Dortmund. Weil Jakub Blaszczykowski, Shinji Kagawa, Kevin Großkreutz und Robert Lewandowski stark sind, spricht derzeit niemand über den verletzten Götze. Das ist gut. Für den verletzten Spieler der in Ruhe genesen kann. Und für die Mannschaft, die trotz des Fehlens ihres Jung-Superstars offenkundig erfolgreich ist.

Die Voraussagen waren düster. Am Tag, an dem bekannt wurde, dass Mario Götze mit einer langwierigen Schambeinverletzung nahezu die komplette Rückrunde ausfallen würde, wurde dem BVB allerhand prophezeit. Fehlte nur, dass einer vom Untergang des Abendlandes gesprochen hätte. Und jetzt? Jetzt spricht niemand über Mario Götze. Das ist gut. Zweimal gut. Für den verletzten Spieler, der in Ruhe genesen kann. Und für die Mannschaft, die trotz des Fehlens ihres Jung-Superstars offenkundig erfolgreich ist.

Vier Siege hat die Borussia in den vier Bundesligaspielen nach der Winterpause geholt; und dabei elf Tore verbucht. Vergibt man für jeden Treffer und jede Vorlage jeweils ei­nen Punkt, dann gehen 17 dieser 22 Scorerpunkte auf das Konto der „Fantastischen Vier“ in Dortmunds Offensive: Jakub Blaszczykowski. Shinji Kagawa. Kevin Großkreutz. Robert Lewandowski.

Sie, die vor gar nicht langer Zeit mit Problemen zu kämpfen hatten, sorgen fürs Zählbare, was die Zahlen (Tore + Vorlagen) eindrucksvoll belegen:

2+3 Jakub Blaszczykowski hat gleich zum Rückrundenstart zweimal gegen den HSV getroffen und zudem ge­gen Hamburg, Hoffenheim und Leverkusen drei Vorlagen geliefert. So gut, weil entschlossen, weil mutig und selbstbewusst war Kuba schon lange nicht mehr.

Der Kapitän der polnischen Nationalmannschaft, der mit Blick auf die EM im eigenen Land und seinen eigenen, nur geringen Einsatzzeiten schon weg wollte, profitiert als direkter Vertreter Götzes am meisten von dessen Ausfall. In der jetzigen Verfassung ist er ein Gewinn für den Meister.

3+2 Shinji Kagawa hat sowohl gegen Hoffenheim als auch gegen Leverkusen das wichtige 1:0 erzielt, zudem das dritte Tor gegen die Kraichgauer. In Hamburg und Nürnberg trat er als Vorbereiter in Erscheinung. Manch ei­ner behauptet deshalb, Kagawa sei noch besser als vor seinem Mittelfußbruch.

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Der Japaner selbst hat nach seinem Geniestreich gegen Leverkusen mitgeteilt: „Ich spüre, dass ich körperlich stärker bin als vor einem Jahr. Ich kann jetzt weiter und länger laufen.“ Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil Kagawa mit Problemen in die Saison gegangen ist. Da waren die Spätfolgen seiner Verletzung, die ständigen Weltreisen zu Länderspielen, auch die Mehrbelastung im Verein. Heute ist er ein Garant für den perfekten Start in die Rückrunde.

2+2 Kevin Großkreutz hat die Erfolgsserie mit dem 1:0 in Hamburg eröffnet und gegen Hoffenheim für die Vorentscheidung gesorgt und zudem in beiden Spielen einen weiteren Treffer vorbereitet. Der Dortmunder holt wieder alles aus sich raus. Das war zwischenzeitlich anders.

„Am Anfang der Saison hatte ich eine schlechte Phase“, sagte Großkreutz dieser Zeitung Mitte November. „Aber jetzt bin ich wieder da.“ Im Februar 2012 ist er Stammspieler. Ivan Perisic, der seinen Platz im September für drei Spiele eingenommen hatte, sitzt auf der Bank. Mit insgesamt 20 Einsätzen und sechs Toren ist Großkreutz ein Eckpfeiler dieser Mannschaft.

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2+1 Robert Lewandowski hatte seinen Gala-Auftritt in Hamburg: zwei Tore, eine Vorlage. Dass er seitdem nicht mehr direkt an einem Treffer beteiligt war, bedeutet allenfalls zweierlei: Erstens war er durch seine Laufarbeit, sein Sperren, seine Magnetwirkung auf Gegenspieler mehrfach indirekt beteiligt. Und zweitens ist es zumindest wahrscheinlich, dass er am Samstag in Berlin wieder selber trifft. Die aktuelle „Durststrecke“ von drei Spielen ohne Treffer ist schon jetzt seine längste in dieser Saison.

Das bislang einzige Tor der Rückrunde, bei dem keiner dieser Vier seinen Fuß im Spiel hatte, war das 1:0 in Nürnberg. Vorarbeit Piszczek, Tor Kehl. Eine andere Geschichte.