Berlin. Joachim Löw hat für den EM-Test am kommenden Mittwoch gegen Frankreich den formschwächelnden Stuttgarter Cacau nominiert. Auf BVB-Flügelmann Kevin Großkreutz hat der Bundestrainer wieder verzichtet. Gegen Frankreich will Löw nicht vordringlich auf die Resultatsherstellung achten.

In einem einzigen Satz hat Thomas Müller es auf den Punkt gebracht. „Wir wissen“, sprach der Münchner Bayer, „dass es ein entscheidendes oder ein sehr wichtiges Jahr werden kann.“ Müller war allerdings gar nicht anwesend, als Bundestrainer Joachim Löw im Berliner Glaspalast eines Autohauses das Aufgebot für das erste Länderspiel des Jahres bekannt gab und dies mit einem kleinen Ausblick auf die in Polen und der Ukraine anstehende Europameisterschaft verband. Müller wurde nur zugespielt, in einem Film, der das deutsche EM-Motto „Der Pulsschlag einer neuen Generation“ lebendig präsentieren sollte.

Doch auch Löw weiß, dass „die Erwartungen in Deutschland sehr, sehr hoch sind“. Er empfindet das „ein wenig als die Last der guten Tat“, als Last, die ihm und der Nationalelf durch starke Auftritte auferlegt wurde. Ob die Fußballnation als Ergebnis des diesjährigen Sommerausfluges schöne, leidenschaftliche Spiele der jungen Auswahl ohne die Vollendung des Titelgewinns akzeptieren würde, das ist deshalb die Frage. Entscheidendes Jahr also? Oder doch nur wichtiges Jahr? Der Bundestrainer findet: beides. Einerseits hegt er einen Titelanspruch. Andererseits sagt er: „Die Entwicklung dieser Mannschaft ist natürlich, egal, wie es bei der EM ausgeht, nicht abgeschlossen.“

Doch um die EM dreht sich 2012 alles. Die letzten Testbegegnungen sind für den 26. Mai in Basel gegen die Schweiz und am 1. Juni in Leipzig gegen Israel angesetzt. Am kommenden Mittwoch schon wird das Ensemble ohne die verletzten Stars Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski, Per Mertesacker und Mario Götze in Bremen gegen Frankreich antreten. Die Bender-Zwillinge Lars (Bayer Leverkusen) und Sven (Borussia Dortmund) sind nominiert.

Mit Bender und Bender

Auf BVB-Flügelmann Kevin Großkreutz hat Löw wieder verzichtet. Cacau, der formschwächelnde Stuttgarter, ist dagegen dabei. Ansonsten: keine Überraschungen. Ehemalige Nationalspieler mit aktuell herausragenden Rollen in ihren Vereinen – wie die Hannoveraner Jan Schlaudraff und Christian Pander oder Gladbachs Mike Hanke – wurden nicht berücksichtigt, weil Löw mit den Leistungen der Spieler, die er erwählt hat, „zuletzt immer zufrieden war“. Doch: „Die Tür ist ja nicht ganz zu“, beruhigte er.

Der Spalt, durch den man schlüpfen kann, dürfte schmal sein. Gegen Frankreich will der Bundestrainer nicht vordringlich auf die Resultatsherstellung achten: „Klar, wir wollen gewinnen. Aber andere Sachen sind mit Blick auf die EM wichtiger.“ Experimente personeller Natur sind damit wahrscheinlich. Und wer nicht teilnehmen darf, der ist weit, weit von der Tür entfernt.