auch mal gar nicht spielen. Beschwerden, Schmerzen, Verletzungen. Der Rücken, die Hüfte, das Knie. „Ich kam nie auf 100 Prozent“, sagt er. Die Folge ei­ner von Rückschlägen geprägten Saisonvorbereitung, die wiederum auf eine belastungsreiche Meistersaison samt Länderspiel-Abschluss folgte. „Ich hatte schon am Ende der letzten Saison leichte Beschwerden, habe es aber durch­gezogen.“

Rat von Klopp und Löw

Inzwischen spielt Marcel Schmelzer wieder vom Anpfiff bis zum Abpfiff. Die Winter-Vorbereitung, die Basis einer jeden Runde, konnte er voll und beschwerdefrei durchziehen. „Ich bin bei 100 Prozent. Ich habe ein ganz anderes Körpergefühl als in der Hinrunde. Ich vertraue meinen Muskeln, kann 90 Minuten laufen“, sagt der linke Außenverteidiger, der sich ganz auf das Training und die Spiele konzentrieren wollte und sich im Gespräch mit unserer Zeitung erstmals in der laufenden Rückrunde öffentlich äußert.

Auf dem Platz, auf seiner linken Seite, ist er präsenter als in der ersten Hälfte der Saison. In der Rückrunde hat der BVB erst vier Gegentore kassiert. Ein Liga-Topwert, der für die Stabilität und Qualität der Viererkette spricht. Für Schmelzer kein Grund, sich zurückzulehnen. „Ich kann mein Zweikampfverhalten noch verbessern. Das sagen sowohl Jürgen Klopp als auch Bundestrainer Joachim Löw“, verweist er auf den Experten-Rat von BVB und DFB. Dem erfolgreichen Zweikampf, dem Ballgewinn, folgt das schnelle Umschalten. „Das ist mir in den ersten Spielen der Rückrunde gut gelungen.“ An diese Vorzeige-Offensivarbeit will er anknüpfen.

In der Hinrunde erzielte „Schmelle“ zudem sein erstes Bundesliga-Tor für den BVB. In der Rückrunde ist er noch ohne Scorerpunkt – obwohl er regelmäßig per Fernschuss den Abschluss sucht. Wie auch Samstag in Augsburg, als der Ball aber Richtung Stadiondach entflog. „Im Training klappt das gut. Im Spiel sind es meist Direkt-Abnahmen mit viel Risiko. Oder ich bekomme den Ball auf rechts.“ Schlecht für den Linksfuß, der trotzdem nicht aufgibt: „Ich nähere mich langsam dem Tor“, sagt der 24-Jährige – und lächelt.

Das Tor also, als Ziel, auf das Marcel Schmelzer ebenso hinarbeitet, wie auf sein großes Ziel im Sommer: Die Europameisterschaft 2012 als sein erstes großes Turnier mit der A-Nationalmannschaft. Beim Länderspiel gegen Frankreich, dem letzten Test vor der Kader-Nominierung, war der Dortmunder nach dem Ausfall von Philipp Lahm eigentlich eingeplant. Es spielte aber der Hamburger Dennis Aogo. Und der sammelte so viele Minuspunkte, dass Bankdrücker Schmelzer zu den Gewinnern der Niederlage gehörte. „Natürlich war es schade, dass ich nicht gespielt habe. Aber ich will jetzt meine Leistung bringen und den Bundestrainer von meiner Qualität überzeugen, um für die EM nominiert zu werden“, sagt er. Ein engagierter, ein ambitionierter Profi: Das mögen Joachim Löw und Jürgen Klopp.

Das Titelrennen in der Liga, der Pokal-Endspurt und dann hoffentlich die EM. Die ersten Klavierstunden wird Marcel Schmelzer wohl frühestens im Spätsommer nehmen können.