Augsburg. . Den Pullover hatte er sich auf die Schultern gelegt, frisch geduscht eilte Roman Weidenfeller durch das Innerste der schnuckligen Arena zum Flieger, der die Meisterspieler von Borussia Dortmund noch am Abend von Augsburg zurück nach Westfalen brachte. Im Gepäck: nur einen Punkt. Zu wenig für den Tabellenführer?

Schlechte Laune wollte keiner von der schwarzgelben Reisegruppe verbreiten. Zu umkämpft war das Spiel, zu sehr sind sie Realisten, als dass sie nicht wüssten, dass man manchmal auch nur einen Punkt mitnehmen muss. Dass sie diesen einen zumindest einstrich und die erstaunliche Serie von ungeschlagenen Spieler in der Fußbal-Bundesliga auf ausbaute, verdankten sie auch Roman Weidenfeller.

Nie eine ehrliche Chance in der DFB-Auswahl

Mit seinen 31 Jahren scheint der Torwart in einer Form zu sein wie selten zuvor in seiner Karriere, der lange der Höhepunkt fehlte. Als einst nach Dortmund kam, fingen gerade die üblen Zeiten an, stets klopfte er zaghaft an die Tür der Nationalmannschaft und doch langte es nie zu einer ehrlichen Chance. Roman Weidenfeller stand im Tor, als der BVB im vergangenen Jahr seine feinen Aufführungen auf den Rasen zauberte, er kassierte die wenigsten Treffer der Liga und wuchtete am Ende der Saison die Meisterschale gen Himmel. Sein erster großer Titel. Einer, der bedeutet, innerlich ein wenig zur Ruhe zu kommen.

Auch interessant

Diese Ruhe strahlt er so sehr in dieser Saison aus wie nie zuvor. Weidenfeller macht kaum Fehler, entscheidende schon gar nicht. Wenn seine Vorderleute mal die Orientierung verlieren, dann redet er mit ihnen. Früher hätte er sie vermutlich angebrüllt, weil er es für richtig hielt. Heute ist er ausgeglichen. Und da, wenn man ihn braucht. Das ist nicht immer häufig, aber wenn es passiert, dann ist es umso wichtiger. So wie in der 47. Minute in Augsburg, als er den Gewaltschuss von Axel Bellinghausen mit einem Reflex parierte. Eine Großchance, Augsburgs beste Chance. Weidenfeller war da, sicherte zumindest einen Punkt. Einen Punkt, mit dem der Meister am Ende gut leben konnte - und weiterhin alle Chancen hat. Auf weitere Titel.